Im Test

Bestaunt und geprüft: Nokia 8800

Designer-Modell für sensible Ohren
Von Yvonne Göpfert

Ein Erlebnis fast wie Weinachten: Vor uns auf dem Tisch liegt ein in mattem schwarz schimmernder Karton, der mit einer edlen Klammer aus gebürsteten Silber zusammengehalten wird: In der Schachtel befindet sich das neueste Design-Objekt von Nokia, das 8800. Ein schlankes Edelstahl-Gehäuse zum Aufschieben und eigens komponierte Klingel- und Signaltöne des Komponisten Ryuichi Sakamoto wollen aus der Edelverpackung herausgeholt werden. Schon jetzt lässt sich erkennen, dass das Triband-Gerät kein Handy für jedermann sein wird. Die unverbindliche Preisempfehlung von Nokia liegt bei 1 000 Euro. Neben einer schicken Docking-Station in massivem Silber und mit wahnsinnig blauer Leuchtdiode im Fuß, die sich so mancher Chef als Accessoire auf seinem Schreibtisch wünschen würde, liegen dem Gerät noch zwei(!) Akkus bei, ein Kabel-Headset - leider mit nur einem Kopfhörer und leider ohne Bluetooth, das übliche Nokia ACP-12E Schnellladekabel - und ein schwarzes Wildledertäschchen.

Kühle Eleganz in vollendeter Verarbeitung

Nokia 8800

Nokia 8800 - Design-Slider aus Edelstahl Das Handy selbst - es liegt würdevoll in der Hand mit seinen 134 Gramm und seinen Maßen von 107 mal 45 mal 15 Millimeter. Wer seine Finger über die Oberfläche gleiten lässt, spürt sofort, dass Nokia sich nicht lumpen hat lassen und hochwertigen Edelstahl verarbeitet hat. Schade nur, dass das elegante Äußere die Streicheleinheiten nicht so leicht verzeiht und sehr anfällig für Schlieren und Fingerabdrücke ist. Umso gelungener ist dafür der Öffnungsmechanismus, der jeden Handy-Freak erst mal vor ein Rätsel stellt: Der Slider schiebt sich nämlich nicht wie bei gewöhnlichen Mobiltelefonen von unten nach oben auf, sondern von einer Erhebung in der Mitte des Handys nach oben. Damit kann man das Nokia 8800 prima als kurzen Intelligenztest für die Umwelt nutzen - die Testfrage lautet: "Kriegst du mein Handy auf?" Der Schiebemechanismus selbst fasziniert auch noch beim hundersten Öffnen: Kraftvoll und doch geschmeidig schiebt sich das Display erst zögernd, dann zielsicher nach oben und gibt die Tastatur frei. Dabei wackelt nichts, absolut solide Verarbeitung auch hier.

Tastatur für Klavierspieler

Feine Tastatur für kleine Hände Hat das Handy denn gar keine Macken, wird jetzt so mancher Leser fragen. Nun, ein wenig Herumspielen mit der Tastatur zeigt: Das Telefon eignet sich wunderbar für Feinübungen von Klavierspielerfingern, Grobmotoriker stehen vor einer Herausforderung, da die Druckfläche der einzelnen Tasten doch etwas klein geraten ist. Besonders das Navigationskreuz ist für größere Hände nicht zu empfehlen. Vor allem bei dem Navigationspfeil nach oben stößt man immer wieder gegen den oberen Rand der Tastatur. Hier wäre ein wenig mehr Luft auch ein wenig mehr Komfort. Insgesamt jedoch haben die Zifferntasten einen soliden und knackigen Druckpunkt, so dass sich SMS gut tippen lassen. Perfekt in der Handhabung schienen uns die beiden Tasten direkt unterhalb des Displays, über die man schnell zu seinen Favoriten gelangt. Übrigens, auch im Dunkeln kann man schnell tippen - die Tastatur- und die Monitorbeleuchtung stehen dem nicht im Wege.

Apropos leuchtend: 262 144 Farben, verteilt auf 208 mal 208 Pixel leuchten auf dem Display - damit liegt das 8800, wie sich das für ein Edelgerät gehört - auf der Höhe der Zeit. Zwar ist das Display aufgrund der Pixeldichte nicht brillant, jedoch knapp dran. Auf jeden Fall scheinen die Farben lebhaft und strahlend. Alles ist gestochen scharf zu erkennen, auch bei direkter Sonneneinstrahlung. Außerdem hat Nokia bei den Uhrmachern ein paar Ideen geklaut und z.B. ein kratzfestes Sicherheitsglas fürs Display entwickelt hat. Der normale Jackentaschentransport hat dem Edelmann im Gegensatz zu verschiedenen Siemens- oder Sony-Ericsson-Modellen in der kurzen Zeit, in der wir testen durften, nichts anhaben können. Wie gut das Anti-Kratz-Glas wirklich ist, stellt sich aber wohl erst bei Langzeitbenutzung heraus.