DSL

130-prozentige DSL-Preiserhöhung im Anflug?

Telekom will bei Nutzung von Alternativ-Backbone mehr kassieren
Von Thorsten Neuhetzki

Die Deutsche Telekom hat bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) neue Preise für die Zusammenschaltung von Breitbandnetzen beantragt. Dabei handelt es sich um die Beantragung einer deutlichen Preiserhöhung. Bis Ende September 2004 muss die Regulierungsbehörde über neue Vorleistungs-Preise der Telekom entscheiden. Diese sind für alternative DSL-Angebote der Wettbewerber im Privatkundenmarkt ausschlaggebend. Die Telekom plant, diese breitbandige Zugangsleistung ZISP (Zuführung zum ISP) im bundesweiten DSL-Wettbewerb um mehr als 130 Prozent zu erhöhen.

"Um im europäischen Umfeld wettbewerbsfähig zu sein, muss die Regulierungsbehörde bei der Preisermittlung für ZISP statt der von der DTAG beantragten Preiserhöhung für die nutzungsabhängigen ZISP-Entgelte eine Senkung um mindestens 20 bis 30 Prozent anordnen", erläutert Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM).

Die DSL-Vorleistung ZISP ist heute sowohl in Kombination mit T-DSL- als auch mit Resale-DSL-Anschlüssen das einzig verfügbare Zuführungsprodukt im bundesweiten DSL-Wettbewerb und seine Nutzung für alle Privatkunden-Anbieter, die auf DSL-Anschlüssen der DTAG aufsetzen, zwingend notwendig. "Da der Ex-Monopolist weiterhin darauf beharrt, freiwillig keine Alternative in Form weiterer Bitstream-Produkte anzubieten und zur Durchsetzung solcher Angebote voraussichtlich zeitintensive Regulierungs- und Gerichtsverfahren anstehen, behält ZISP weiterhin seine weichenstellende Funktion für das Breitbandwachstum in Deutschland", erklärt Jürgen Grützner.

1,55 Euro pro 10 kBit/s

Da die seit September 2003 gültige Entgeltgenehmigung für das breitbandige DTAG-Vorleistungsprodukt ZISP (Zuführung des Online-Datenverkehrs von T-DSL-Nutzern für Internet Service Provider mit eigener Internet Plattform) am 30. September ausläuft, muss die Regulierungsbehörde bis Ende September 2004 über die neuen Preisanträge der Deutschen Telekom entscheiden. Vor knapp einem Jahr hatte die RegTP der Telekom erstmals genehmigt, von den Wettbewerbsunternehmen zusätzlich zu festen monatlichen Beträgen für die Bereitstellung der Zusammenschaltung an den Übergabepunkten als zusätzliche Komponente auch nutzungsabhängige Entgelte zu verlangen, die in der Einheit pro 10 kBit/s tarifiert sind. Der aktuell geltende Preis beläuft sich auf 63,25 Cent pro 10 kBit/s. Für den Zeitraum ab dem 1. Oktober will die Telekom sich nunmehr 1,55 Euro pro 10 kBit/s genehmigen lassen, was einer Erhöhung um mehr als 130 Prozent entspricht.

Auch vergangenes Jahr hatte die Telekom bereits einen Preis von 1,40 Euro gefordert, diesen aber nicht genehmigt bekommen. Dieser Preis, so die Telekom, entspreche den wirklichen Kosten, so dass nun erneut ein Preis in dieser Größenordnung beantragt wurde. Morgen wird es zu dieser Thematik eine Anhördung bei der RegTP geben.