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MUD-Netbook-Edition "Eeyore" im Test

Von Falko Benthin

Für Netbooks gibt es Microsoft Windows und es gibt Linux. Letzteres ist frei, oftmals moderner und liegt auch für Netbooks in einer Vielzahl verschiedener Distributionen vor, von denen Ubuntu Netbook Remix, kurz UNR, die bekannteste sein dürfte. Wir wollen etwas vom Mainstream abschweifen und sehen, wie sich andere Netbook-Distributionen auf unserem Netbook schlagen. Den Anfang macht Mandriva Linux 2010.0 MUD Netbook Edition v.3, Codename "Eeyore", eine auf Mandriva Linux 2010 basierende und von der MandrivaUser.de-Community an Netbooks angepasste Distribution.

Die MUD-Netbook-Edition [Link entfernt] baut auf Mandriva Gnome One auf, einer Live-CD, die für ihren speziellen Einsatz auf Netbooks einigen Veränderungen unterzogen wurde. "Eeyore" liegt in zwei Varianten vor, die sich bei Gefallen beide auf dem Netbook installieren lassen. Während bei dem Eeyore-Iso-Image alle in der Live-Sitzung erstellten Daten beim Herunterfahren des Netbooks flöten gehen, bietet das komprimiert auf dem Server liegende IMG-Abbild von Haus aus eine Möglichkeit, Daten dauerhaft auf dem USB-Stick zu speichern. Dieser muss dazu allerdings ein Fassungsvermögen von mindestens 4 GB aufweisen. Für unseren Test haben wir uns für diese Variante entschieden.

Nachdem wir, alles was jetzt folgt, geschieht bereits unter Linux, das Abbild mittels "aria2c ftp://ftp.mandrivauser.de/netbook-edition/Eeyore/MUD-Netbook-Edition-2010.0.img.bz2" heruntergeladen, "bzip2 -d MUD-Netbook-Edition-2010.0.img.bz2" entpackt und "dd if=MUD-Netbook-Edition-2010.0.img of=/dev/sda" auf unseren Stick, alternativ geht in vielen Fällen auch eine SD-Karte, übertragen hatten, stand einem Booten des Netbooks vom Stick nichts mehr im Weg. Damit das dd gesprächiger wurde, es gibt nur wenig Öderes als einen ewig blinkenden Cursor, schickten wir ihm alle 30 Sekunden ein KILL-Signal: "while /bin/true; do sleep 30; kill -USR1 pid_von_dd; done" (pid_von_dd lässt sich mit "ps -e" ermitteln).

Eeyore basiert auf einem Kernel 2.6.31.5. Als grafische Benutzerschnittstelle wird in der MUD-Netbook-Edition der Netbook-Launcher eingesetzt, welcher in Aussehen und Bedienung stark an Ubuntus Netbook Remix-Oberfläche erinnert. Die Entwickler der MandrivaUser.de-Community bohrten die Mandriva One-Edition auf und ergänzten sie um etliche Anwendungen (z. B. die Suchapplikation Kupfer oder die Druckerverwaltung system-config-printer), Spiele und proprietäre Treiber für Wlan, Grafikkarten und Webcams.

In unserem Test (mit einem Eee PC 901) funktionierte sämtliche Hardware und Netbookspezifischen Sondertasten auf Anhieb. Als etwas lästig erwies sich Gnome Maximus, eine Anwendung, die dafür sorgt, dass sich alle gestarten Anwendungen sofort auf dem kompletten Display breit machen, so dass wir diese flugs deaktivierten (Einstellungen -> Konfigurationseditor -> Apps -> Maximus). Die Software-Ausstattung gestaltet sich reichhaltig und lässt eigentlich keine Bedürfnisse unbefriedigt. Out of the Box sind OpenOffice.org in der aktuellen Version 3.1.1, die Browser Firefox 3.5.5 und Epiphany 2.28.1 sowie die PIM-Suite Evolution dabei. Kommunikationsfreudige Zeitgenossen können anderen mittels der Multimessenger-Anwendung Empathy und dem Ekiga-Softfon auf die Ketten gehen, für Multimediafreunde sind verschiedene Mediaplayer an Bord und wer sein Netbook richtig quieken, ähm fauchen, ähm pusten lassen mag, findet auch Audio- und Videoeditoren (u.a. Audacity und Kino) vor.

Das Live-System bootete von unserem (langsamen) Stick innerhalb von 70 Sekunden, auf die SSDs oder Festplatte des Netbooks installiert, dürfte sich diese Zeit drastisch verkürzen. Beim Start (des Live-Systems) stehen Compiz Fusion und Metisse zur Auswahl, um den Desktop mit hübschen 3D-Effekten zu pimpen. In unserem Test lief Compiz Fusion problemlos. Neugierig auf Metisse wurden wir nur mit einem schwarzen Bildschirm konfrontiert, der sicher noch einiger Anpassung bedurft hätte. Der Schlummermodus funktionierte wie erwartet. Das Netbook ließ sich anstandslos schlafen legen und wieder aufwecken, ohne dass es dabei zu nennenswerten Ärgernissen wie langen Wartezeiten oder einem Einfrieren des Desktops kam.

Dank vieler Wizzards können auch unerfahrene Anwender ihr Netbook problemlos und mit ihrer Peripherie und Systemumgebung bekannt machen. Es stehen grafische Konfigurationswerkzeuge bereit, mit welchen sich leicht Netzwerkverbindungen, Nutzer oder Systemdienste konfigurieren lassen. Nette Dialoge helfen beim Software nachzuinstallieren oder aktualisieren, auf dem Netbook Freigaben für andere Rechner zu schaffen oder auf deren Freigaben zuzugreifen. "Eeyore" hat an einem sich im Netzwerk tummelnden Server hängende Drucker problemlos erkannt, andere, oftmals nicht ganz trivial einzurichtende Dienste wie Firewalls, Router oder WebDAV können ähnlich leicht konfiguriert werden.

Fazit: Die MandrivaUser.de-Community hat mit der MUD-Netbook-Edition "Eeyore" eine gelungene Distribution für Netbooks zusammengestellt, mit der die Arbeit durchaus Spaß macht und die auch Laien nicht überfordert. Einzig mit einem UMTS-Stick wollte Eeyore in unserem kurzen Test nicht sofort kuscheln, aber bei diesem handelte es sich um ein weniger gängiges Modell, das auch unter anderen Distributionen Handarbeit erfordert. Wer plant, seinem Netbook ein neues System zu verpassen, sollte die MUD-Netbook-Edition auf jeden Fall in die nähere Überlegung einbeziehen.