Kostenfalle

So schnell tappt man in die Mobile-Payment-Falle

Eingabe einer Handynummer immer öfter Zugangs-Voraussetzung für Internetseiten
Von Thorsten Neuhetzki

Über Dialer hat teltarif.de in der Vergangenheit bereits häufiger berichtet. So auch über hausaufgaben.de, die im vergangen Jahr durch einen Dialer mit Einwahlkosten von 29,95 Euro pro Einwahl auffielen. Nachdem die Bundesnetzagentur aber nun ein Auge auf die Dialer geworfen hat, versuchen findige Geschäftemacher, das Geld der Surfer auf anderen Wegen zu bekommen. Und so wurde vor einiger Zeit auch die von der Andreas & Manuel Schmidtlein GbR betriebene Seite hausaufgaben.de auf eine andere Inkasso-Art umgestellt: Mobile Payment.

Mit Mobile Payment können die Seitenbetreiber das Geld auch von DSL-Kunden ohne Modem, Kunden mit für 0900 gesperrten Anschlüssen oder einfach Dialer-sensiblen Kunden bekommen. Abgerechnet wird per Handy. Wer eine der von der Andreas & Manuel Schmidtlein GbR betreiben Seiten aufruft - dazu gehört neben hausaufgaben.de etwa auch steuer.de, kazaa.de, latein.de, basteln.de, vornamen.de, landkarte.de, werbung.de, malvorlagen.de oder gedichte.de - bekommt zunächst eine Startseite ausgegeben, die ihm suggestiert, dass er die von ihm gesuchten Informationen auf der Seite findet. Brancheninsider vermuten, dass es insgesamt ein Netzwerk von tausend Websites oder mehr gibt, sie so aufgebaut sind.

Abo oder Einmalzahlung? Der Netzbetreiber macht die Musik

Eingabe der Handynummer Klickt er auf einer der zahlreichen Seiten einen Link an, etwa um den Download auf kazaa.de zu starten, so öffnet sich ein Pop-up-Fenster. Hier wird er aufgefordert, seine Handynummer "zur Rufnummernüberprüfung" einzugeben. An dieser Stelle wird dem Kunden noch kein Preis genannt. Auf der danach erscheinenden Seite wird dem Nutzer die eingegebene Rufnummer bestätigt. Erst in der Fußzeile dieser Seite steht dann ein Preis. Dieser und das Abrechnungsmodell ist offenbar zudem vom gewählten Netzbetreiber abhängig. So wurde der teltarif-Redaktion auf gehaltsrechner.de mit einer Vodafone-Nummer ein Abo-Modell mit einem Preis von 9,98 Euro pro Tag angeboten, während T-Mobile-Kunden ebenso 9,98 Euro bezahlen müssen, allerdings nur einen Vertrag über eine einmalige Abbuchung und eine Laufzeit von einem Tag abschließen. E-Plus-Kunden müssen ein Abo mit einem Abrechnungsbetrag von "1x 4,99 Euro pro Tag" akzeptieren.

Der Kunde erhält, nachdem er seine Rufnummer bestätigt hat, eine SMS mit dem Text "Ihre Pin ist xxx. Bitte geben Sie diesen Pin zur Bestätigung der Zahlung jetzt auf der Website ein." Ist diese Pin eingegeben, hat der Kunde das Vertragsverhältnis angenommen. Welche Inhalte er dann jedoch zu sehen bekommt, bleibt fraglich. Der Preis steht nur in der Fußzeile

Nach Recherchen des TV-Magazin plusminus, das am Mittwoch Abend um 22.15 Uhr über über die Seiten hausaufgaben.de, schuldino.de und malvorlagen.de berichtete [Link entfernt] , sind zumindest bei exakt diesen drei Domains keine Neuverträge mehr möglich. Wie wir bereits heute morgen berichteten, soll einzig T-Mobile die Einwahl nach den ARD-Recherchen gesperrt haben. Gegenüber plusminus kündigte T-Mobile-Sprecherin Marion Kessing an, "die Nummern vom Netz nehmen zu wollen". Gegenüber teltarif bestätigte Kessing, man habe dem Abrechnungsanbieter - dabei handelt es sich um wapme systems -mitgeteilt habe, dass man Zahlungen für diese Domains nicht mehr entgegen nehmen werde. Nach teltarif-Recherchen betrifft die Sperre jedoch zunächst nur diese drei von plusminus genannten Domains. T-Mobile wolle jedoch prüfen, ob man die von teltarif genannten Domains nicht auch für Zahlungen sperre.

Der Weg aus der Kostenfalle

Teures Abo: 9,98 Euro pro Tag "Wir haben schnell und im Sinne unserer Kunden reagiert", sagte Kessing zu der Zahlungs-Sperrung der drei aus ihrer Sicht Kinder-affinen Seiten. Gleichzeitig betonte die Sprecherin, das Mobile Payment nicht grundsätzlich eine schlechte Anwendung sei. "Es gibt gute und sinnvolle Mobile Payment-Dienste - aber eben auch Schwarze Schafe", sagte die Sprecherin gegenüber teltarif.de.

Wer den Dienst abonniert hat, wird ihn nach Einschätzung von plusminus auch zahlen müssen. Schließlich sei auf die Kosten hingewiesen worden. Wer nicht mehr bereit ist, für die nach plusminus "belanglosen Inhalte" im Abomodell tagtäglich zu bezahlen, sollte schnellstmöglich kündigen. Immerhin zahlen sie täglich bis zu 9,98 Euro, im Monat also knapp 300 Euro. Nach Angaben von wapme systems soll die Kündigung unter www.smsrechnung.de [Link entfernt] möglich sein. Die Bestätigung sollte man sich auf jeden Fall ausdrucken bzw. speichern.

Wer nur einen Einmal-Preis vereinbart hat, kann immerhin davon ausgehen, dass er das Geld nur einmal bezahlt. Sicherlich ist auch hier anzuraten, die kommende Rechnung oder das aktuelle Prepaidkonto aufmerksam zu prüfen, ob tatsächlich nur ein Einmalbetrag abgebucht wurde.

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