Breitband-Versorgung

BNetzA: Letzte Meile soll kürzer und mindestens 30 MBit/s schnell werden

Die Bundesnetzagentur hat eine Entscheidung veröffentlicht, die der Telekom ganz und gar nicht schmecken dürfte. Die letzte Meile soll kürzer werden, sodass die realistisch erreichbaren Geschwindigkeiten steigen. EWE Tel zeigt sich in einer ersten Reaktion zufrieden.
Von Hans-Georg Kluge

Die Bundesnetzagentur will die letzte Meile verkürzen. Die Bundesnetzagentur will die letzte Meile verkürzen.
Bild: dpa
Die Bundesnetzagentur hat in wichtigen Punkten einem Antrag von EWE Tel zur Verbesserung des Breitbandausbaus stattgegeben. Die Entscheidung, auf die sich auch andere alternativen Anbieter berufen können, verpflichtet die Telekom, künftig bei zu erwartenden Bandbreiten von weniger als 30 MBit/s einen neuen Kabelverzweiger (Kvz) zu bauen. Früher lag diese Grenze bei - heute nicht mehr zeitgemäßen - 1 MBit/s. Die Länge der letzten Meile ist für hohe Bandbreiten entscheidend.

"Mit der heutigen Entscheidung verfolgen wir unsere Linie, die regulatorischen Rahmenbedingungen für den Breitbandausbau fortzuentwickeln und zu verbessern, konsequent fort. Dabei haben wir den steigenden Bandbreitenbedarf in den kommenden Jahren berücksichtigt", erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann.

"Wir begrüßen die Entscheidung, denn sie führt dazu, dass die Versorgung mit schnellem Internet auf dem Land verbessert wird", betont EWE-Tel-Geschäftsführer Norbert Westfal. "Den Breitbandausbau schafft nicht einer allein, das schaffen wir nur zusammen, es ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Wirtschaft und Politik. Dazu braucht es funktionsfähigen Wettbewerb, Vielfalt und vor allem auch Kreativität. Die heutige Entscheidung der Regulierungsbehörde trägt dazu bei", so Westfal weiter.

Wir haben weitere Reaktionen eingeholt, zum Beispiel von der Telekom und den Branchenverbänden BREKO und VATM.

Nach zwei Jahren Verhandlungen beantragte EWE Tel ein Anordnungsverfahren

Die Bundesnetzagentur will die letzte Meile verkürzen. Die Bundesnetzagentur will die letzte Meile verkürzen.
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Zusammen mit den Branchenverbänden VATM und BREKO hat EWE Tel zwei Jahre mit der Telekom über eine freiwillige Lösung verhandelt. Erst im Mai dieses Jahres entschied sich der Anbieter aus Oldenburg dazu, die Regulierer der BNetzA um Hilfestellung zu bitten.

Insgesamt reichte EWE Tel vier Vorschläge ein, um den Netzausbau zu beschleunigen. Von diesen bestätigte die BNetzA jedoch nicht alle. Demnach sollen künftig mehr Kabelverzweiger (der graue Kasten auf der Straße) gebaut werden. Diese Maßnahme führt zu einer kürzeren letzten Meile und somit zu höheren Ge­schwin­dig­keiten. In einigen Fällen kann es passieren, dass Kunden aus historischen Gründen nicht an den nächsten Kvz angeschlossen sind. Jetzt soll es möglich sein, in solchen Fällen die Anschlüsse auf den näher gelegenen Verzweiger umzuschalten.

Einzelheiten zu den jetzt bestätigten Vorschlägen haben wir in einer eigenen Meldung zusammengestellt.

Der kompliziertere Vorschlag, mit dem in Einzelfällen die Signalrichtung in Leitungen geändert werden sollte, hat die BNetzA jedoch nicht aufgegriffen - zu hoch sei die Gefahr, dass Störungen im Netz auftreten.

Homann: Netzausbau erfordert gemeinsame Anstrengungen

"Die Herausforderungen einer flächendeckenden Breitbanderschließung können nicht von einem Unternehmen alleine, sondern nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller Marktakteure gestemmt werden. Wir wollen deshalb, dass der Ausbau von modernen Breitbandnetzen von möglichst allen Netzbetreibern zügig vorangetrieben werden kann, um die Breitbandziele der Bundesregierung zu erreichen. Ich gehe daher davon aus, dass unsere Entscheidung unverzüglich umgesetzt wird. Die Verbraucherinnen und Verbraucher, die auf schnelle Internetanschlüsse warten, haben für Verzögerungen sicherlich kein Verständnis", so Jochen Homann weiter.

Die Telekom hatte sich - auch öffentlich - deutlich gegen die Vorschläge von EWE Tel ausgesprochen.

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