Roaming

Günstigeres Roaming: Neuer Euro-Tarif kommt am 1. Juli

Neben geringeren Gesprächspreisen entfällt auch die Kostenfalle Mailbox
Von Marc Kessler

Mittlerweile wird es fast schon zur (für Verbraucher angenehmen) Tradition: Alljährlich im Sommer sinken die Preise für Roaming-Gespräche innerhalb der EU-Länder. Ab kommendem Donnerstag - also zum 1. Juli - ist es erneut soweit: Die Preise für ankommende und abgehende Gespräche in der EU sinken im sogenannten Euro-Tarif auf unter 50 beziehungsweise unter 20 Cent pro Minute. Zudem gibt es keine Kostenfalle mehr in punkto Mailbox und der Nutzung mobiler Daten.

Abgehende Gespräche nun für weniger als 50 Cent pro Minute

Ab Donnerstag kosten Telefonate, die aus einem EU-Land in ein anderes geführt werden, maximal 46,41 Cent pro Minute - nach der ersten halben Minute muss sekundengenau abgerechnet werden (30/1-Takt). Ankommende Telefonate, die grundsätzlich sekundengenau abgerechnet werden müssen, kosten nur noch 17,85 Cent pro Minute. Bislang mussten Mobilfunkkunden 51,17 beziehungsweise 22,61 Cent pro Minute berappen.

SMS aus dem EU-Ausland oft billiger als innerhalb Deutschlands

Roaming am Strand Eine SMS aus dem EU-Ausland
kostet nur 13 Cent
Foto: dpa - Bildfunk
SMS aus dem Ausland dürfen - wie bereits seit 1. Juli vergangenen Jahres - maximal 13,09 Cent kosten. Damit sind Kurzmitteilungen, die aus dem EU-Ausland nach Hause versandt werden, paradoxerweise weiterhin deutlich günstiger als die in den meisten Vertragstarifen nach wie vor geltenden 19 Cent pro SMS für den innerdeutschen Versand. Die SMS-Preise des Euro-Tarifs kritisiert der Branchenverband BITKOM - wie schon im vergangenen Jahr - und spricht sich dabei gegen "künstlich niedrige" Preise aus: "Langfristig geht die Regulierungspolitik der EU auch am Interesse der Verbraucher vorbei. Wenn die EU die Preise künstlich niedrig hält, fehlt den Unternehmen Geld für Investitionen in Netzausbau und -qualität." Solche Preisdiktate seien kontraproduktiv, so BITKOM-Präsident Scheer.

Der Euro-Tarif im Überblick

Euro-Tarif ab 30.08.2008 seit 01.07.2009 ab 01.07.2010 ab 01.07.2011
Abgehende
Gespräche
54,74
(netto: 46)
51,17 1)
(netto: 43)
46,41 1)
(netto: 39)
41,65 1)
(netto: 35)
Ankommende
Gespräche
26,18
(netto: 22)
22,61 2)
(netto: 19)
17,85 2)
(netto: 15)
13,09 2)
(netto: 11)
SMS - 13,09
(netto: 11)
13,09
(netto: 11)
13,09
(netto: 11)
Preise in Cent pro Minute bzw. pro SMS.
1) Sekundengenaue Abrechnung nach den ersten 30 Sekunden (30/1).
2) Sekundengenaue Abrechnung ab der ersten Sekunde (1/1).

Keine Schockrechnungen mehr beim Daten-Roaming

Positiv indes ist der Wegfall von zwei besonders problematischen Kostenfallen: Einerseits droht ab 1. Juli kein "bill shock" durch die mobile Nutzung des Internets - allerdings nur in EU-Ländern. Hier müssen alle Anbieter einen Kostendeckel von 50 Euro netto, in Deutschland also 59,50 Euro, anbieten. Diese Kostenbegrenzungsfunktion ("Cut-off-Mechanismus") gilt, sofern sich der Kunde nicht für ein höheres Limit entschieden hat, ab Juli automatisch für den jeweiligen Rechnungszeitraum. Wird der voreingestellte oder vom Kunden vereinbarte Betrag erreicht, sperrt der Anbieter das Daten-Roaming - es sei denn, der Kunde wünscht explizit eine erneute Freischaltung.

Eine Ausnahme bildet hier o2: Der Münchener Mobilfunker berechnet das mobile Auslands-Surfen ab dem Standard-Limit von 59,50 Euro nicht mehr, drosselt die Geschwindigkeit ab einem Datenvolumen von 30 MB aber: zunächst auf 64 kBit/s, ab 200 MB sogar auf 2 kBit/s. Bei allen Anbietern gilt: Bei Erreichen von 80 Prozent des jeweils gültigen Kostenlimits erhalten Kunden eine Vorab-Mitteilung - meist per SMS.

Mailbox: Keine Kostenfalle mehr durch doppelte Umleitungen

Auch die Kostenfalle Mailbox entfällt innerhalb der EU: Bislang mussten Urlauber sogar doppelte Kosten in Kauf nehmen - einerseits für die Weiterleitung des Gesprächs ins Ausland, zum anderen zurück auf die Mailbox in Deutschland. Lediglich die Anbieter E-Plus und Vodafone boten eine fairere Lösung: E-Plus deaktiviert die Rufumleitung auf die Mailbox im Ausland automatisch, zusätzliche Umleitungsgebühren fallen nicht an. Vodafone berechnete die doppelte Umleitung bislang nicht, sofern sich der Kunde in einem EU-Land aufhielt. Ab kommendem Donnerstag darf nun kein Heimatanbieter den Empfang von Voice-Mail-Nachrichten innerhalb der EU mehr berechnen. Aber Vorsicht: Diese Regelung betrifft lediglich den Empfang von Anrufen auf der Mailbox - das Abhören der Mailbox aus dem Ausland ist nach wie vor kostenpflichtig!

Vorsicht: Anbieter hebeln den Euro-Tarif gerne aus

Zudem noch ein wichtiger Hinweis: Der Euro-Tarif gilt nur dann, wenn Sie sich nicht aktiv für eine andere Roaming-Option Ihres Anbieters entschieden haben - er stellt also den Roaming-Standard-Tarif dar. Allerdings buchen manche Anbieter angeblich vorteilhafte(re) Roaming-Optionen bisweilen auch ungefragt und informieren darüber nur versteckt auf Rechnungen. Manche Unternehmen aktivieren bei Vertragsschluss zudem automatisch eine bestimmte Roaming-Option. Vor Antritt eines Urlaubs, in dem Sie zu Euro-Tarif-Konditionen telefonieren möchten, sollten Sie sich daher vergewissern (etwa durch einen Anruf an der Hotline oder per E-Mail an den Kundenservice), dass Sie tatsächlich zu den Standard-Roaming-Konditionen - und damit im Euro-Tarif - telefonieren.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"

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