Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz immobil

Editorial: Entscheidung mit Augenmaß

Geringe Senkung für TAL-Entgelte angemessen
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Die üblichen Verdächtigen protestierten gleich heftig, als die Bundesnetzagentur ihre jüngste Entscheidung bekannt gab: Der Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung sinkt nur leicht um ein gutes Prozent auf 10,50 Euro. Zum Vergleich: Bei den Interconnect-Entgelten für Festnetz und Mobilfunk werden regelmäßig Senkungen im zweistelligen Prozentbereich angeordnet.

Die Entscheidung ist aber im Kontext verständlich: Anders als bei Sprachvermittlungsdiensten, wo aufgrund immer günstigerer und leistungsfähiger Elektronik die Kosten pro Sprachminute von Jahr zu Jahr rapide sinken, ist die Teilnehmeranschlussleitung eine Immobilie. Hier gibt es zwar auch Bewegung - aber eben in ganz anderen Zeiträumen.

Mittelfristig bedeutet die hohe TAL-Miete dennoch den Ausstieg aus dem Festnetz. Wenignutzer, insbesondere Singles, die eh kaum zu Hause sind, werden zunehmend auf den Mobilfunk umsteigen. Dieser kostet für abgehende Sprachtelefonate in die nationalen Fest- und Mobilnetze schon heute kaum mehr als ein Festnetzanschluss. Ein bis zwei längere Auslandstelefonate im Monat kann man zumindest in den Großstädten auch notfalls über einen Call Shop abwickeln oder einen der zahlreichen Callback oder Callthrough-Dienste nutzen. Und für den mobilen schnellen Internetzugang gibt es ebenfalls immer attraktivere Angebote, zumindest dann, wenn man das vorausgebuchte Volumen auch einhält und damit die exorbitanten Entgelte bei Volumenüberschreitungen vermeidet.

Auch der Analoganschluss wird durch die weiterhin geringe Spreizung zwischen TAL-Miete und monatlichem Entgelt für den einfachen Telekom-Anschluss weiter abgewertet. Die Konkurrenten der Telekom bieten praktisch nur ISDN oder gleich DSL an. Da die TAL-Miete unabhängig davon ist, wieviele Dienste über das Kabel abgewickelt werden, ist es für die Konkurrenten natürlich attraktiver, möglichst viele und möglichst hochwertige Leistungen mit dem Anschluss zu bündeln. Somit wird der Festnetzanschluss zunehmend zum "high end"-Produkt, während der Mobilfunkanschluss für die Grundversorgung, also Erreichbarkeit und gelegentlichen Internetzugang, herhalten muss.