unzuverlässig (?)

Editorial: Mobile Payment weiterhin in den Kinderschuhen

Wann kommt echter Ersatz fürs Kleingeld?
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Kleingeld ist lästig: Es ist schwer, kann leicht geklaut werden, und wenn man vor einem Automaten steht, hat man oft genau die falschen Münzen parat. Da kommen Ansätze, Zahlungen stattdessen auf elektronischem Wege abzuwickeln, genau recht. Doch bis jetzt scheint keines der Systeme wirklich praxistauglich.

Bei Paybox muss man zur Bezahlung seine Handy-Nummer angeben. Sofern man registrierter Paybox-Kunde ist, wird man dann auf seinem Handy angerufen und um Bestätigung (oder Ablehnung) der Zahlung gebeten. Für größere Zahlbeträge mag dieser Aufwand akzeptabel sein; eine Zeitschrift oder ein Nahverkehrsticket auf diesem Weg zu bezahlen, rentiert sich jedoch nicht. Gegen den Einsatz im Taxi, im Laden oder im Restaurant spricht auch, dass nicht jeder gerne seine Handy-Nummer preis gibt. Beim Bezahlen im Internet ist Paybox hingegen sicherer, als viele kreditkartenbasierte Verfahren, und damit auch erfolgreich.

Bezahlen per SMS ist im Praxistest bei uns auf Anhieb durchgefallen. Wenn Ticket-SMS mit zig Stunden Verspätung ankommen, dann ist das wohl nicht im Sinne des Erfinders. Hinzu kommen bei Bezahlung an anderer Stelle mit Sicherheit Praxisprobleme. Man stelle sich Bezahlen per SMS beim Metzger vor, wenn man 150 Gramm Leberwurst und 100 Gramm Salami kauft: "Moment mal, ich muss erstmal die SMS losschicken" - "Äh, wie viel war noch mal der Zahlbetrag?" - "4 Euro 63" - "Ok, dann schicke ich jetzt die SMS an 000463" - "ja, die SMS ist raus" - "ach, da piepst mein Handy schon, die Antwort ist da" - "Moment noch, ich muss das Handy-Menü aufrufen" - "ja, hier ist der Zahlcode 1245463" - "vielen Dank noch!".

Der neue Standard m-pay von Vodafone und T-Mobile ist gar von vornherein auf die Abrechnung von Inhalten im Web und WAP beschränkt. Hier muss man zum Bezahlen im Internet nicht nur wie bei Paybox seine Handy-Nummer angeben, sondern zusätzlich noch eine 6-stellige Kennziffer, die man jeweils per SMS erhält. Das mag für Logos und Klingeltöne eine Alternative zu 0190-8 sein; an der Kasse des Lebensmitteldiscounters wird sich so ein Verfahren hingegen mit Sicherheit nicht durchsetzen.

Wenn "Mobile Payment" in der Praxis funktionieren soll, dann muss es schnell sein, zuverlässig funktionieren, und einfach zu bedienen sein. Befinde ich mich in einem Ladengeschäft oder kaufe etwas an einem Automaten, dann darf die Übertragung der notwendigen Daten an das Handy höchstens ein bis zwei Sekunden dauern. Statt Handy-Nummern zu tippen, muss es reichen, das Handy neben das Zahlungsterminal zu legen. Das Handy zeigt dann an, welcher Betrag abgebucht werden soll. Man bestätigt die Zahlung direkt am Handy; bei größeren Beträgen muss man eventuell zusätzlich eine PIN-Nummer in das eigene Handy eingeben. Fertig.

Aus den genannten Anforderungen ergibt sich fast zwangsläufig, dass GSM oder auch UMTS als Übertragungsstandard für die Transaktion ausscheiden. Eventuell eignet sich Bluetooth, wie es in immer mehr Endgeräten verfügbar ist, wobei die Reichweite des Zahlungsterminals ganz bewusst auf einige Zentimeter beschränkt wird. Nur wenn Zahlungsempfänger und Zahlender an verschiedenen Orten sind (z.B. Einkauf im Internet) sollte sich dieses System sich weiterhin auf GSM bzw. UMTS stützen. Wenn dafür die Signalisierungskanäle verwendet werden, funktioniert es sogar in einer Funkzelle, in der ansonsten wegen Netzüberlastung nichts mehr geht.