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Wie Apple der Abwärtsspirale entkommen will

Das iPhone ist noch immer Apples Zugpferd, aber nicht mehr so einzigartig wie früher. Apple setzt nun auf neue Dienste und will unter anderem ins Fernsehgeschäft.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Apple muss sich etwas Neues einfallen lassen, um der Abwärtsspirale zu entgehen. Apple muss sich etwas Neues einfallen lassen, um der Abwärtsspirale zu entgehen.
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Eine eiserne Regel von Apple ist, niemals über noch nicht fertige Geräte oder Dienste zu sprechen. Doch nach dem zweiten deutlichen Geschäftsrückgang in Folge weichte Konzernchef Tim Cook diese Regel jetzt auf. So erklärte Cook, dass Apple große Pläne für das Fernsehgeschäft habe. Das heutige Business mit der kleinen schwarzen Fernsehbox Apple TV sei erst der Anfang, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Wir haben eine Basis geschaffen, auf der wir etwas Größeres aufbauen können." Mit den Apple muss sich etwas Neues einfallen lassen, um der Abwärtsspirale zu entgehen. Apple muss sich etwas Neues einfallen lassen, um der Abwärtsspirale zu entgehen.
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neuen Aktivitäten will Cook verhindern, dass Apple in einem Abwärtsstrudel versinkt, wenn das Geschäft mit dem iPhone weiter schrumpft.

Datenblätter

Kurz zuvor wurde bekannt, dass Apple sich die Rechte für eine neue Video-Serie gesichert hatte, die auf den populären "Carpool Karaoke"-Fragmenten aus der "Late Late Show" basiert. Darin fahren Prominente mit Gastgeber James Corden in einem Auto durch die Gegend und singen und reden dabei. Zuletzt sorgte Präsidentin-Gattin Michelle Obama für Furore, zuvor wurde die Fahrt mit Adele allein bei YouTube rund 120 Millionen Mal angesehen. Während die Clips aus der Late-Show erhalten bleiben, wird die neue Sendung exklusiv beim Abo-Dienst Apple Music zu sehen sein.

"Basis für etwas Größeres"

"Basis für etwas Größeres" war überhaupt das Leitmotiv von Cooks Auftritt bei der rund einstündigen Quartals-Telefonkonferenz. Die Runde mit Analysten ist eine der vier Gelegenheiten im Jahr, einen Einblick in die Denkweise des Konzerns zu bekommen. Der 55-Jährige betonte, dass Apple ein Rundum-Paket von Diensten für den Alltag bieten wolle. Auf der Welle der Begeisterung für das Spiel "Pokémon Go" bekräftigte Cook Apples Interesse an der dabei verwendeten Technologie der "Augmented Reality", bei der virtuelle Objekte in reale Umgebungen eingeblendet werden. Und mehr als einmal versicherte er, dass auch Apple künstliche Intelligenz einzusetzen wisse, bei der Google und inzwischen auch Facebook so stark sind.

Zu einem Autoprojekt, über das seit über einem Jahr spekuliert wird, sagte Cook allerdings nichts. Und weiterhin unklar bleibt auch, wie erfolgreich die im April 2015 gestartete Computer-Uhr Apple Watch ist, die das Geschäft des Konzerns ausweiten sollte. Nach Berechnungen der Marktforscher von IDC wurden im vergangenen Quartal noch 1,6 Millionen Apple-Uhren verkauft - ein Jahr zuvor sollen es zur Markteinführung noch 3,6 Millionen gewesen sein. Zumindest wird deutlich, dass die Apple Watch die Verluste beim iPhone längst nicht ausgleichen kann.

Die verlässlichen Zugpferde lahmen

Das Apple-Geschäft befindet sich im Wandel: Die lange verlässlichen Zugpferde iPhone und China lahmen - oder haben zumindest eine Verschnaufpause eingelegt. Im vergangenen Quartal fielen die iPhone-Verkäufe um 15 Prozent und die Umsätze in China schrumpften um ein Drittel. Stattdessen sprangen die Erlöse mit Diensten wie Apple Music um rund ein Fünftel hoch.

Cook versicherte zugleich, er sei "sehr optimistisch" für die Zukunft: Weltweit machten Smartphones erst gut 40 Prozent der heute genutzten Mobiltelefone aus - und man müsse nur warten, bis auch Leute in Entwicklungsländern bereit seien, mehr Geld für iPhones auszugeben. In China ging diese Rechnung schon einmal auf. Aktuell grasen aber vor allem chinesische Hersteller mit ihren hochgerüsteten günstigen Geräten die Smartphone-Wachstumsmärkte ab. Das iPhone SE Das iPhone SE
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Kleiner und günstiger

Apples Antwort darauf ist aktuell das iPhone SE, das erste Handy des Konzerns, bei dem aktuelle Technik in einem kleineren Gehäuse etwas günstiger als bei den größeren Flaggschiff-Modellen verkauft wird. Apple nennt keine Absatzzahlen für die einzelnen Produktlinien - aber ein Zeichen für den Erfolg des SE ist schon der Rückgang des durchschnittlichen iPhone-Verkaufspreises von 642 auf 595 Dollar binnen drei Monaten.

Cook erklärte, das SE erfülle seine Aufgabe, neue Nutzer ins iPhone-Ökosystem zu bringen - und stelle zugleich diejenigen zufrieden, denen die Displays der 6er-Reihe zu groß seien. Letztlich begibt sich Cook mit dem iPhone SE auf den Massenmarkt und bricht damit mit der Strategie von Apple-Mitbegründer Steve Jobs, der das iPhone stets am oberen Ende des Smartphone-Marktes positioniert hatte.

Was kommt in die nächsten iPhone-Modelle?

Apple wird voraussichtlich am 16. September wieder ein neues iPhone-Modell präsentieren - die Gerüchteküche spricht inzwischen von einem iPhone 6 SE statt von einem iPhone 7. Dieses wird vermutlich wieder deutlich teurer als das kleine SE-Modell - die Frage ist, ob es Neuerungen an Bord haben wird, die anspruchsvolle Smartphone-Nutzer überzeugen, unbedingt ein neues iPhone kaufen zu müssen, statt das bisherige weiter zu nutzen oder zu einem vergleichbaren Gerät bei einem der Konkurrenten zu greifen, das nicht ganz so teuer ist.

Das übernächste Modell - wie immer es heißen wird - soll über einen Irisscanner verfügen. Aber auch das ist keine neue Idee, es gibt bereits Smartphones mit Irisscanner auf dem Markt, etwa die Windows-10-Modelle Lumia 950 und 950 XL, die wir uns bereits Ende vergangenen Jahres angesehen haben. Apple wird sich also noch etwas ganz anderes einfallen lassen müssen, um das iPhone wieder einzigartig zu machen.

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