Erfahrungsbericht

4G oder 5G: Netztest mit dem ZTE Axon 11

Der chine­si­sche Hersteller ZTE ist schon eine Weile im Markt, steht aber immer etwas im Schatten seines Mitbe­wer­bers Huawei. Derzeit kann ZTE noch alle Google-Funk­tionen anbieten.
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Viele oder - sagen wir besser - die meisten Handys kommen aus China. Neben Auftrags­lie­fe­ranten gibt es bekannte Herstel­ler­marken. Einige bauen nur Handys. Einige bauen auch Sende­sta­tionen und Vermitt­lungs­sys­temen. Am bekann­testen und immer noch im Kreuz­feuer von Kritik und Sank­tionen ist Huawei. Ein zweiter großer Hersteller ist ZTE. Auch dieses Unter­nehmen stellt seit einiger Zeit Handys her. Die sind oft im preis­güns­tigen Segment anzu­treffen, bieten aber inzwi­schen schon einiges.

Zwei Versionen - genau hinschauen

Das 5G-Modell ist an der Zahl 64 und dem Schriftzug 5G zu erkennen Das 5G-Modell ist an der Zahl 64 und dem Schriftzug 5G zu erkennen
Foto: ZTE
Beim ZTE Axon 11 sollte man genau hinschauen, denn das gibt es in zwei Versionen, weil beide den Werks­code 2021 tragen. Das eine ist das Axon 11 4G das zu Preisen um 360 Euro zu haben ist und das andere ist das Axon 11 5G, das etwa knapp 600 Euro kostet.

ZTE Axon 11 (5G)

Wir haben ein wenig mit der 4G-Vari­ante und natür­lich auch der 5G-Version gespielt. Auffal­lend ist das 6,5 Zoll (16,5 cm) große Display mit 1080 mal 2340 Pixeln, dessen Ränder leicht nach außen abge­rundet sind. Der Eindruck wird durch das werk­seitig einge­stellte Hinter­grund­bild noch verstärkt.

Im Karton befinden sich neben dem Handy, ein Lade­gerät mit USB-A auf USB-C Kabel, eine Nadel für den SIM-Karten­schacht und eine Klar­sicht-Schutz­hülle, die das Handy vor unbe­ab­sich­tigten Stößen schützt. Ein Headset mit 3,5-mm-Klin­ken­ste­cker liegt eben­falls bei, nur hat das Gerät gar keine passende Buchse dafür. Deswegen genau hinschauen, ein Kabel­ad­apter von 3,5 mm auf USB-C steckt eben­falls mit im Karton!

Auslie­fe­rung mit Android 10

Das Axon 11 (4G) läuft derzeit noch unter Android 10 und nutzt einen 64-Bit ARM Prozessor im SoC MT6771V/WT von MediaTek mit acht Kernen. Vier davon schaffen 793-1,99 GHz, die anderen vier könnten 793-2,11 GHz Takt­fre­quenz. Für den Bild­aufbau wurde die GPU Mai-G72 MP3 beigepackt. Mehr als ausrei­chende 6 GB RAM Spei­cher sorgen für flüs­siges Arbeiten, 128 GB interner Arbeits­spei­cher machen jede SD-Karte (sie wäre laut Hersteller bis zu einer Größe von 2 TB möglich) in der Regel über­flüssig.

Kamera mit vielen Einstell­mög­lich­keiten

Optisch unterscheiden sich die 4G und die 5G Variante kaum (hier die 4G-Version) Optisch unterscheiden sich die 4G und die 5G Variante kaum (hier die 4G-Version)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Haupt­ka­mera liefert 12 MP und kann auch blitzen, die Blende öffnet auf 1,8 mm und die Brenn­weite beträgt 4,71 mm. 8 MP löst die Front­ka­mera auf. Mit einer Blende von 2,0 und einer Brenn­weite von 3,8 mm können Selfies nach Wunsch geschossen werden. Der Li-Ion-Akku ist mit 4000 mAh und ca. 4,2 V ange­geben.

Beson­ders stolz ist ZTE auf seine KI-Funk­tionen für die Kamera, die den Ergeb­nissen des Bild­sen­sors gewaltig Pep verleihen. KI unter­stützt eine auto­ma­ti­sche Szenen­er­ken­nung und der Tiefen­sensor macht "realis­ti­sche" Bokeh-Effekte (gewollte Unschärfe des Hinter­grundes) möglich. Ultra­weit­winkel und Makro erlauben Aufnahmen aus nächster Nähe oder mit viel Inhalt. Die KI sorgt auch dafür, dass die Videos stabi­li­siert werden. Wir haben nun keine komplexen Foto­ses­sions damit geschossen, aber der erste Eindruck war durchaus positiv.

Zwei SIM-Karten bei 4G

Wie bei den meisten Smart­phones üblich, kann auch das Axon 11 in der 4G-Vari­ante mit zwei SIM-Karten im Format "Nano" zugleich bestückt werden, wenn man auf die SD-Spei­cher­karte verzichten kann, was bei 128 GB Spei­cher­ka­pa­zität eher verschmerzbar sein dürfte.

Bei den Sprach­ver­bin­dungen beherrscht das Axon 11 die VoLTE-Technik, nicht nur im Prospekt, sondern auch in der Praxis. Gut zu erkennen, wenn die Anzeige "4G" oder "4G+" beim Tele­fo­nieren erhalten bleibt, WLAN sollte man derweilen ausschalten, sofern man daheim ein WLAN hat und lieber über VoLTE tele­fo­nieren möchte.

