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Drahtlos hochauflösend: Funktechnik fürs Wohnzimmer

Noch konkurrieren mit Wireless HD, WHDI und UWB mehrere Standards zur Übertragung hochauflösender Bilder
Von ddp / Marie-Anne Winter

Was im Computerbereich längst zum guten Ton gehört - nämlich die drahtlose Vernetzung der Geräte - steht der Unterhaltungselektronik im Wohnzimmer noch bevor. Ein Konsortium aus namhaften Herstellern hat sich mit Wireless HD bereits auf eine vielversprechende Spezifikation geeinigt. Doch bis sich die Komponenten der Heimkinoanlage auch ohne Kabel wie selbstverständlich hochauflösende Filme zuschieben, gilt es noch einige Probleme zu beheben.

Insbesondere Besitzer von HD-fähigen Beamern dürften sich auf die drahtlose Wohnzimmer-Zukunft freuen. Kein lästiges HDMI-Kabel müsste mehr an der Decke verlegt werden. Einen ersten Fernseher mit der neuen Technologie bringt Panasonic eigenen Angaben zufolge im Juni auf den Markt. Der TC-P54Z1 kommuniziert laut Hersteller drahtlos mit einer Tunerbox, an die Zuspieler (Blu-ray-Player, HD-Cam, Spielekonsole) allerdings sämtlich noch per Kabel angeschlossen werden müssen. Einen Wireless HD-Beamer hat Panasonic bislang "noch nicht in der konkreten Planung".

In Zukunft sollen letztlich Blu-ray-Player, HD-Digicams, Spielekonsole und wohl auch PCs und Laptops sowie Videoprojektoren ohne HDMI-Kabel das immense Datenaufkommen von mehreren Gigabit in der Sekunde via Wohnzimmerfunk verarbeiten können. Noch sei es allerdings zu teuer, die entsprechenden Chipsätze "in jedem einzelnen Gerät" zu verbauen, heißt es bei Panasonic. Derzeit gibt es noch keine Zuspieler-Geräte auf dem deutschen Markt für die drahtlose HD-Kommunikation. Prototypen indes seien auf den einschlägigen Messen für Consumer Electronics bereits gezeigt worden.

Wireless HD, WHDI und UWB

Ähnlich wie beim Machtkampf um die hochauflösende Videoscheibe, den die Blu-ray-Disc letztlich gegen die HD-DVD gewann, gibt es beim HDMI-Funk bislang keinen Standard, auf den sich alle relevanten Hersteller eingeschworen hätten. Zwar einigten sich unter anderem mit Intel, LG, Panasonic, NEC, Samsung, Sony und Toshiba Anfang des Jahres Größen der Unterhaltungselektronik auf die Wireless HD-Spezifikation. Das heißt aber nicht, dass damit alles gelaufen ist. Neben Wireless HD gibt es weiterhin andere Systeme, die untereinander nicht kompatibel sind. So konkurrieren Wireless HD, WHDI (Wireless Home Digital Interface) und UWB (Ultra Wide Band).

WHDI schickt das israelische Start-Up-Unternehmen Amimon ins Rennen. Versprochen wird die Vernetzung durch Wände hindurch - für das ganze Haus. Neben Amimon haben sich mit LG, Samsung und Sony Firmen einer geschaffenen WHDI-Gruppe angeschlossen, die bereits Wireless HD, ebenfalls eine eingetragene Marke, als Standard verfechten.

Einbaulösungen sind die eine Sache, externe Geräte die andere. Der US-amerikanische High-End-Hersteller Gefen nennt seine Lösung Wireless for HDMI. Gefen hat bereits zwei verschiedene Sets auf den US-Markt geworfen, die je bestehend aus Sender- und Empfangseinheit an den Gerätefuhrpark angedockt werden können. Das macht zwar die Verkabelungsorgie nicht überflüssig, immerhin aber können Fernsehgerät und Zuspieler in zwei verschiedenen Ecken des Wohnzimmers aufgestellt werden. Das eine Kit soll auf einer 5-Gigahertz-Radiofrequenz wie auch WHDI arbeiten, das andere nutzt UWB - auch daran ist zu sehen, dass das Rennen der Standards noch offen ist.

Alles noch offen

Abgesehen davon, dass auch externe Geräte noch sehr teuer sind - besagte Kits kosten in den USA rund 1 000 Dollar - muss für Deutschland und Europa offenbar noch eine Einigung her, auf welchen Frequenzen diese senden dürften. Die Geräte der US-Hersteller benutzen zum Teil Frequenzen, die in Deutschland für diese Anwendungen nicht freigegeben sind. Daher ist noch nicht absehbar, wann welche Geräte in welcher Form hierzulande angeboten werden.

Dass Wireless HD funktioniert, hat unter anderem Panasonic bereits auf der CES 2008 in Las Vegas demonstriert. Mittlerweile wurde die Übertragungsqualität verbessert, anfangs habe es gereicht, dass ein Mensch durch den Funkraum zwischen Zuspieler und Empfänger gelaufen sei, um eine Bildübertragung zusammenbrechen zu lassen. Zwar nehme die Störanfälligkeit mit steigenden Datenraten zu, doch die Hersteller setzen mehrere Antennen ein, die in verschiedenen Winkeln abstrahlen. Branchenexperten räumen Wireless HD gute Chancen ein. Wenn die Firmen weiterhin an einem Strang zögen, könne sich die Technologie "relativ schnell" durchsetzen. Vermutlich werden erste Blu-ray-Player, die Wireless HD beherrschen, im Laufe des nächsten Jahres in die Läden kommen. Diese dürften allerdings im hochpreisigen Highend-Bereich angesiedelt sein.