grüne Elektronik

Green IT: Bei Handy und PC kaum Grün in Sicht

Umweltschonende IT-Technik wird wenig nachgefragt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Trotz Engagement von Greenpeace kaum nachgefragt: Green IT Trotz Engagement von Greenpeace kaum nachgefragt: Green IT
Bild: Greenpeace
Elektronikartikel sind in vielerlei Hinsicht nicht besonders grün, also umweltfreundlich. "Die grünste IT ist die, die man sich nicht anschafft", sagt Bernd Gründel, Hardware-Experte aus Berlin. Auch wenn neue Technik natürlich verlockend ist, sollte sich jeder Nutzer fragen, ob er wirklich auch noch das neue Smartphone braucht, wenn er schon ein Handy und einen Rechner hat. Denn der Kauf ist Anfang und Ende einer Produktionskette: "Mit jeder Anschaffung generiert man erneute Nachfrage und kurbelt die Produktion an."

Trotz Engagement von Greenpeace kaum nachgefragt: Green IT Trotz Engagement von Greenpeace kaum nachgefragt: Green IT
Bild: Greenpeace
Im Fertigungsprozess werden die meisten Ressourcen verbraucht: Energie, Wasser, Rohstoffe aller Art, etwa Edelmetalle und seltene Erden. Bei der Anschaffung muss man zwischen Schadstoffkomponente, Energieverbrauch, Herstellung und Transport gewichten. Ein aus Umweltschutzsicht noch größeres Problem ist allerdings die Entsorgung alter Geräte. Diese dürfen nicht über den Hausmüll entsorgt werden, sondern müssen bei den Abfallsammelstellen abgegeben werden, erklärt Isabel Richter, Bereichsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit beim IT-Branchenverband Bitkom.

Einige Hersteller nehmen alte Geräte beim Kauf eines neuen zurück. Im Idealfall werden sie dann umweltgerecht entsorgt oder wieder aufbereitet. "Allerdings wandern viele Geräte nach wie vor illegal nach Afrika", sagt Gründel. Dort werden die Altgeräte in der Regel alles andere als fachgerecht zerlegt. Arbeiter und Umwelt sind dabei oft großen Belastungen ausgesetzt. Für den Computernutzer sollen aber so gut wie keine Gefahren vom Rechner ausgehen: "Der Material- und Chemikalieneinsatz unterliegt schon seit Jahren strengen Vorgaben", sagt Richter.

Selbstverpflichtung der Hersteller hat nicht viel gebracht

Greenpeace hat bereits vor einigen Jahren einen "Leitfaden für grüne Energie" herausgegeben. Das Ziel dieser Aktion war es, die Hersteller zum Verzicht auf Polyvinylchlorid (PVC) und bromhaltiger Flammschutzmittel zu bewegen. Die meisten großen Hersteller hatten sich selbst Fristen für die Umsetzung auferlegt - allerdings gibt es bis heute keinen wirklich großen Fortschritt.

Doch der Nutzer kann zumindest helfen, den Gebrauch der Technik möglichst "grün" zu gestalten. Das beginnt damit, nur neue Elektronik zu kaufen, wenn es nicht anders geht, und endet damit, alte Geräte fachgerecht entsorgen zu lassen. Grundsätzlich sollte man vorhandene Energiesparfunktionen nutzen und Geräte ganz vom Netz trennen, wenn sie nicht im Einsatz sind. Und bereits beim Einkauf gilt es, auf den Energieverbrauch zu achten. Auch zwischendurch kann sich die Möglichkeit zur Optimierung ergeben, etwa im Zuge einer Reparatur, bei der alte Bauteile gegen energieeffizientere neue Bauteile ausgetauscht werden könnten.

Eine eindeutige Energie-Klassifizierung wie bei Kühlschränken gibt es für IT-Produkte aber nicht, weil zu viele unterschiedliche Normen und Verbrauchswerte unter einen Hut gebracht werden müssten. Aber in zahlreichen Tests werden Geräte auch unter Umwelt-Gesichtspunkten bewertet. Außerdem ist in den technischen Daten der meisten Geräte auch die maximale Energieaufnahme in Watt angegeben, die man vergleichen kann.

Grundsätzlich ist die Nachfrage nach "grüner" IT immer noch sehr gering. Bei elektronischen Geräten zählen Ausstattung, Preis und Design, aber nicht die Umweltfreundlichkeit. Doch nicht nur die Hardware an sich ist entscheidend, auch regelmäßiges "Aufräumen" des Rechners und die Nutzung einer oft vorinstallierten oder mitgelieferten Energiesparsoftware gehören dazu. Wer bei der Nutzung eines Computers Strom sparen will, sollte den eventuell vorhandenen Bildschirmschoner deaktivieren - ein aufwendiger 3D-Bildschirmschoner verursacht einen bis zu 50 Prozent höheren Energieverbrauch. Wer seinen Arbeitsplatz verlässt, sollte den Monitor am besten gleich ganz ausschalten. Auch wichtig: Drucker, Scanner und andere Peripherie-Geräte sollten nur bei Bedarf eingeschaltet werden.

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