Test: Das leistet 5G von der Telekom auf der UMTS-Frequenz
Seit gut einem Monat bietet die Deutsche Telekom ihr 5G-Netz neben dem bisher genutzten Frequenzbereich um 3600 MHz auch auf den früher dem UMTS-Netz vorbehaltenen 2100-MHz-Band an. Dabei kommt die DSS-Technologie zum Einsatz, die es dem Netzbetreiber ermöglicht, 5G und LTE parallel im gleichen Frequenzspektrum zu verbreiten. Wir wollten wissen, wie der neue 5G-Bereich in der Praxis funktioniert und haben das sowohl in Berlin als auch im östlichen Rhein-Main-Gebiet ausprobiert.
In Berlin hatten wir im Juni zunächst das Samsung Galaxy S20 Ultra verwendet. Das Ergebnis war aber etwas ernüchternd. In keinem der Stadtteile, die die Netzabdeckungskarte der Telekom als neu mit 5G versorgt ausgewiesen hatte, buchte sich das Smartphone in den neuen Netzstandard ein. Stattdessen wurde weiterhin das LTE-Netz ohne 5G-Erweiterung genutzt.
Telekom 5G ausprobiert
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Wir fragten bei der Telekom-Pressestelle nach, womit diese negative Erfahrung zusammenhängen könnte und erhielten die Information, dass die Samsung-Geräte noch ein Software-Update benötigen, um den neuen 5G-Frequenzbereich abzudecken. Diese Aktualisierung war Anfang Juli verfügbar, doch die 5G-Nutzung funktionierte mit dem Samsung Galaxy S20 Ultra weiterhin nicht. Dabei spielte es keine Rolle, ob wir im Bezirk Friedenau im Umfeld unseres Redaktionsgebäudes oder weiter südlich in Teltow auf 5G-Jagd gegangen sind.
LTE 1800 als Anker in Berlin
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Huawei P40 Pro: 5G DSS ist nutzbar
Wir haben im Anschluss den Test mit dem Huawei P40 Pro wiederholt. Damit war es problemlos möglich, das 5G-Netz der Telekom in Berlin-Friedenau zu nutzen. Dabei haben wir Datenübertragungsraten von bis zu 346 MBit/s im Downstream erreicht. Im Test hat sich demnach bestätigt, dass die derzeit verfügbaren Smartphones nur teilweise mit dem neuen 5G-Netz kompatibel sind.
Ein Blick in die Monitor-App Netmonster zeigt, dass die Telekom in Berlin-Friedenau derzeit LTE auf 1800 MHz als "Ankerzelle" für die 5G-Erweiterung nutzt. Während die aktuellen Smartphones von Huawei diese Konfiguration unterstützen, ist das bei den Samsung-Geräten noch nicht der Fall. Der koreanische Hersteller will zunächst bei Smartphones mit Netzbetreiber-spezifischer Software die volle Kompatibilität mit dem jeweiligen Betreiber gewährleisten, die Funktion bei den Open-Market-Geräten aber perspektivisch ebenfalls nachrüsten.
Knapp 350 MBit/s im Downstream
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Bei den OnePlus-Handhelds, die für 5G auf 2100 MHz geeignet sind, kommen für die in Berlin verwendete Netzkonfiguration der Deutschen Telekom derzeit nur die Geräte mit Open-Market-Software in Frage. Ausgerechnet für die Varianten mit für das Telekom-Netz angepasster Firmware haben das erforderliche Firmware-Update aber noch nicht erhalten. Der chinesische Hersteller handhabt die Bereitstellung der Updates demnach etwas anderes als Samsung.
Samsung Galaxy S20 Ultra: 5G auf 3600 MHz instabiler?
5G auf 3600 MHz haben wir im Telekom-Netz in Frankfurt am Main bereits im März mit dem Samsung Galaxy S20 Ultra ausprobiert. An der gleichen Stelle, an der wir im Frühjahr stabilen 5G-Empfang hatten, wechselte das Smartphone im neuerlichen Test Anfang Juli munter zwischen LTE und 4G mit 5G-Erweiterung hin und her. Der Empfang ist also etwas instabiler geworden.
Das Netz ist für diesen Effekt nicht verantwortlich, wie das parallel verwendete Huawei P40 zeigte. Hier war der 5G-Empfang an gleicher Stelle absolut stabil. Denkbar wäre, dass Samsung beim Update, das die 5G-Funktion auf 2100 MHz freischalten sollte, einen Fehler "eingebaut" hat, der sich aber auf 3600 MHz auswirkt. Hier bleibt es abzuwarten, wie die Erfahrungen an anderen Standorten und nach den nächsten Software-Updates aussehen.
5G-DSS-Basisstation in Langenselbold
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Flickenteppich auf 2100 MHz
Für einen Test des 5G-Netzes auf 2100 MHz entlang der Autobahn 66 von Hanau bis Bad Orb/Wächtersbach hatten wir nur das Samsung Galaxy S20 Ultra zur Verfügung. Anders als in Berlin hatten wir in Langenselbold und Gründau die Möglichkeit, das 5G-Netz der Telekom zu nutzen. In Bad Orb und Wächtersbach funktionierte das wiederum nicht, obwohl auch diese Städte als versorgt ausgewiesen werden.
Ankerfrequenz im Bereich um 800 MHz
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In Langenselbold und Gründau haben wir uns die Netzkonfiguration etwas genauer angesehen und festgestellt, dass die Telekom hier LTE 800 als "Hauptträger" nimmt. Kommt der 800-MHz-Bereich als "Ankerfrequenz" zum Einsatz, so ist demnach auch mit dem Samsung Galaxy S20 Ultra die 5G-Nutzung im Telekom-Netz möglich.
Datenrate eher enttäuschend
Wir haben in Langenselbold auch die Datenübertragungsrate gemessen. Diese war mit 105 MBit/s für 5G-Verhältnisse eher enttäuschend. LTE 800 ohne 5G hätte allerdings maximal 75 MBit/s geboten. So gesehen ist die 5G-Erweiterung für die Kunden durchaus eine Verbesserung.
Knapp über 100 MBit/s im Downstream
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Im Test in Langenselbold zeigte sich aber auch, dass der Versorgungsbereich auf 2100 MHz innerhalb der städtischen Bebauung stark eingeschränkt war. Schon nach wenigen hundert Metern empfingen wir nur noch das LTE-Netz ohne 5G-Erweiterung oder der 5G-Empfang wurde instabil. Kein Wunder, denn der hier für 4G genutzte Frequenzbereich um 800 MHz bietet deutlich bessere physikalische Ausbreitungsbedingungen als das 2100-MHz-Band, das für 5G zum Einsatz kommt.
In einer weiteren Meldung haben wir über den ersten Test im 5G-Netz der Telekom in Frankfurt am Main berichtet.