Zukunft des Rundfunks

Rundfunk: Breites Bündnis fordert Erhalt der UHF-Frequenzen

Die von Rund­funk- und Kultur­anbie­tern genutzten Frequenzen im Bereich 470 bis 694 MHz müssen über das Jahr 2030 hinaus erhalten bleiben, eine ko-primäre Nutzung durch Behörden- und Mobil­funk käme einem Total­schaden gleich. Das war der Tenor einer Online-Konfe­renz,
Von der Online-Konferenz zur Zukunft der Rundfunk- und Kulturfrequenzen berichtet

Während die Posi­tion Deutsch­lands mit Blick auf die Zutei­lung der Frequenzen auf der Welt­funk­kon­ferenz 2023 (WRC) immer noch offen ist, spre­chen sich viele euro­päi­sche Länder, wie zum Beispiel Frank­reich, Italien und Kroa­tien, bereits klar für ein "no Change" bei der Frequenz­ver­gabe für Rund­funk und Kultur aus, da sie das digital-terres­tri­sche Fern­sehen (DVB-T/DVB-T2) auch nach 2030 beibe­halten wollen.

Die "Allianz für Rund­funk- und Kultur­fre­quenzen" (ARK), ein breites Bündnis aus Rund­funk, Kultur und Indus­trie, fordert, dass sich Deutsch­land der euro­päi­schen Posi­tion anschließt. Dies waren die Haupt­aus­sagen einer Online-Konfe­renz am Donnerstag (10. November) im Rahmen der Euro­päi­schen Frequenz­woche.

Politik unter­stützt Rund­funk

Online-Konferenz zur Zukunft der Rundfunk-Frequenzen Online-Konferenz zur Zukunft der Rundfunk-Frequenzen
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Deutsch­land dürfe sich frequenz­poli­tisch nicht von Frank­reich, Italien, Spanien, Kroa­tien oder Groß­bri­tan­nien abwenden, hieß es auf der Konfe­renz. Die ARK betonte, die deut­schen Vertreter auf der nächsten Welt­funk­kon­ferenz (WRC 2023) müssten sich daher für einen euro­päi­schen Konsens zur Siche­rung der bishe­rigen Zuwei­sung des UHF-Bandes an Medien und Kultur einsetzen. Die euro­päi­sche Harmo­nisie­rung sichere den Binnen­markt und dürfe nicht durch neue Stör­fak­toren beein­träch­tigt werden. In Deutsch­land zeigen auch der Behör­den­funk (BOS) und der Mobil­funk Inter­esse an den Frequenzen.

Auch jegliche Vorfest­legungen für die Welt­funk­kon­ferenzen 2027 und 2031 sieht die ARK kritisch. Inter­essen der Blau­licht­orga­nisa­tionen, wie Polizei und Feuer­wehr, sollten gemeinsam euro­päisch abge­stimmt und nach der Welt­funk­kon­ferenz Teil eines euro­päi­schen Frequenz­kon­senses werden.

Die Bundes­regie­rung hatte bereits 2021 im Koali­tions­ver­trag das Ziel formu­liert, das UHF-Band "dauer­haft für Kultur und Rund­funk [zu] sichern". Staats­sekre­tärin Heike Raab (SPD), Koor­dina­torin der Rund­funk-Ange­legen­heiten im Länder­kreis, bekräf­tigte: "Die Terre­strik spielt für die mediale Teil­habe eine beson­dere Rolle. Medien und Kultur müssen alle errei­chen. Daher sollte die Entschei­dung über die künf­tige Nutzung des UHF-TV-Bandes nicht voreilig getroffen werden, sondern unter behut­samer Abwä­gung aller berech­tigten Inter­essen. Hier sind die Länder gehalten, eine gemein­same Haltung zu finden, ohne die Terre­strik durch verfrühte Entschei­dungen zu beschä­digen. Dazu gehört insbe­son­dere die vorhe­rige Abklä­rung der tech­nischen Nutz­bar­keit durch andere Anwen­dungen".

Die Veran­stal­tung endete mit dem posi­tiven Fazit, dass eine Lösung gefunden werden könne, die alle Inter­essen berück­sich­tigt, ohne dabei das für Rund­funk und Kultur bestehende Frequenz­spek­trum umwidmen zu müssen.

Frequenzen für Mobil­funk oder BOS nur in kleinem Gebiet nutzbar

Das UHF-Band zwischen 470 und 694 MHz ist momentan die Schlag­ader der Kultur- und Krea­tiv­wirt­schaft, da kein anderes Band diese welt­weite Verfüg­bar­keit hat. Es handelt sich um ein "Spec­trum Sharing Ecosystem" aus Rund­funk (TV, Mikro­fone), Kultur (Mikro­fone), Wissen­schaft (Radio Astro­nomie, Wetter­dienst) und auch Militär (lokal auf Trup­pen­übungs­plätzen). Dieses System funk­tio­niert seit Jahr­zehnten ohne Eingriff der Regu­lie­rungs­behörden, weil die Frequenz­nut­zungen gut zuein­ander passen.

Millionen Menschen nutzen täglich die Ange­bote von öffent­lich-recht­lichen und privaten Rund­funk­ver­anstal­tern. Diese benö­tigen die UHF-Frequenzen, um Medi­enin­halte zeit­gemäß produ­zieren und über eine krisen­sichere Infra­struktur anbieten zu können. Gerade in heutigen Zeiten sollte es weiterhin eine resi­liente TV-Terre­strik geben. Die EU-Studie "Study on the use of the sub-700 MHz band (470-694 MHz) Final Report” aus dem Oktober 2022 zeige laut der ARK, dass viele euro­päi­sche Länder auch nach 2030 terres­tri­schen Rund­funk anbieten wollen.

Bereits zweimal mussten Rund­funk und Kultur Frequenzen an den Mobil­funk abgeben (Digi­tale Divi­dende 1 und 2). Ein weiterer Frequenz­ver­lust bedeute sowohl für den Rund­funk als auch die Kultur­branche einen Total­schaden. Auf der Konfe­renz wurde auch betont, dass im Falle einer ko-primären Zuwei­sung der Frequenzen an den Behör­den­funk oder den Mobil­funk diese Kanäle nur in einem kleinen Gebiet in Deutsch­land ("Kasseler Banane") über­haupt einsetzbar wären, wenn sie in den Nach­bar­län­dern weiter unein­geschränkt für Rund­funk genutzt werden sollen. Ansonsten würde es zu gegen­sei­tigen Störungen kommen.

Ohne Frequenzen kein 5G Broad­cast

Von einem Frequenz­ver­lust wäre auch die neue Rund­funk­genera­tion 5G Broad­cast betroffen. Wie auf der Konfe­renz erläu­tert wurde, soll hier­über nicht nur Fern­sehen an mobile Endge­räte gesendet werden - Free-to-Air, ohne SIM-Karte und als Ergän­zung zu DVB-T2 mit gegen­sei­tigen Syner­gien. Die Tech­nologie soll auch ein weiterer Baustein einer effek­tiven Bevöl­kerungs­war­nung werden.

Ein Verlust auch nur eines Teils des Frequenz­bandes würde jegliche Inno­vation in dieser Rich­tung unmög­lich machen, hieß es auf der Konfe­renz. 5G Broad­cast wäre tot, bevor es über­haupt gestartet ist.

In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: Die mobile Nutzung beim terres­tri­schen Digi­tal­fern­sehen DVB-T2 steigt an.

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