Hintergrund

Überblick: Multimedia auf dem Handy

Das Mobiltelefon als Fernseher, Musik-Player oder Fotoapparat
Von Björn Brodersen

Mobiles Fernsehen ist aber prinzipiell auch über normale Livestreams realisierbar, die über geeignete Player, die auf dem Handy installiert werden, dargestellt werden können - ähnlich wie am heimischen PC. Das UMTS-Netz stellt dabei die nötige Übertragungsbandbreite zur Verfügung, um den Empfang von Bewegtbildern mit Begleitton zu ermöglichen. Der Handybesitzer kann sich so speziell aufbereitete Programme zeitversetzt oder live ansehen. Auch hierfür können DVB-H-Handys eingesetzt werden. Echte Live-Übertragungen für bestimmte Programme bieten zurzeit T-Mobile (zum Beispiel n-tv) und Vodafone (zum Beispiel ProSiebenSat.1 und Eurosport) in ihren Internet-Portalen, bei E-Plus und o2 sind die Videoclips zeitversetzt abrufbar. Zum Betreten eines solchen Portals muss das Handy mit einem WAP-Browser ausgestattet sein, die Übertragung des Streams erfolgt am besten per UMTS.

Bezahlt wird pro Videostream und für das bei der Datenübertragung anfallende Datenvolumen, wobei die Nutzung bei Vodafone noch bis Jahresende für Kunden, die einen UMTS-Tarif oder die Flatrate für das live!-Portal gebucht haben, kostenlos ist und T-Mobile-Kunden sogar bis März 2006 die mobilen TV-Angebote kostenlos nutzen können.

Nach Vodafone-Angaben ist das Mobile-TV derzeit der beliebteste neue Dienst in dem live!-Portal. Rund 100 000 Kunden schauten demnach im Juni insgesamt 1,8 Millionen Minuten die mobilen Fernsehprogramme. Die Düsseldorfer hatten im Januar auch den ersten Spielfilm auf das Handy gebracht.

Ausblick: Der Bedarf muss geweckt werden

"Keiner braucht heute Mobile Entertainment", sagte vor kurzem der o2-Chef Rudolf Gröger auf einer Podiumsdiskussion in Bonn. "Wir müssen den Menschen erklären, wozu sie es brauchen." Damit die Verbraucher aber für das UMTS-Angebot begeistert werden können, müssten zunächst bessere Endgeräte auf den Markt kommen und die Nutzungspreise sinken. Der o2-Chef hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen: Bei allen technischen Möglichkeiten und ehrgeizigen Zielen - die Anbieter müssen darauf achten, dass ihre Angebote nicht am Bedarf oder den Wünschen der Nutzer vorbeigehen, wie es zum Beispiel bei Push to Talk (PTT) beobachtet werden kann. Es stellt sich auch die Frage danach, wie sinnvoll das Angebot und wie leicht es zu nutzen ist: Wer möchte etwa Fußballspiele auf dem Handy verfolgen, wenn er auf seinem winzigen Bildschirm den Ball bei Strafraumaktionen gar nicht sieht?

Den ersten Schritt zu überschaubaren Kosten hat mittlerweile E-Plus mit der Einführung einer Daten-Flatrate gemacht. Marktreife Geräte für Handy-TV sollen im kommenden Jahr zu bezahlbaren Preisen auf den Markt kommen, für Musikdienste und Videostreams sind sie - auch zu erschwinglichen Preisen - schon da. Jetzt muss nur noch der Bedarf der Verbraucher an neuen Multimedia-Diensten geweckt werden.

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