WLAN kann auf 2,4 oder 5 GHz genutzt werden, Blue­tooth gehört dazu, ferner NFC und GPS-Empfang.

Zur Entsper­rung des Gerätes kann ein Finger­ab­druck oder die Gesichts­er­ken­nung verwendet werden, wobei ein Gesicht mit und ohne Brille erkannt wird. Den entschei­denden Finger legt man auf den entspre­chend auf dem Display Glas "aufge­malten" Finger­ab­druck oder schaut einfach tapfer in die Front­ka­mera.

Oder doch gleich 5G?

Auch der ansonsten hilfreiche Netmonitor von Vitaly V erkennt 5G selbst nicht Auch der ansonsten hilfreiche Netmonitor von Vitaly V erkennt 5G selbst nicht
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Im Gegen­satz zur 4G-Version erlaubt die 5G-Version des Axon 11 nur eine SIM-Karte (Nano) und eine SD-Spei­cher­karte, kann aber auch solo mit nur einer SIM-Karte genutzt werden.

Als Prozessor kommt jetzt der Qual­comm Chip SM7250 - "LITO" (= Snap­dragon 765 5G) zum Einsatz. Auch darin arbeiten acht Kerne, nicht alle Kerne sind gleich schnell unter­wegs. Die Grafik-Signale werden von der GPU Adreno 620 aufbe­reitet.

Dem 5G-Modell wurde eine stär­kere Kamera spen­diert, die 16 MP mit einer Blende von f/1,9 und einer Brenn­weite 4,74 mm aufweist. Die Front­ka­mera hat hingegen "nur" 5 MP mit einer Blende von f/2,0 und einer Brenn­weite von 3,56 mm. Beim Akku wurden wiederum eben­falls 4000 mAh (4,2 Volt) spen­diert.

Natür­lich kann auch das 5G-Modell problemlos mit VoLTE umgehen (wenn es der eigene Vertrag erlaubt). NFC erlaubt kontakt­loses Bezahlen, beispiels­weise mit Google Pay oder der für Giro­cards gedachten Spar­kassen App.

5G in der Praxis

Den 5G-Empfang sieht man nur ganz klein oben rechts, Programme wie NetMonster sehen das (noch) nicht Den 5G-Empfang sieht man nur ganz klein oben rechts, Programme wie NetMonster sehen das (noch) nicht
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wir sind extra in Regionen gefahren, wo es 5G-Netz gibt (oder geben sollte) und fanden ein durch­wach­senes Bild: An Stellen wo die Telekom das "n1-Band" als versor­gend bekannt gibt, konnten wir auf dem Handy keinen 5G-Indi­kator sehen. Der tauchte erst am Darm­stadter Haupt­bahnhof auf, wo das 3,6 GHz Band (n77) wirk­lich sendet. Endlich tauchte fast unscheinbar oben rechts "5G" auf, was durch Daten­raten von etwa 700 MBit/s bestä­tigt wurde. Viele übliche Monitor-Programme, die man ohne Root-Eingriff als inter­es­sierter Laie nutzen kann, zeigen dabei gar nichts zum Thema 5G an.

Wir haben bei ZTE nach­ge­fragt, ob es für 5G- DSS noch ein Update geben könnte, die Antwort steht noch aus.

Ein Fazit: 4G Version in den meisten Fällen ausrei­chend

Das Axon 11 wird mit Android 10 ausgeliefert. Darüber hat ZTE seine Oberfläche "Mi Favor" gelegt, die das Android weitgehend unverändert lässt Das Axon 11 wird mit Android 10 ausgeliefert. Darüber hat ZTE seine Oberfläche "Mi Favor" gelegt, die das Android weitgehend unverändert lässt
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das ZTE Axon 11 hat einen guten Eindruck hinter­lassen. Man bekommt ein gut verar­bei­tetes Gerät mit einem weit­ge­hend unver­dor­benen Android und muss sich beim Kauf nur entscheiden, ob man die Vari­ante mit 5G nimmt oder nicht.

Wer Kunde im Netz von o2 (entweder bei Telefónica selbst oder einer der zahl­rei­chen Sub-Marken im o2-Netz) ist, braucht sich über 5G derzeit noch keine Gedanken zu machen. Bis das richtig losgeht, wird es sicher erst 2021 oder eher 2022 werden.

Wer Kunde bei der Telekom oder Voda­fone ist und bereits den passenden Vertrag mit 5G-Option gebucht hat, aber eher abseits der Ballungs­zen­tren wohnt, kann mit 5G derzeit auch noch nicht viel anfangen.

Solange es keine allge­mein verfüg­baren Updates gibt, welche die Nutzung DSS-Betrieb auf den nied­rigen Bändern erlauben, wird man die Anzeige 5G auf seinem Gerät so gut wie nie zu Gesicht bekommen und hat dafür dann trotzdem 140 Euro mehr bezahlt. Von daher kann man sich im Moment den Aufpreis für die 5G-Vari­ante im Moment oft noch sparen, um sein Budget zu schonen.

In einem weiteren Test haben wir das Poco F2 Pro von Xiaomi unter die Lupe genommen.

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