Campus-Netz

Telekom baut "Campus-Netz-Privat" für die Forschung

Die Tech­nische Hoch­schule Bran­den­burg (THB) betreibt jetzt ein eigenes 5G-Campus-Netz der Telekom. Das soll den digi­talen Wandel im Bundes­land beschleu­nigen.
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5G-Technik für die Forschung: Die Tech­nische Hoch­schule Bran­den­burg (THB) betreibt jetzt ein eigenes 5G-Campus-Netz der Telekom. 5G soll den digi­talen Wandel im Bundes­land Bran­den­burg beschleu­nigen. Sie sei leis­tungs­stark, verbrauche weniger Energie und biete mehr tech­nische Möglich­keiten und Sicher­heit.

Unter der Konsor­tial­füh­rung des Wirt­schafts­minis­teriums des Bundes­landes wird im "Verbund­pro­jekt 5G-Testbed-BB" geforscht, entwi­ckelt und getestet. Das erste 5G-Campus-Netz des Forschungs­ver­bundes wurde an der THB in Bran­den­burg (an der Havel) feier­lich in Betrieb genommen. Weitere Campus-Netze im Verbund­pro­jekt sollen bald in Schön­hagen, Cottbus und Welzow errichtet bzw. ausge­baut werden.

Tech­nische Hoch­schule Bran­den­burg mit 5G-Campus-Netz

Ein Campus-5G-Netz für die Technische Hochschule in Brandenburg (Havel) Ein Campus-5G-Netz für die Technische Hochschule in Brandenburg (Havel)
Foto: Oliver Karaschewski/THB
An der tech­nischen Hoch­schule in Bran­den­burg kommt die Geschäfts­kun­den­lösung "Campus-Netz Privat" der Telekom zum Einsatz, welche die aktu­ellste 5G-Stan­dalone-Tech­nologie (5G-SA) beinhaltet. Dafür wurden acht Indoor-Antennen auf zwei Etagen im Haupt­gebäude und dem Wirt­schafts­wis­sen­schaft­lichen Zentrum der THB instal­liert. Drei weitere "Micro-Sende­sta­tionen" wurden im Außen­bereich des Hoch­schul­geländes aufge­baut.

Das Projekt hat eine Beson­der­heit: Parallel zum 5G-Campus-Netz hat die Telekom erst­mals eine Wi-Fi6E-Infra­struktur aufge­baut. Neben spezi­fischen Anwen­dungs­fällen soll auch das Zusam­men­spiel der beiden Tech­nolo­gien unter­sucht werden. Während für Campus 5G spezi­elle SIM-Karten notwendig sind, kann WiFi6E von jedem genutzt werden, der das Pass­wort kennt. WiFi (WLAN)-Netze sind einfach aufzu­bauen, bieten aber wenig Schutz vor gegen­sei­tigen Störungen oder Über­las­tung. Der gesamte Aufbau des Campus-Netzes und die Inte­gra­tion in die vorhan­dene Hoch­schul­infra­struktur seien inner­halb von rund zehn Wochen erfolgt, teilten die Hoch­schule und der Netz­betreiber mit.

Lokales 5G-Stan­dalone-Netz

Das neue 5G-SA-Campus-Netz der THB funk­tio­niert getrennt vom öffent­lichen Mobil­funk­netz, das bedeutet, "zivile" Kunden können die Sender und das Netz­werk dahinter nicht nutzen. Die gesamte Infra­struktur der THB, von den Antennen über aktive System­technik, Gate­ways bis hin zum Netz­werkserver, befindet sich auf dem Gelände und unter der Hoheit der Tech­nischen Hoch­schule Bran­den­burg. Dadurch bleibt der gesamte Daten­ver­kehr im lokalen Campus-Netz, die Daten können "beson­ders sicher und schnell" verar­beitet werden.

