Terminierungsentgelte

BNetzA senkt Entgelte für Mobilfunk-Interconnection

8,8 Cent pro Minute für T-Mobile, 9,9 Cent für E-Netze
Von Marie-Anne Winter / Ralf Trautmann mit Material von dpa und ddp

Auf die vier deutschen Mobilfunkbetreiber kommen harte Preisvorgaben durch die Bundesnetzagentur zu. Wie die Behörde nach mehrwöchiger Prüfung entschied, werden den deutschen Mobilfunkbetreibern erstmals Preise für die Durchleitung von Telefonaten in die Handynetze vorgeschrieben. Danach sinken die so genannten Terminierungsentgelte auf 8,8 Cent je Minute für T-Mobile und 9,9 Cent für E-Plus und o2. Das teilte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, heute in Bonn mit. Die Preise für Vodafone sollen in einer Woche bekannt gegeben werden. Nach weiteren Angaben der Behörde sollen die Entgelte ab 23. November gelten und eine Jahr Gültigkeit haben. Daraus ergibt sich beim derzeit noch geltenden Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent ein Brutto-Preis zwischen 10,2 und 11,5 Cent pro Minute. Damit bleibt die Frage offen, ob Telefonate vom Festnetz zum Handy künftig tatsächlich deutlich billiger werden. Für die Anbieter sinken die so genannten Terminierungsentgelte um 2,2 Cent (T-Mobile) beziehungsweise um 2,5 Cent je Minute (E-Plus, o2).

Mit den Preisvorgaben hat erstmals die Bundesnetzagentur in den Mobilfunkmarkt eingegriffen. Die vier Betreiber konnten sich zuvor nicht auf einen gemeinsamen Absenkungspfad verständigen. Vor allem der Mobilfunkbetreiber E-Plus verlangte eine weitere Spreizung der Entgelte zwischen den beiden Marktführern und den zwei anderen Anbietern für die Durchleitung. Damit konnte sich das Unternehmen offenbar aber nicht durchsetzen.

BNetzA-Chef Kurth: Entscheidung korrigiert Schieflage im Wettbewerb

"Wir korrigieren mit der Entscheidung eine Schieflage im Wettbewerb, die zwischen Mobilfunk und dem Festnetz besteht", sagte Behördenchef Matthias Kurth. Für den Chefregulierer Kurth sind die verordneten Entgelte noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Mittelfristig werden fünf bis sechs Cent angestrebt. Denn die Handytarife für Endkunden gelten wegen der hohen Terminierungsentgelte immer noch als stark überteuert. Auch die EU-Kommission hat mehrfach eine Absenkung beziehungsweise ein Einschreiten der nationalen Regulierer angemahnt. Vor allem den Festnetzbetreibern wie Arcor, HanseNet oder Netcologne sind die hohen Durchleitungspreise ein Dorn im Auge. Die Festnetzbetreiber sehen sich durch den aggressiven Angriff der Mobilfunker auf das Festnetz bedrängt.

Solche Kritik halten die Mobilfunker indes nur für begrenzt glaubwürdig. "Im Festnetz werden die größten Margen erzielt", sagt beispielsweise Stefan Zuber von T-Mobile. Für Telefonate in die Handynetze kassierten die Betreiber Preise, die zum Teil mehr als 200 Prozent der Kosten für die Netzdurchleitung betragen.

Für die Verbraucher wird sich noch zeigen müssen, wann und wie schnell sich die Entscheidung der Bundesnetzagentur in den Endkundenpreisen niederschlägt. "Wir hoffen, dass die Preise sinken werden und appellieren an die Betreiber", sagt Patrick von Braunmühl, Leiter das Fachbereichs Wirtschaftsfragen beim Bundesverband der Verbraucherzentrale. Eine Absenkung der Entgelte sei längst überfällig gewesen.

Branchenverbande enttäuscht

Der Präsident des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (BREKO), Peer Knauer, bezeichnete die vorher aus Branchenkreisen bekannt gewordene Entscheidung derweil als herbe Enttäuschung. Eine Senkung auf rund fünf Cent sei möglich. Dies belegten der europäische Vergleichsmarkt und die öffentliche Ankündigung von Regulierungschef Matthias Kurth, dass rund sechs Cent realistisch seien. Eine solche Entscheidung sei "ein völlig unnötiger Kniefall vor den großen Mobilfunkbetreibern und eine Missachtung ökonomischer Notwendigkeiten."

Tatsächlich ist und bleibt die Terminierung für die Betreiber ein lukratives Geschäft. Schließlich wurden in den vergangenen Jahren Milliarden-Erlöse auf diesem Wege erzielt. Branchenexperten taxieren sie auf 10 bis 20 Prozent des Umsatzes. Dass die Betreiber über das Bonner Diktat jetzt wenig erfreut sind, versteht sich von selbst: Sie schauen vor allem auf den Verfall ihrer Margen.

Diese sind ohnehin schon seit geraumer Zeit durch den aggressiven Auftritt der Mobilfunkdiscounter und die gesättigten Märkte unter Druck geraten. In Europa lägen die Entgelte für die Durchleitung viel höher, beklagt Presse-Chef Zuber von T-Mobile. Unzufriedenheit herrscht auch beim Anbieter E-Plus, der auf eine größere Spreizung der Entgelte - weniger für die D-Netze, mehr für die E-Netze - setzte, aber kein Gehör fand. Doch was jetzt erreicht wurde, verspricht Catrin Glücksmann, das soll an die Verbraucher weiter gegeben werden.

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