Bayern: Medienanstalt will UKW-Aus ohne festes Datum
UKW-Radios können in Bayern bis mindestens 2032 weiterlaufen
Foto: Cyberlux
Der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat auf Grundlage der aktuellen Rechtslage die sogenannte Audiostrategie 2025 beschlossen. Diese aus Sicht der Medienanstalt zukunftsweisende Digitalstrategie enthalte Antworten darauf, wie sich die unter Druck stehende lokale Hörfunk-Branche in Bayern in den nächsten Jahren aufstellen sollte. So gehe es darum, Kooperationen zu ermöglichen, die Lokalität zu erhalten, die Aus- und Fortbildung zu optimieren, die digitale Transformation weiter zu befördern oder medienrechtliche Versorgungsgebiete festzulegen. Als einen von vielen Bausteinen umfasst das Strategiepapier ein einheitliches Migrationskonzept beim terrestrischen Hörfunk vom alten, analogen UKW zum Digitalradio DAB+. Hierüber hatte es im Vorfeld viel Streit gegeben.
Proteste der Hörfunkbranche gegen UKW-Aus haben gewirkt
UKW-Radios können in Bayern bis mindestens 2032 weiterlaufen
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Zentrale Ziele seien der Erhalt lokaler Vielfalt und die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Rundfunklandschaft, wie sie auch im neuen Koalitionsvertrag der Bayerischen Staatsregierung festgelegt sind. Deshalb koppele die Audiostrategie 2025 die Migration nicht länger an ein bestimmtes Datum, sondern orientiere sich flexibel daran, wie sich der Markt entwickele. Entscheidend sei dabei die Entwicklung des ganzen Marktes und nicht das Interesse einzelner Marktteilnehmer.
BLM-Präsident Thorsten Schmiege hatte sich zunächst für ein zügigeres Stufenmodell beim Ausstieg aus UKW stark gemacht. Zum Abschalten von UKW betonte er mehrfach, die Frage sei nicht ob, sondern nur wann. In einem Brandbrief hatte die Mehrzahl der rund 80 bayerischen Privatsender gegen ein aus ihrer Sicht zu schnelles Ende von UKW protestiert. Im neuen Koalitionsvertrag vereinbarten CSU und Freie Wähler daraufhin, ein Abschalten zu verhindern, solange die wirtschaftliche Situation der Privatradios das nicht hergebe.
Wirtschaftliche Tragfähigkeit der gesamten Hörfunkbranche
"Mit einem starken und fast einstimmigem Votum wird der Medienrat seiner Verantwortung gerecht, verlässliche Grundlagen für eine professionelle, vielfältige und solidarische Radiolandschaft in Bayern zu sichern", sagt Katharina Geiger, stellvertretende Vorsitzende des BLM-Medienrats. Zu dieser Verantwortung gehöre es, die verschiedenen Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen und einen tragfähigen Kompromiss zu finden. "Dieser behält vor allem die lokale Radiovielfalt im ländlichen Raum im Blick und liegt auch auf der grundsätzlichen Linie des bayerischen Koalitionsvertrages, in dem sich die Koalitionspartner vorgenommen haben, gemeinsam mit der BLM einen Weg für UKW bis 2035 zu definieren. Das heute verabschiedete Modell macht die Migration dabei nicht an einem bestimmten Datum fest, sondern knüpft flexibel an Marktentwicklungen als Meilensteine an. Im Zentrum steht die wirtschaftliche Tragfähigkeit der gesamten Hörfunkbranche in Bayern."
Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der BLM, ergänzt, man wollen die Rahmenbedingungen für die großen und kleinen Anbieter in Zeiten der digitalen Transformation und der Marktveränderungen aktiv gestalten. "Das ist Kern der Audiostrategie, in der es um viel mehr geht als um den Umstieg von UKW zu DAB+ im nächsten Jahrzehnt. Denn wann die Migration im Sinne der wirtschaftlichen Tragfähigkeit und der lokalen Vielfalt stattfinden muss, kann heute noch keiner endgültig entscheiden. Aber: Wir können und müssen bereits heute dringend nötige Digitalisierungsimpulse für die Branche am Medienstandort Bayern geben."
Mit insgesamt 18 neuen Sendeanlagen bauen die ARD-Anstalten NDR und hr das Digitalradio DAB+ weiter aus.