Besänftigungstour

Spähskandal: US-Senatoren planen Europareise zur Besänftigung

Zwischenstand im NSA-Skandal: Was bisher bekannt wurde
Von Paulina Heinze mit Material von dpa

iPhone mit Bundesadler und US-Flagge US-Senatoren planen Besänftigungstour
Bild: dpa
Im Falle des weltweiten Spähskandals soll nun im US-Kongress das Verständnis für Europa und seinen Ärger wachsen. Nach Informationen von Spiegel Online soll eine hochrangige Delegation, bestehend aus US-Senatoren und Mitgliedern des Repräsentanten­hauses, in einige europäische Staaten reisen. Deutschland soll ebenfalls Teil dieser Route sein.

Zur Ankündigung der Reise sagte Chris Murphy, Vorsitzender des Europa-Ausschusses im Senat, dass die Sorgen der europäischen Verbündeten in den vergangenen Monaten über das Ausmaß und die Ausgestaltung einiger US-Überwachungs­programme berechtigt seien. "Ich stimme ihnen zu, dass diese teilweise nicht mit der angemessenen Zurückhaltung durchgeführt worden sind, sowohl in den Vereinigten Staaten von Amerika als auch in Europa", so Murphy. Die geplante Reise solle dazu dienen, mit den Europäern über US-Sicherheits­programme zu sprechen sowie einen "Prozess" zu diskutieren, mit dem die Überwachung von Nicht-US-Bürgern auf das Notwendigste beschränkt werden soll. Murphy kündigte jedoch ebenfalls an, dass auch die Europäer ihre Bürger über Spionage­programme, die nicht aus der USA stammen, informieren müssten.

Zwischenstand im NSA-Skandal: Was bisher bekannt wurde

iPhone mit Bundesadler und US-Flagge US-Senatoren planen Besänftigungstour
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Seit den ersten Enthüllungen im Sommer kommen praktisch im Wochentakt neue Details über streng geheime Spionage­aktivitäten des US-Geheimdiensts NSA ans Licht. Sie basieren auf Dokumenten, die der ehemalige Geheimdienst­mitarbeiter Edward Snowden an Journalisten übergab. Ein Überblick darüber, was bisher bekannt wurde.

Prism: Der Name stand zunächst für die gesamte Affäre, umfasst aber nur einen Teil des Repertoires der NSA. Über Prism hat die NSA Zugriff auf Nutzer­daten bei großen US-Internet­firmen, darunter Google, Yahoo, Microsoft und Facebook. Ein Geheimgericht ordnet die Herausgabe der Informationen an. Das seien etwa Inhalte von Mails, Suchanfragen oder Chats, berichtete der Guardian. Die Firmen sind zum Still­schweigen verpflichtet. Sie streiten derzeit vor Gericht darum, mehr Details veröffentlichen zu dürfen.

Tempora: Das ist ein Programm des britischen Dienstes GCHQ. Der GCHQ arbeitet eng mit der NSA zusammen. Gemeinsam mit Australien, Neuseeland und Kanada bilden die Länder die Allianz der "Five Eyes", der "Fünf Augen", die untereinander Informationen austauschen. Unter dem Codenamen Tempora soll der GCHQ mehr als 200 Glasfaser­kabel anzapfen, über die Daten um die Welt rasen. Hierzu soll auch das Netz der Deutschen Telekom gehören. So hätte der GCHQ Zugriff auf den Internet­verkehr, der über die angezapften Kabel läuft.

XKeyscore: Die gewaltigen Datenmengen, die die NSA sammelt, müssen irgendwie ausgewertet werden. Dazu dient die Software XKeyscore. Damit können NSA-Analysten wie Snowden die Datenberge nach Verdächtigen durchsuchen. Der deutsche Bundes­nachrichten­dienst setze ebenfalls eine Version von XKeyscore ein.

Knacken von Verschlüsselung: Wenn Daten verschlüsselt durchs Netz geschickt werden, können Geheimdienste nicht einfach so mitlesen. Doch NSA und GCHQ können Medien­berichten zufolge mehrere gängige Verschlüsselungs­techniken knacken oder aushebeln, darunter die oft eingesetzt SSL-Technologie. Es ist allerdings unklar, welche Techniken genau in welchem Maße für die Dienste zugänglich sind.

Anonymes Surfen: Auch das Anonymisierungs­netzwerk Tor war Spionage­ziel der NSA. Damit können Nutzer ihre Spuren im Netz verwischen. Der Geheimdienst schaffte es allerdings wohl nicht, das Netzwerk direkt zu knacken: "Tor stinks" ("Tor ist doof") hieß es in einer internen Präsentation, die der Guardian veröffentlichte.

Überwachung von ausländischen Staatschefs: Nicht nur Angela Merkels Handy geriet offenbar ins Visier der NSA. Der Guardian berichtete, der Dienst habe Telefone von 35 Spitzen­politikern überwacht. Auch die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff und ihr mexikanischer Kollege Enrique Peña Nieto seien ausgespäht worden.

Angriff auf Google und Yahoo: Die NSA kann laut dem jüngsten Bericht der Washington Post den Datenverkehr zwischen den Rechenzentren der beiden Internet-Riesen abgreifen. In den Rechenzentren werden Daten der E-Mail-Dienste, Suchanfragen oder Dokumente der Nutzer gespeichert.

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