Durch die Verwen­dung von 5G-SA (Stan­dalone) ist keine Kopp­lung mit einem 4G-(LTE)-Netz notwendig (sog. NSA Non-stand-alone). Die daten­inten­sive Anwen­dungen haben sehr kurze Reak­tions­zeiten im Milli­sekunden-Bereich. Das 5G-SA-Campus-Netz funkt auf eigens für die Hoch­schule reser­vierten Frequenzen im Bereich zwischen 3,7 bis 3,8 Giga­hertz, den Forschenden stehen bis zu 100 Mega­hertz Band­breite exklusiv zur Verfü­gung.

5G als Grund­lage für künf­tige Entwick­lungen

"Wir haben für die Tech­nische Hoch­schule Bran­den­burg ein hoch­modernes 5G-Stan­dalone-Campus-Netz reali­siert, als Grund­lage für die Entwick­lung von Inno­vationen für unter­schied­liche Bran­chen." Mathias Poeten, Mobil­funk­netz-Chef der Telekom Deutsch­land, möchte "gemeinsam mit den Verbund­part­nern die Forschung rund um 5G-Anwen­dungen" voran­bringen.

Für das Bundes­land Bran­den­burg soll das "5G-Testbed-BB", die Wirt­schaft und Verwal­tung im Land – speziell klei­nere und mitt­lere Unter­nehmen sowie die öffent­liche Verwal­tung – "inno­vativer, effi­zienter und resi­lienter" machen, betonte der Leiter des 5G-Forschungs­teams, Prof. Dr. Jochen Scheeg von der THB, gemeinsam mit Mathias Poeten, vor rund 40 Gästen aus Politik, Wissen­schaft und Wirt­schaft.

Prof. Dr. Andreas Wilms, Präsi­dent der Tech­nischen Hoch­schule Bran­den­burg, freut sich, inno­vative Konzepte zu entwi­ckeln, z.B. Personen-Leit­sys­teme, die auf Augmented Reality (AR) basieren. Prof. Dr. Jörg Stein­bach, Minister für Wirt­schaft, Arbeit und Energie des Bundes­landes Bran­den­burg, ist stolz in der Stadt Bran­den­burg an der Havel das erste 5G-Campus­netz frei­schalten zu können. Dieses Netz solle intensiv für Forschung und die Entwick­lung neuer Mobil­funk­anwen­dungen und Tech­nolo­gien sowie für die Ausbil­dung von Fach­kräften genutzt werden.

Campus-Konzept recht­zeitig poli­tisch durch­gesetzt

Der bran­den­bur­gische Minister hatte sich bei der 5G-Frequenz­ver­stei­gerung früh dafür einge­setzt, dass die Frequenzen für Campus­netze für inno­vative Mobil­funk­anwen­dungen frei bleiben sollen. Das Konzept der Campus-Frequenzen, die von der Bundes­netz­agentur direkt an Unter­nehmen und Forschungs­ein­rich­tungen vergeben werden können, ist welt­weit ziem­lich einzig­artig. Etablierte Netz­betreiber können als Berater hinzu­gezogen werden, Bau und Instal­lation kann aber auch durch Fach­firmen erfolgen, die bisher nicht als Mobil­funk­netz­betreiber lizen­ziert sind oder aktiv waren.

Bran­den­burger 5G-Memo­randum

Anschlie­ßend unter­zeich­neten das Bran­den­burger Wirt­schafts­minis­terium (MWAE), die Telekom Deutsch­land und die Tech­nische Hoch­schule Bran­den­burg ein "Memo­randum of Under­stan­ding" (MoU). Dadurch soll der flächen­deckende Mobil­funk­ausbau durch ein "5G Memo­randum of Under­stan­ding" geför­dert werden. Bisher unter­stützen dabei der Chemie-Konzern BASF (in Schwarz­heide) sowie weitere Partner und nun auch die Telekom und die Tech­nische Hoch­schule Bran­den­burg dieses Projekt.

Das Institut für Inno­vations- und Infor­mati­ons­manage­ment (ifii) soll im Auftrag des Minis­teriums das 5G-Konsor­tium beraten und bei der Fort­schrei­bung der 5G-Stra­tegie des Landes mithelfen.

Was der 5G-Stan­dard grund­sätz­lich leistet, erklären wir Ihnen in einem Über­blick.

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