Unterwegs

Streaming-Flats im Ausland nutzen

Spotify, Netflix & Co. könnten auch im Urlaub unterhalten - wenn da das Geo-Blocking nicht wäre. Wir zeigen Wege, wie die Streaming-Flat auch ins Hotelzimmer oder an den Strand kommt.
Von Hans-Georg Kluge

Das zentrale Hindernis bei Streaming-Diensten ist auf Reisen meist die ausländische IP-Adresse. Diese sind weltweit nach Regionen verteilt, sodass die IP-Adresse eine recht genaue Auskunft über das aktuelle Aufenthaltsland des Nutzers gibt. Die Anbieter machen sich dies zunutze und sperren Anfragen von ausländischen IP-Adressen - Stichwort Geo-Blocking.

Um sich der ausländischen IP-Adresse zu entledigen, gibt es die VPN-Technik (Virtual Private Network). Damit ist es möglich, entfernte Rechner in ein Netzwerk zu integrieren, wobei die Datenübertragung komplett verschlüsselt erfolgt.

Für die Nutzung von Streaming-Flatrates ist aber eine andere Eigenschaft besonders praktisch: Das über ein VPN eingewählte Device kann den Internet-Zugang des VPN-Servers nutzen und erscheint nach Außen mit dessen IP-Adresse. Steht der VPN-Server also in Deutschland, kann der Nutzer auch im Ausland mit einer deutschen IP-Adresse auf seinen gewählten Streaming-Dienst zugreifen und diesen nutzen.

VPN: Einrichten und loslegen

Grundsätzlich gibt es Anbieter von VPN-Diensten - hier ist der Vorteil, dass die Einrichtung eines eigenen Servers zu Hause entfällt und möglicherweise eine bessere Performance zu erreichen ist. Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen VPN-Server im Heimnetzwerk einzurichten. Manche Router unterstützen dies von Haus aus - zum Beispiel gängige AVM-Router. Außerdem gibt es Network-Attached-Storage-Systeme, die einen VPN-Server mitbringen - zum Beispiel von Synology.

Beim Einsatz von VPN fließen die Daten folgendermaßen: Vom Streaming-Anbieter zum VPN-Server und von dort zum Gerät, das per VPN angebunden ist. Steht der VPN-Server im eigenen Haushalt, wird der Upload des Internet-Anschlusses aber zum Flaschenhals - erst ab 10 MBit/s Upstream-Geschwindigkeit kann dabei mit einem tauglichen Datenstrom gerechnet werden. Full-HD ist so kaum machbar. Je nachdem, von wo aus der VPN-Zugriff erfolgt, macht auch die Langstrecken-Datenübertragung Probleme.

Externe Dienste sind beispielsweise Steganos Online Shield VPN, Hide my Ass oder CyberGhost VPN. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um kostenlose Angebote - stattdessen kosten sie meist eine Jahresgebühr. Alle gängigen Betriebssysteme unterstützen VPN-Tunnel. Daher ist die Einrichtung mit einem Android-Smartphone möglich, aber auch iPhones, iPads oder gar Notebooks können VPN-Verbindungen aufbauen. Die Einrichtung erfolgt stets unter­schied­lich - hier ist es am besten, die einzelnen Schritte der Anleitung des VPN-Anbieters zu entnehmen.

Ein Nebenaspekt der Verschlüsselung bei von VPN-Diensten: Da darüber nicht nur Video-Streams laufen können, sondern auch andere Internetdaten, erhöhen VPN-Dienste die Sicherheit in fremden Netzwerkumgebungen. Damit sind die VPN-Angebote im Urlaub auch dann hilfreich, wenn Online-Banking, Cloud-Speicher oder E-Mails ins Spiel kommen.

Vorsicht bei VPN: Anbieter untersagen den Tunnel in den AGB

Nicht jeder Anbieter ist mit dem Zugriff über VPN-Tunnel glücklich. So schreibt beispielsweise Netflix in seinen AGB: "Sie dürfen die Filme und Serien auf dem Netflix-Dienst in erster Linie in dem Land ansehen, in welchem Sie Ihr Konto erstellt haben, und nur in geografischen Regionen, in welchen wir unseren Dienst anbieten und für welche wir solche Filme und Serien lizenziert haben." Grundsätzlich behält sich der Anbieter vor, sogar Accounts zu sperren. Solche Regelungen kann es auch bei anderen Anbietern geben. Hier heißt es also abwägen, ob es das Risiko wert ist, die Inhalte über ein VPN zu streamen.

Manche Anbieter sperren VPN-Nutzer aus. Deswegen ist es durchaus ratsam, die VPN-Verbindung vor dem Urlaub zu testen. Zu solchen Zwecken reicht es aus, eine kostenlose Testversion des gewünschten Dienstes zu nutzen.

Ohne schnelle Internet-Anbindung geht nichts

Trotz VPN kann es Probleme bei der Datenübertragung geben. So muss zum Beispiel die Internetanbindung des Hotels leistungsfähig genug sein. Auch das WLAN kann überlastet sein. Bei solchen Problemen hilft dann nur, den Fernseher auszustellen und den Urlaub ohne Streaming-Ablenkung zu genießen oder im Urlaubsland nach einer örtlichen SIM-Karte mit hohem Datenvolumen zu suchen.

Fazit: Streaming-Flats fit für den Urlaub machen

Wer einen Streaming-Dienst im Ausland nutzen möchte, sollte sich vor der Reise informieren, welche genauen Konditionen bei den jeweiligen Anbietern gelten. Gibt es eine Möglichkeit, den Dienst ohne Weiteres im Ausland zu nutzen? Ist ein Offline-Modus vorhanden?

Ein VPN-Dienst kann mitunter der einzige Weg sein, um auch im Urlaub streamen zu können. Gerade wer einen schnellen Internet-Anschluss zu Hause hat, kann auch im Urlaub Netflix & Co. wie gewohnt nutzen - für Full-HD-Streams reicht die Ge­schwin­dig­keit aber meist nicht.

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