Zukunft

UMTS und HSDPA: Mobilfunk als vollwertiger Festnetzersatz?

Netzbetreiber setzten zunehmend auf schnelle Datenübertragung
Von Ralf Trautmann

Seit Jahren kündigen die Netzbetreiber einen grundlegenden Wandel der Mobilfunk-Landschaft durch UMTS an. Doch die Entwicklung verläuft bis heute eher schleppend: Lange Zeit war nicht klar, welchen Nutzen die so genannte 3G-Technologie für die Kunden haben sollte.

Im Jahr 2000 hatten zunächst sechs Telekommunikationsanbieter UMTS-Nutzungs-Lizenzen für damals insgesamt fast 100 Milliarden Mark (rund 50 Milliarden Euro) erworben: Neben den heute aktiven vier deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern waren dies mobilcom und Quam. mobilcom hatte sich damals allerdings mit dem Kauf übernommen, daraufhin seine Lizenz zurückgegeben und konnte nur mit einem Millionenkredit gerettet werden. Quam hat ebenfalls noch vor Aufbau eines eigenen Netzes seinen Betrieb eingestellt.

Zahl der UMTS-Handys steigt rasant

Handy-TV bei T-Mobile Die vier deutschen Netzbetreiber starteten ihren kommerziellen UMTS-Betrieb in der ersten Jahreshälfte 2004. Zur selben Zeit wurden neben Datenkarten für Laptops auch die ersten 3G-Handys von Nokia und Siemens präsentiert. Mittlerweile ist eine Vielzahl von 3G-fähigen Endgeräten auf dem Markt erhältlich, eine aktuelle Studie sprach Mitte dieses Jahres von rund 355 Modellen.

Datenkarten und Mobiltelefone, mit denen auch die schnelle UMTS-Erweiterung HSDPA genutzt werden kann, sind dagegen erst seit kurzem verfügbar: So hat Samsung im Frühjahr die beiden Geräte Z560 und ZV50 präsentiert, der mittlerweile insolvente Hersteller BenQ Mobile hat mit dem EF91 ebenfalls ein HSDPA-fähiges Handy vorgestellt. Inzwischen ist auch die Zahl der verschiedenen HSDPA-Modelle deutlich gestiegen.

Anwendungen für UMTS

UMTS-fähige Handys bieten heutzutage über moderne Browser auch unterwegs einen schnellen Zugang zum Internet, während über das klassische GSM-Netz lediglich datensparende Dienste wie E-Mails oder WAP-Seiten sinnvoll nutzbar sind. Zudem werden parallel zu immer neuen Endgeräten von den Telekommunikationsunternehmen auch spezielle Anwendungen entwickelt, die ausschließlich auf UMTS ausgerichtet sind: Dies betrifft zum Beispiel Dienste, die Audio- oder Bilddaten übertragen und somit einen hohen Datendurchsatz voraussetzen.

Eine der wenigen Anwendungen, mit der die Netzbetreiber von Beginn an warben, war die Videotelefonie, die sich allerdings bis heute nicht als Massenprodukt durchsetzen konnte: Vor allem die Qualität der Übertragung lässt hier noch sehr zu wünschen übrig. Durch die Erhöhung der Übertragungsraten in den Mobilfunknetzen und moderne Handys mit neuen Prozessoren sind hier jedoch zukünftig Verbesserugen zu erwarten.

Bereits seit längerem ist zudem Mobile-TV via UMTS verfügbar: T-Mobile hat sein Produkt dank der Übertragungsrechte für die Fußball-WM im Sommer dieses Jahres intensiv vermarktet. Der erste Anbieter, der seinen Kunden diesen Dienst zur Verfügung stellte, war allerdings Vodafone.

UMTS-Musikdienst:
Radio-DJ von Vodafone
In der Praxis erweist sich das Fernsehen über UMTS jedoch als schwerfällig, da sich die Nutzer die Kapazität einer Funkzelle teilen müssen. So müssen die Netzbetreiber groteskerweise auf moderate Nutzerzahlen hoffen: Würde sich mobiles Fernsehen über UMTS durchsetzen, müssten im Zweifel alle Nutzer einer Zelle mit Aussetzern bei der Übertragung leben. Zudem stellen die Netzbetreiber im Gegensatz zu "normalem" Fernsehen neben einem abgespeckten Live-Angebot der TV-Sender hauptsächlich speziell aufbereitete und ausgewählte Inhalte aus den TV-Archiven bereit. Somit kann Handy-TV über UMTS nur als Zwischenlösung auf dem Weg zu Diensten auf DVB-H- oder DMB-Basis gelten.

Ein weiterer UMTS-gebundener Dienst ist zum Beispiel Mein-PC von Vodafone: Die Anwendung erlaubt nicht nur den Zugriff vom Mobiltelefon auf Musik- und Bild-Dateien auf dem heimischen PC, sondern auch auf eine dort installierte TV-Karte. Als ebenfalls unterhaltsam erweisen sich Angebote wie der Radio-DJ des Düsseldorfer Netzbetreibers, eine Mischung aus klassischem Radio und Musikdienst. Musikabos mit Flatrate gibt es auch bei Jamba, oder Napster. Bei all diesen Angeboten werden die Musikfiles entweder komplett auf das Handy übertragen oder gestreamt, beide Verfahren erfordern die hohe Übertragunsgsgeschwindigkeit von UMTS.

Netzausbau: T-Mobile und Vodafone als Vorreiter, E-Plus ohne HSDPA

Als Vorreiter beim UMTS-Ausbau können vor allem T-Mobile und Vodafone gelten: T-Mobile versorgt nach eigenen Angaben mittlerweile über 1 000 Städte mit der schnellen Datenübertragung, wobei diese schon komplett mit HSDPA erweitert sein sollen. Um auch in ländlichen Regionen breitbandige Mobilfunkdienste anbieten zu können, setzt T-Mobile ergänzend auf die GSM-Erweiterung EDGE: Diese ermöglicht in nicht mit UMTS versorgten Gebieten immerhin einen Datendurchsatz von theoretisch 473 kBit/s im Downstream, in der Praxis liegt die Geschwindigkeit bei bis zu 220 kBit/s.

Vodafone gibt an, bereits rund 2 000 Städte mit dem UMTS-Standard zu versorgen, was rund 80 Prozent der deutschen Bevölkerung entspräche. Zudem hat das Unternehmen angekündigt, seine jetzige HSDPA-Abdeckung von rund 65 Prozent des UMTS-Netzes bis Ende des Jahres auf das gesamte Netz ausweiten zu wollen. Ein EDGE-Erweiterung der GSM-Netze ist bei Vodafone dagegen nicht geplant.

Der UMTS-Ausbau von o2 hinkt in vielen Regionen noch dem der D-Netze hinterher. Allerdings ist hier zumindest bedingt der Zugang zum T-Mobile-Netz mittels National Roaming möglich. Die Netzerweiterung mit HSDPA soll noch Ende dieses Jahres beginnen, allerdings nur in einigen Städten. E-Plus hat mittlerweile alle größeren Städte und Regionen mit UMTS erschlossen, plant aber als einziger Netzbetreiber vorerst keinen HSDPA-Ausbau.

Weitere Artikel aus dem Themenmonat Mobilfunk