iPhone ohne Anschlüsse für viele Kunden unbrauchbar
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Gerüchte, nach denen Apple plant, künftig iPhones ohne physische Anschlüsse anzubieten. Die Klinkenbuchse für kabelgebundene Headsets hat der amerikanische Technologiekonzern bereits vor einigen Jahren wegrationalisiert. Glaubt man der Gerüchteküche, so könnte Apple ab 2021 auch auf den Lightning-Port verzichten.
Ein iPhone ohne Anschlüsse mag cool und innovativ wirken. Praktisch ist ein solches Gerät aber keineswegs. Dabei sind solche Verschlimmbesserungen bei Apple leider eher die Regel statt die Ausnahme. Das fing mit dem Original iPhone von 2007 schon an, als Käufer mit einem fest verbauten Akku leben mussten, und setzte sich mit dem weggefallenen Kopfhöreranschluss fort.
Kommt das iPhone ohne Anschlüsse?
Foto: teltarif.de
Anstelle der Möglichkeit für den Kunden, einen Akku selbst auszutauschen, der im Laufe der Jahre an Kapazität eingebüßt hat, muss der Nutzer heute zum Apple Store, zu einem Fachhändler oder zu einem "Handydoktor". Das vergrößert den Aufwand, aber auch die Kosten für einen neuen Akku, wobei Apple und viele andere Hersteller vermutlich darauf bauen, dass sich die Kunden gleich ein komplett neues Smartphone zulegen.
Auch das Smartphone ohne Klinkenbuchse ist ein Rückschritt
Auch die wegrationalisierte Klinkenbuchse ist ein Rückschritt. Kabelgebundene Kopfhörer lassen sich nur noch mit Lightning-Adapter betreiben. Möchte man parallel den Akku des Smartphones aufladen, so findet sich dafür kein Original-Zubehör. Adapter von Drittanbietern funktionieren wiederum nicht immer zuverlässig und der Umstieg auf Bluetooth-Headsets ist nicht immer praktisch.
Die ersten Käufer von Apple AirPods beklagen mittlerweile, dass der Akku der kleinen Kopfhörer kaum noch eine Stunde lang durchhält. Bei vergleichbaren Produkten anderer Hersteller dürfte das ähnlich sein, zumal die Größe der Akkus begrenzt ist und die Kapazität im Laufe der Zeit abnimmt. Nun kann man regelmäßig neue Bluetooth-Headsets kaufen, doch das geht natürlich ins Geld - Probleme, die es mit kabelgebundenen Kopfhörern nicht gibt.
Nun soll also möglicherweise auch noch der Lightning-Anschluss wegfallen. Natürlich funktioniert die Daten-Synchronisation heutzutage genauso kabellos was Aufladen des Akkus. Natürlich kann man im Wohnzimmer, im Schlafzimmer und im Büro Qi-Ladegeräte aufbauen und es ist praktisch, dass man das iPhone einfach hinlegen kann anstatt das Telefon per Kabel mit dem Ladegerät zu verbinden.
Das sind die Nachteile eines iPhone ohne Lightning-Port
Allerdings ist dieses Alltagszenario etwas zu kurz gedacht. Auf Reisen ist ein kleines, dünnes Ladekabel definitiv praktischer als ein vergleichsweise großes, schweres Qi-Ladepad, das im Gepäck ziemlich aufträgt. Wie man den Akku in der Bahn oder im Flugzeug nachladen soll, bleibt ebenfalls fraglich, denn dort fehlt oft der Platz zum Aufbau des Qi-Ladekissens. Davon, dass das kabellose Aufladen länger dauert, ganz zu schweigen.
Unpraktisch wäre der Verzicht auf die Lightning-Buchse auch für die überwiegende Mehrheit der Nutzer von Apple CarPlay. Erst wenige, recht neue Fahrzeuge unterstützen kabelloses CarPlay. Alle anderen Anwender müssen auf die Nutzung von CarPlay wieder verzichten oder sich ein neues Auto zulegen, wenn es künftig nur noch iPhones ohne den bekannten Anschluss gäbe.
Angeblich will Apple auf den Lightning-Anschluss verzichten
Foto/Montage: teltarif.de, Logo. Apple
Da dürften Kosten und Aufwand aber in keinem Verhältnis zum praktischen Nutzen stehen, wenn nicht ohnehin eine Neuanschaffung geplant ist.
Journalisten-Kollegen, die ihr iPhone für Hörfunk-Interviews nutzen, schließen über den Lightning-Port höherwertige Mikrofone an. Das mag eine Nischen-Anwendung sein, doch auch dieses Szenario funktioniert nicht mehr, wenn Apple den physischen Anschluss entfernt. Bluetooth bietet nicht die gleiche, hohe Übertragungsqualität und ist als Ersatz somit nur bedingt geeignet.
Vision: Überall Lademöglichkeiten
Es mag eine schöne Vision sein, dass Smartphone-Käufer künftig fast überall Qi-Lademöglichkeiten zur Verfügung haben - im Café, Restaurant, am Flughafen und im Hotel. In der Tat gibt es erste Orte, an denen es kabellose Ladeflächen gibt. Es dürfte aber auf Jahre dabei bleiben, dass der Nutzer sich nicht auf die Verfügbarkeit verlassen kann. Zur Sicherheit muss er demnach eine Powerbank oder eben gleich ein Ladegerät mitnehmen.
Aktuell gibt es Gerüchte, nach denen Apple künftigen iPhone-Generationen den vom iPad bekannten Smart Connector mit auf den Weg gibt. Darüber könnte weiterhin Zubehör anschließbar sein. Ein magnetisch anschließbares Ladekabel hätte den Vorteil, dass man weder Stecker noch Buchse zerstört, wenn man darüberstolpert. Nachteil: Der Anschluss wäre - gerade im mobilen Bereich - auch nicht so stabil und zuverlässig wie von Lightning gewohnt.
In diesem Jahr wird Apple der aktuellen Gerüchte-Lage zufolge wohl den Lightning-Anschluss beibehalten. In 2021 könnte aber anstelle des Wechsels zum USB-C-Standard der Verzicht auf den Anschluss auf der iPhone-Unterseite folgen. Dabei ist für Kunden, die mit dieser Änderung nicht einverstanden sind, der Wechsel zu einem anderen Hersteller möglicherweise nur eine vorübergehende Lösung. Bisherige "Verschlimmbesserungen" beim iPhone wurden nämlich gerne mit einigen Jahren Verzögerung von der Konkurrenz kopiert.