E-Plus stellt Bestandskunden ungefragt auf Roaming-Option um

Der Mobilfunkbetreiber E-Plus hat im Mai dieses Jahres offenbar zahlreiche Altkunden ungefragt vom Standard-Roaming auf seinen hauseigenen Roaming-Tarif Reisevorteil umgestellt. Darin kosten abgehende Gespräche innerhalb der EU 29 Cent pro Minute zuzüglich eines einmaligen Verbindungsgebühr von 75 Cent. Eingehende Gespräche aus der EU kosten eben 29 Cent pro Minute. Auch der SMS-Versand kostet 29 Cent. Damit ist der Tarif bei kurzen abgehenden sowie eingehenden Gesprächen teurer als der seit 1. Juli geltende, neue Euro-Tarif.

teltarif-Leser Jan H. aus Leipzig bemerkte dieses folgenschwere Problem erst nach seinem Urlaub, den er im August dieses Jahres in Norwegen und Tschechien verbracht hatte. Auf seiner August-Rechnung wunderte er sich über den unerwarteten Rechnungsbetrag, hatte er für die hauptsächlich von ihm versandten SMS doch - dank Euro-Tarif - mit dem neuen Maximalbetrag von gut 13 Cent pro Kurznachricht gerechnet.

E-Plus: Wer nicht widerspricht, ist einverstanden

Jan H. reklamierte bei E-Plus - und erhielt nach zunächst wenig aussagekräftigen Antworten schließlich die Auskunft: "Der Reisevorteil wurde im Mai für Sie eingerichtet. Der Umstellungs-Hinweis
auf der E-Plus-Rechnung
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Bild: teltarif.de Einen entsprechenden Hinweis finden Sie auf der Mairechnung 2009. Dort finden Sie auch eine Kurzwahlnummer, unter der Sie dieser Option widersprechen hätten können. Da Sie das nicht getan haben, gingen wir davon aus, dass der Reisevorteil Ihrem Telefonieverhalten entspricht." Der Haken: Diese Umstellung erfolgte ungewollt und damit per Zwang. Zudem findet sich der Hinweis auf die erfolgte Umstellung nur versteckt in einer Box am Ende der Rechnung und ist auch textuell sehr "clever" formuliert.

Schließlich hatte E-Plus doch noch ein Einsehen

Unser Leser insistierte jedoch, reklamierte erneut und verwies darauf, dass es sich um eine ungewollte Vertragsänderung durch E-Plus handele. Nun lenkte das Düsseldorfer Unternehmen schließlich ein und teilte in einer Mail mit: "Selbstverständlich haben wir Ihnen den E-Plus International Tarif am 15. Oktober 2009 wieder eingerichtet. (...) Beim Vergleich der Roamingkosten nach E-Plus Reisevorteil und E-Plus International in den Rechnungen vom 31. Mai 2009 bis zum 31. August 2009 ergibt sich eine Differenz von 12,94 Euro. Diesen Betrag haben wir Ihnen gutgeschrieben. (...) Wir bedauern die Unannehmlichkeiten und hoffen, den Sachverhalt nunmehr abschließend geklärt zu haben."

Ganz abschließen wollten wir den Fall an dieser Stelle jedoch noch nicht und haben bei E-Plus nachgefragt, ob das Unternehmen das beschriebene Vorgehen der ungefragten Umstellung in Ordnung findet und damit billigend in Kauf nimmt, dass eine Vielzahl von Kunden von der Umstellung - bis zum eventuell bösen Erwachen nach einem Urlaub - gar nichts mitbekommt.

E-Plus-Pressestelle verteidigt Vorgehen

Auf diesen Aspekt ging die E-Plus-Pressestelle hingegen nicht ein, sondern bestätigte lediglich, dass "die E-Plus Gruppe Kunden der Marken E-Plus, BASE oder vybemobile im Frühjahr / Sommer einen attraktiven Roaming-Tarif aktiv angeboten" hat. Zudem habe man "die Kunden schriftlich u.a. über den Rechnungsversand informiert und es gab eine kostenfreie Widerspruchsmöglichkeit". Zwar verweist man darauf, dass "Kunden ja so und so entsprechend dem eigenen Bedarf bzw. mit Blick auf das gewählte Reiseland jederzeit zwischen dem EU-Tarif und dem Reisevorteil binnen eines Arbeitstages kostenfrei wechseln" können, übersieht dabei jedoch, dass diese Möglichkeit betroffenen Kunden nach einem Urlaub und nach einer unter Umständen bösen Überraschung auf der Rechnung auch nichts mehr nützt.

Umstellung auf Euro-Tarif ist jederzeit wieder möglich

Wer ebenfalls ungewollt auf den E-Plus Reisevorteil umgestellt wurde, kann die Option jederzeit wieder kündigen und zum Standard-Roaming-Tarif "E-Plus International" (entspricht dem Euro-Tarif) zurückkehren. Alternativ steht seit Juli auch der "E-Plus Reisevorteil Plus" zur Verfügung, über dessen Konditionen wir bereits berichtet hatten.