Technik

Doch keine Bastellösung? Telekom setzt offenbar selbst auf Schaltverteiler

Die Telekom bezeichnet Schaltverteiler als Bastellösung, setzt sie aber selbst ein. Über die Anzahl der Schaltverteiler gibt es jedoch unterschiedliche Angaben, die zwischen einigen hundert und fast dreitausend schwanken. Wir machen uns auf die Spurensuche.
Von Thorsten Neuhetzki

Ein geöffneter Schaltverteiler neben einem Telekom-Technikgehäuse (links im Bild) Ein geöffneter Schaltverteiler neben einem Telekom-Technikgehäuse (links im Bild)
Bild: eifel-net GmbH
Die Deutsche Telekom setzt offenbar mehr auf die technische Errungenschaft des Schaltverteilers als sie öffentlich glaubhaft machen will. Das zumindest geht aus Unterlagen hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach nutzt die Telekom selbst deutschlandweit etwa 2 800 Schaltverteiler. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Telekom-Technik-Chef Bruno Jacobfeuerborn gegenüber teltarif.de diese technischen Hilfsmittel immer wieder als Bastellösung bezeichnet hat und unlängst sagte, dass die Telekom auch die neuen Möglichkeiten, die die Bundesnetzagentur in Bezug auf Schaltverteiler und die Letzte Meile eingeräumt hatte, selbst nicht nutzen werde. Die Telekom gibt auf Nachfrage zu, Schaltverteiler zu nutzen - allerdings nur in einer dreistelligen Anzahl und mit abnehmender Tendenz.

2 814 Schaltverteiler hat die Telekom in Betrieb, heißt es in den uns vorliegenden Unterlagen. Dort werden sie allerdings nicht als Schaltverteiler, sondern als SOL, die Kurzform für "Strategische Outdoor Location", bezeichnet. Diese Namensdifferenz könnte sich durch unterschiedliche Möglichkeiten ergeben, die die Telekom und die Wettbewerber an derartigen Standorten haben.

Bei alternativen Carriern ist in einem Schaltverteilergehäuse "nur" das Hauptkabel ein- und ausgeführt und steht immer vor den zu versorgenden Kabelverzweigern in einem eigenen Gehäuse, das der Wettbewerber aufbauen muss. Zwischen diesem Gehäuse und dem Telekom-Technik-Standort wird dann ein Kabel gezogen, das das DSL-Signal für die Kunden bereitstellt, und im Kabelverzweiger übergeben werden kann.

Die Telekom-Technik bietet viele Möglichkeiten

Ein geöffneter Schaltverteiler neben einem Telekom-Technikgehäuse (links im Bild) Ein geöffneter Schaltverteiler neben einem Telekom-Technikgehäuse (links im Bild)
Bild: eifel-net GmbH
Die Telekom baut, nutzt sie derartige Technik, jedoch kein zweites Gehäuse neben das bestehende, sondern vergrößert ihr eigenes. Dadurch hat sie, so ist aus der Branche zu erfahren, auch mehr Möglichkeiten. In einem Multifunktionsgehäuse (MFG) können zeitgleich mehrere Dinge enthalten sein. Das beginne, so berichtet ein Insider, mit dem als SOL bezeichneten Schaltverteiler. "Hier werden die Doppeladern der gewünschten Kabelverzweiger, die anschließend mit DSL versorgt werden, in das Gehäuse auf sogenannte Endverschlüsse eingeführt", berichtet der Insider. Gleichzeitig könne in das gleiche Gehäuse auch noch die DSL-Technik integriert werden. Dann handele es sich in der Telekom-Sprache um einen Technik-Standort. Hier wird das Zuführungskabel, das die Wettbewerber zu ihrem Gehäuse verlegen müssen, nur innerhalb ihres Gehäuses verlegt. Letztlich lässt sich das MFG auch als Kabelverzweiger nutzen, das heißt, es werden aus diesem Gehäuse auch direkt Endkunden über sogenannte Verzweigerkabel mit DSL und Telefonie versorgt.

Die Telekom betrachtet die Zahl von knapp 2 800 Schaltverteilern als zu hoch. "Wir haben in der Vergangenheit eine niedrige dreistellige Zahl Schaltverteiler errichtet", bestätigte ein Sprecher des Anbieters auf Nachfrage unserer Redaktion. "Da die Schaltverteiler für den VDSL-Ausbau nicht zu verwenden sind, reduzieren wir sie weiter", schrieb er weiter. Zur Namensfrage hieß es aus Bonn wörtlich: "Strategische Outdoor Locations (SOL) sind in der Regel Kabelverzweiger, über die beim Vectoring-Ausbau andere Kabelverzweiger mitversorgt werden können. Das heißt, es muss dann nicht jeder Kabelverzweiger mit einem Multifunktionsgehäuse überbaut werden."

Schaltverteiler-Erfinder geht von höherer Anzahl aus

Michael Bergeritz, Geschäftsführer von Eifel-net, gilt als Erfinder des Schaltverteilers. Auf unsere Nachfrage zeigte er sich ebenfalls verwundert über die Aussage der Telekom, es handele sich beim Schaltverteiler um eine Bastellösung. Er schenkt auch der Zahl von 2 800 Schaltverteilern, die die Telekom nutzt, mehr Glauben als der Angabe der Telekom. Bergeritz' Unternehmen schließt in ländlichen Regionen Schaltverteiler per Glasfaser oder Richtfunk an. Details zu Eifel-net ,aber auch zahlreichen anderen kleineren Anbietern, die in ländlichen Regionen Breitbandnetze bauen, haben wir bereits Anfang des Jahres in einer Bilderstrecke zusammengefasst. Die Telekom setzt ihrerseits auf VDSL Vectoring und will hier massiv ausbauen.

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