Nutzungstypen

Welcher Mobilfunk-Datentarif eignet sich für wen?

Pauschale Tarif- oder Netzempfehlungen machen in aller Regel keinen Sinn
Von Thorsten Neuhetzki

Für nicht technik-versierte Nutzer klingen die Bezeichnungen CSD, HSCSD, GPRS, EDGE UMTS und HSDPA oftmals gleich, dennoch bedeuten sie eine rasante Weiterentwicklung des mobilen Lebens in den vergangenen Jahren. Für viele Mobilfunkkunden gehört die mobile Online-Verbindung mittlerweile zum Standard, arbeiten im Zug ist eine Selbstverständlichkeit und auf dem Arbeitsweg werden per WAP die aktuellen Nachrichten gelesen. Doch diese ganzen mobilen Datenanwendungen benötigen unterschiedliche Rahmenbedingungen. So ist eine Datenflatrate für einen reinen WAP-Nutzer genau so wenig sinnvoll, wie ein Stundentarif für einen Geschäftsreisenden, der mehrmals pro Monat pendelt und im Zug online ist. Im Rahmen unseres Themenmonats Mobilfunk geben wir Ihnen einige Tipps, worauf bei der Wahl des richtigen Tarifes und des richtigen Netzes zu achten ist.

Zug-Nutzer müssen viel beachten

Vor der Entscheidung für einen Netzanbieter oder einen Tarif sollte sich der Nutzer fragen, wo und wann er mobil ins Internet gehen möchte und was dann mobil gemacht werden soll. Wichtig ist dabei zum Beispiel, sich über die verfügbare Bandbreite Gedanken zu machen. So funktioniert ein mobiles Büro mit der UMTS-Erweiterung HSDPA deutlich besser und schneller als etwa mit GPRS. Wer allerdings das mobile Büro im Zug nutzen will, braucht nicht an die Nutzung von HSDPA denken. Dieser Standard steht, so wie auch UMTS, nur punktuell zur Verfügung und ist in Schnellzügen wie dem ICE nicht sinnvoll, weil sie die verwendete Datenkarte ständig zwischen UMTS/HSDPA und GPRS hin- und herbuchen würde.

Auch bei der reinen GPRS-Nutzung im Zug sollte sich der Mobilfunknutzer vor dem Abschluss eines Vertrages Gedanken machen. So ist die Netzabdeckung von E-Plus nach wie vor nicht so flächendeckend wie bei anderen Anbietern. Das ist insbesondere dann ein Problem, wenn der ICE mit 200 km/h und mehr durch ländliche Regionen fährt.

o2 nutzt in nicht selbst versorgten Gebieten das Netz von T-Mobile. Was zunächst gut klingt ist auch ein Problem: Zwar ist so die Versorgung im ländlichen Bereich sichergestellt, nähert sich aber der Zug einer größeren Stadt, darf das T-Mobile-Netz nicht mehr benutzt werden und das Endgerät bucht sich aus. Dann aber ist das o2-Netz oftmals noch nicht verfügbar, weil die ICE-Handyrepeater noch nicht für das Netz des Münchener Netzbetreibers ausgelegt sind. Hier steht der Kunde also ohne Netz da. Insbesondere bei stehenden SSH-Verbindungen oder Instant-Messengern ist das ärgerlich. Wer also viel im Zug online gehen möchte, sollte sich am ehesten für Vodafone oder T-Mobile entscheiden.

T-Mobile: WLAN-Nutzung inklusive

Mit T-Mobile kann im Zug zum Teil per WLAN gearbeitet werden. Kunden von T-Mobile, die sich für einen der größeren Datentarife entscheiden, bekommen ein interessanes Zusatz-Feature: Je nach Tarif können sie zwischen 3 und 200 Stunden pro Monat die WLAN-Hotspots der Telekom-Gruppe nutzen. Das trifft dann auch auf die geplanten WLAN-Zugänge in den Zügen zu. Der Bonner Netzbetreiber ist mit dieser Inklusivleistung der einzige, der ein solches Angebot in dieser Form hat. Vodafone-Kunden mit einem Stunden-Kontingent können aber ihre monatlichen Inklusivstunden auch per WLAN nutzen. Wer ein Datenkontingent hat, hat diese Möglichkeit nicht. Auf diesem Weg ist es den Kunden dann auch möglich, ihren Laptop in begrenzem Maße auch in Hotels, Cafés, Bahn- oder Flughäfen einzusetzen, ohne das Mobilfunknetz zu nutzen.

Welche Bandbreite soll es sein?

Wie bereits erwähnt, ist beispielsweise im Zug kaum mehr als GPRS-Geschwindigkeit sinnvoll. Wer allerdings in größeren Städten unterwegs ist, hier verschiedene Veranstaltungen besucht, im Außendienst tätig ist oder einfach nur privat online gehen möchte, der kann je nach Anbieter und Tarif auch mobil auf Geschwindigkeiten von bis zu 3,6 MBit/s im Downstream zurückgreifen.

Bei Vodafone etwa kann nach aktuellem Stand noch bis Ende Januar 2007 das HSDPA-Netz ohne Zusatzkosten mit den normalen Datentarifen genutzt werden. Regional sind hier derzeit bis zu 3,6 MBit/s möglich. Ab Februar dann soll der UMTS-Turbo 9,86 Euro monatlich mehr kosten. Wer diesen Betrag nicht zahlen möchte, kann dann mit "nur" 384 kBit/s surfen.

Bei T-Mobile ist ein solcher Zuschlag aktuell nicht geplant. HSDPA ist bei dem Bonner Anbieter im gesamten UMTS-Netz verfügbar - stellenweise sogar mit 3,6 MBit/s. Weiterer Vorteil bei T-Mobile: Auch im ländlichen Bereich wird bald mehr Bandbreite zur Verfügung stehen als mit GPRS möglich ist: Der Netzbetreiber will bis Ende kommenden Jahres EDGE flächendeckend eingeführt haben. Mit EDGE sind Verbindungen mit bis zu 220 kBit/s im Downstream und 100 kBit/s im Upstream möglich.

E-Plus setzt derzeit ausschließlich auf UMTS und bietet Bandbreiten von bis zu 384 kBit/s im Downstream an. Allerdings gibt es immer wieder Berichte über Engpässe aus dem Kreis der Nutzer. E-Plus-Chef Michael Krammer kennt das Problem offenbar: Auf einer Pressekonferenz des Unternehmens im August diesen Jahres sagte er, eine UMTS-Sendestation von E-Plus sei mit 2 MBit/s angebunden. Bei einer Bandbreite von 384 kBit/s pro Nutzer können also maximal fünf Kunden pro Sendeeinheit mit maximaler Geschwindigkeit surfen. Auch o2 bietet derzeit nur reines UMTS an, im September warb das Unternehmen auf der IFA aber damit, noch in diesem Jahr "in ausgewählten Regionen" mit HSDPA starten zu wollen.

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