Kommentar

5G "für fast alle": Doch was hat der Kunde davon?

Je nach Netz erreicht 5G mitt­ler­weile bis zu 94 Prozent der Bevöl­kerung. Doch wirk­liche Verbes­serungen für die Kunden sind noch rar.
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Auch der Netz­ausbau für 5G Stan­dalone ist noch "ausbau­fähig". Nach Voda­fone-Angaben unter­stützen nur 9000 von derzeit 36.000 5G-Antennen den Stan­dalone-Stan­dard. In allen anderen Fällen dient 5G "nur" als Erwei­terung des vorhan­denen LTE-Netzes, so wie es für Privat­kunden bei Telekom und Telefónica derzeit gene­rell noch der Fall ist. Mit 5G lässt sich so zwar eine höhere Internet-Geschwin­dig­keit erzielen, nicht aber die nied­rigen Reak­tions­zeiten, die im Vorfeld des 5G-Starts in Aussicht gestellt wurden. 5G-Basisstation in Darmstadt 5G-Basisstation in Darmstadt
Foto: teltarif.de
Je nachdem, wo man gerade unter­wegs ist, merkt man auch recht wenig von der voll­mundig ange­kün­digten Gigabit-Geschwin­dig­keit über 5G (die zwar der einzelne Kunde nicht braucht, die aber dafür sorgt, dass mehr Nutzer gleich­zeitig einen schnellen Internet-Zugang haben). Wer hat nicht schon in länd­lichen Regionen einen Speed­test gemacht und trotz 5G-Symbol auf dem Handy-Display nicht einmal 100 MBit/s im Down­stream erreicht?

Gigabit-Geschwin­dig­keit nur in Ballungs­zen­tren

Die Gigabit-Geschwin­dig­keit gibt es tatsäch­lich - aller­dings nur dort, wo 5G in dem Frequenz­bereich funkt, der für den neuen Netz­stan­dard von Anfang an gedacht war. Dieser liegt im Bereich von 3600 MHz. Hier haben die Netz­betreiber viel Spek­trum zur Verfü­gung, sodass sie hohe Band­breiten anbieten können. Aller­dings sind diese sehr hohen Frequenzen aufgrund ihrer physi­kali­schen Ausbrei­tungs­eigen­schaften nicht für die Flächen­ver­sor­gung geeignet.

Der Versor­gungs­radius ist in der Regel auf wenige hundert Meter begrenzt. Auf 3600 MHz bauen die Netz­betreiber daher vor allem in Gegenden aus, in denen viele Nutzer aktiv sind, sodass hohe Band­breiten benö­tigt werden. Das sind vor allem Städte und Ballungs­zen­tren und dort vor allem Bahn­höfe und Flug­häfen, Messe­hallen und Sport­sta­dien, Einkaufs­meilen und wich­tige Verkehrs­wege.

Abseits dieser Gegenden funkt 5G oft auf Frequenzen zwischen 700 und 2100 MHz, oft sogar in Kombi­nation mit LTE im glei­chen Band. Hier steht nicht so viel Spek­trum wie auf 3600 MHz zur Verfü­gung. Daher erin­nern die Über­tra­gungs­geschwin­dig­keiten eher an LTE. Sie haben aber so gar nichts mit der Gigabit-Geschwin­dig­keit zu tun, die im Zusam­men­hang mit 5G immer genannt wurde.

5G: Viel Marke­ting um wenig Mehr­wert

Natür­lich ist der Netz­ausbau zu begrüßen. Selbst­ver­ständ­lich ist es beein­dru­ckend, zu sehen, wie schnell die Betreiber 5G auch in die Fläche bringen. Die Internet-Geschwin­dig­keit bleibt aber abseits der Hotspots auf 3600 MHz im Bereich dessen, was auch LTE zu leisten vermag. Von nied­rigen Reak­tions­zeiten profi­tieren aktuell nur wenige Voda­fone-Kunden - wenn sie mit der rich­tigen Option mit einem passenden Smart­phone an einem geeig­neten Ort sind.

5G ist derzeit also eher ein Marke­ting­instru­ment, mit dem sich Kunden ggf. in teure Netz­betreiber-Tarife inklu­sive neuem Smart­phone locken lassen (Discounter sind beim neuen Netz­stan­dard noch außen vor). Der prak­tische Nutzen fehlt in den meisten Fällen aber noch - auch weil die meisten Kunden noch gar keinen Zugang zum "echten" 5G haben, sondern eine LTE-Erwei­terung als "neues Netz" verkauft bekommen.

In einer weiteren Meldung lesen Sie mehr zu den Plänen für 5G Stan­dalone bei o2.

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