Kannibalen

Mobilfunker auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen

Geräte-Entwicklung läuft Mobilfunkern davon
Von Marie-Anne Winter

Die Jahre des rasanten Wachstums liegen mittlerweile weit zurück, seit einiger Zeit haben die Mobilfunkanbieter mit stagnierenden Umsätzen oder gar Kundenschwund zu kämpfen. Auch nachlassende Margen im Geschäft mit der Sprachtelefonie macht den Anbietern zu schaffen. "Das Internet wird mobil, dennoch haben die großen Carrier Probleme, ihr Geschäftsmodell in der Datenübermittlung zu finden", sagt Harald Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft Eco, gegenüber FTD-Online [Link entfernt] . Sie befürchteten die Beeinträchtigung ihres bisher sehr gewinnträchtigen Geschäfts mit SMS, wenn es auch andere Möglichkeiten gibt, mit dem Handy schnell Nachrichten auszutauschen.

Ähnliches äußerte Andreas Krieg, der Geschäftsbereichsleiter der mobilen Sparte von Microsoft. "Auf den Geräten ist beispielsweise der Messanger installiert. Für die Mobilfunkanbieter ist das natürlich ein wenig heikel, dort besteht die Angst, dass das Geschäft mit Kurznachrichten kannibalisiert wird", sagte er.

Doch das mobile Internet wird nicht mehr aufzuhalten sein, UMTS-Beschleuniger HSDPA bietet bereits jetzt mit Übertragungsraten bis zu 3,6 MBit/s mobiles Surfen in DSL-Geschwindigkeit. Wie berichtet will Vodafone sein Netz bis zum Sommer flächendeckend auf den Standard aufgerüstet haben. Zur CeBIT zeigte der Netzbetreiber HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s und auch bei den Upload-Geschwindigkeiten tut sich dank HSUPA einiges. Neue Dienste, etwa Musikdownloads auf das Handy, setzen günstige Datentarife voraus, sofern eine nennenswerte Nutzung damit erreicht werden soll. Viele Musikfreunde nutzen den Umweg über das herkömmliche Internet, um Musik-Dateien herunterzuladen und sie anschließend per Bluetooth oder Datenkabel auf ihr Handy zu übertragen, um Kosten zu sparen.

Handys können mehr als Netzbetreiber anbieten

Der Wandel ist bei den Geräten schon viel stärker wahrzunehmen. Viele Handys sind bereits kleine Multimedia-Computer, die neben Musik- und Fotofunktionen den mobilen Zugriff auf das Internet ermöglichen. Gerade in der Verschmelzung von Smartphones und Pocket PC sieht Microsoft seine große Chance: Immer mehr Hersteller installierten auf ihren Businessgeräten inzwischen das Betriebssystem Windows Mobile 6. Im vergangenen Jahr soll der Absatz von Windows-Mobile-Geräten laut Marktforschungsinstitut IDC im Vergleich zu 2005 um 135 Prozent gestiegen sein, bis zum 2010 könnte Windows Mobile laut IDC-Schätzung mit einem Wachstum von 75,6 Prozent das am stärksten wachsende mobile Betriebssystem werden.

Der große Vorteil von Windows Mobile ist, dass die Oberfläche auf dem mobilen Gerät der auf dem Computer zu Hause oder bei der Arbeit sehr ähnlich sieht. Die Nutzer müssen sich nicht mehr umgewöhnen. Zwar liege der Fokus bei Microsoft nach wie vor auf Geschäftskunden, aber Befragungen hätten ergeben, dass das Firmenhandy nach Feierabend zunehmend privat genutzt werde. Dabei werden auch die Businesshandys immer schicker. Auch Manager wollen Geräte, die gut aussehen.

Doch die Mobilfunker tun sich schwer: Obwohl das mobile Internet immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist der Weg zum Massenmarkt in diesem Bereich noch lang. Eine echte Datenflatrate bietet nach wie vor nur E-Plus an. Eco-Chef Summa forderte auch die großen Provider auf, über den Tellerrand hinauszuschauen. Das Geschäft der Zukunft beginne schon jetzt.