Bilanz

Kurth: "Potenzial des Breitbands noch nicht ausgeschöpft"

Bei der nächsten Netzgeneration sollen alte Fehler vermieden werden
Von Björn Brodersen

In der Diskussion um den Zugang der Wettbewerber zum VDSL-Netz der Telekom plädiert der BNetzA-Präsident für mehr Sachlichkeit. Ihn wundere beispielsweise, dass die EU-Kommission nun ein Verfahren gegen die Bundesregierung anstrengt, da es "Regulierungsferien" für den Bonner Konzern gebe. "Wir haben mit Frau Reding und der EU-Kommission das Gegenteil vereinbart und waren von ihr auch gelobt worden", erklärte er. In der Verfügung zum Bitstrom-Zugang sei der Zugang zum VDSL-Netz enthalten, so lange die Dienste auch über ADSL- und ADSL2+-Leitungen angeboten werden können. Darüber hinaus gehende Dienste habe er bislang noch nicht gesehen, stattdessen wolle die Telekom nun auch Triple-Play-Dienste über das ADSL-Netz anbieten.

Verbraucherfreundliche Preise führen zu vermehrter Nutzung

Dass verbraucherfreundliche und günstige Preise nicht zwangsläufig zu niedrigeren Umsätzen führen, zeigt laut Kurth der Mobilfunkbereich. "Die Mobilfunknutzung hat zum Beispiel um rund 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen, gerade weil die Preise um fast 11 Prozent gefallen sind", so Kurth. Auch das Geschäft mit schnellen mobilen Datendiensten entwickle sich weiter dynamisch, der Umsatz mit UMTS-Diensten habe sich 2006 gegenüber dem Vorjahr mit 700 Millionen Euro fast verdoppelt.

Laut BNetzA gab es in Deutschland zum Jahreswechsel 84,3 Mobilfunkverträge und damit fünf Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Die Marktpenetration beträgt damit über 100 Prozent. Vor allem die Mobilfunk-Discounter wie Blau, simyo oder Medion Mobile erlebten einen großen Kundenzulauf, ihre 4,9 Millionen Kunden machen einen Marktanteil von sechs Prozent aus.

Weitere Kennzahlen im Telekommunikationsbereich: Die Umsatzerlöse sind trotz gesunkener Preise seit Ende der 90er Jahre um 23,3 Milliarden Euro gewachsen. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der Breitbandnutzer mehr als verdoppelt. Die Zahl der Telefonanschlüsse von Wettbewerbern in Deutschland beträgt mittlerweile 17,2 Prozent. Und Ende vergangenen 2006 hatte die Telekom 4,7 Millionen Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) an Wettbewerber vermietet.

BNetzA: Wächter des Markts

Anschließend hob Kurth auch noch die Mittlerfunktion der Behörde in der Beratung und Unterstützung der Verbraucher hervor. "Die Unübersichtlichkeit von Tarifoptionen und die breite Palette von trickreichen Lockangeboten bis zu illegalen Betrügereien erfordern einen wirksamen und durchsetzungsfähigen Wächter des Markts", sagte Kurth. "Wir erfüllen diese Aufgabe, auch damit nicht die schwarzen Schafe die positiven Wachstumsaspekte neuer Technologien konterkarieren."