Antrag

Terminierung: Telekom will die wichtigsten Vorleistungen verteuern

Die Telekom will mehr Geld von Alternativ-Anbietern bekommen, wenn diese Gespräche an Telekom-Kunden zustellt. Überschlagen könnte diese Erhöhung etwa 6 Millionen Euro netto im Monat zusätzlich ausmachen. Wir zeigen Ihnen, was aus Telekom-Sicht teurer werden soll.
Von Thorsten Neuhetzki

Damit Gespräche von Alternativanbietern bei der Telekom ankommen, müssen diese pro Minute zahlen Damit Gespräche von Alternativanbietern bei der Telekom ankommen, müssen diese pro Minute zahlen
Foto: dpa
Wenn in Deutschland telefoniert wird, ist es heute bei fast jedem Gespräch üblich, dass nicht nur ein Netzbetreiber in das Gespräch involviert ist. Telefoniert beispielsweise ein Kunde von Kabel Deutschland mit einem Nutzer im Festnetz der Deutschen Telekom, so will die Telekom für die Nutzung ihrer Leitung bezahlt werden. Und auch umgekehrt wollen die alternativen Netzbetreiber Geld bekommen, werden ihre Leitungen von anderen genutzt. Geregelt wird diese Vergütung über das sogenannte Terminierungsentgelt, auch als Interconnection-Entgelt bekannt. Diese Kosten werden regelmäßig vom Regulierer festgelegt. Jetzt hat die Telekom Terminierungentgelte beantragt, die aus ihrer Sicht ab Dezember gelten sollten. Dabei plant das Unternehmen viele Preiserhöhungen.

Preiserhöhung von 0,17 Cent pro Minute netto in der Hauptzeit

Damit Gespräche von Alternativanbietern bei der Telekom ankommen, müssen diese pro Minute zahlen Damit Gespräche von Alternativanbietern bei der Telekom ankommen, müssen diese pro Minute zahlen
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Eine der wichtigsten Vorleistungen ist die Leistung Telekom-B1. Sie gilt für das eingangs beschriebene Szenario, dass ein alternativer Anbieter ein Gespräch ins Netz der Telekom übergibt. Das gilt für alle Anbieter gleichermaßen, egal ob Mobilfunk, Festnetz oder Call by Call. Derzeit zahlen die Anbieter der Telekom für die Nutzung der Leitung zum Angerufenen pro Minute 0,36 Cent pro Minute (netto) zur Hauptzeit und 0,25 Cent pro Minute (netto) zur Nebenzeit. Dem Antrag der Telekom zufolge sollen die Kosten steigen - und zwar deutlich. Die Telekom würde das Hauptzeit-Entgelt gerne auf 0,53 Cent pro Minute (netto) anheben, was einem Aufschlag von 0,17 Cent pro Minute (netto) entspricht. Die Nebenzeit soll auf 0,37 Cent pro Minute (netto) erhöht werden. Zwar klingt der Aufpreis minimal, in der Summe aller Telefonminuten macht dieser kleine Betrag jedoch eine Menge aus. In Deutschland werden 233 Millionen Telefonminuten pro Tag im Festnetz generiert. Geht man nun davon aus, dass die Telekom nur bei der Hälfte aller Verbindungen dieses Terminierungsentgelt bekommt, so handelt es sich bei einem Aufschlag von 0,17 Cent pro Minute (netto) um einen Erhöhungsbetrag von 198 050 Euro pro Tag (netto), den alternative Anbieter zusätzlich an die Telekom zahlen müssen.

In der Praxis wird der Betrag ein anderer sein, da natürlich auch in der leicht günstigeren Nebenzeit telefoniert wird und mal mehr und mal weniger Telefonate in das Telekom-Netz übergeben werden. Geht man aber von den knapp 200 000 Euro pro Tag aus, so würde die Erhöhung an dieser Stelle für die Telekom Mehreinnahmen von hochgerechnet 6 Millionen Euro im Monat bedeuten - Geld, das die Alternativanbieter auf anderem Wege verdienen müssten.

Auch Vorleistung für Call by Call soll steigen

Auch Call-by-Call-Anbieter sind auf die Terminierungsentgelte angewiesen - nicht nur beim sogenannten B-Kanal, also der Anrufzustellung, sondern auch beim "Einsammeln" des Anrufes von einem Telekom-Anschluss. Hier wird nach Ausbaustufen und Menge der verwendeten Telekom-Technik unterschieden und es gibt drei Tarifzonen. Anbieter, die ihr Netz engmaschig aufgebaut haben, zahlen für das Einsammeln eines Anrufes also derzeit 0,36 Cent pro Minute (netto) zur Haupt- und 0,25 Cent pro Minute (netto) zur Nebenzeit. Nach Antrag der Telekom sollen diese Entgelte auf 0,53 bzw. 0,37 Cent pro Minute (netto) steigen.

In den weiteren Ausbaustufen liegen die Preise aktuell bei 0,52 bzw. 0,36 Cent pro Minute (netto), es sollen künftig 0,58 bzw 0,41 Cent pro Minute (netto) werden. Für Anbieter, die quasi kein eigenes Netz haben, soll es leicht günstiger werden. Statt 0,61 bzw. 0,43 Cent pro Minute sollten es 0,58 bzw 0,41 Cent pro Minute werden.

20-Seiten-Antrag: Auch Notruf-Verbindungen werden unter den Netzbetreibern teurer

Die Tabelle der Interconnection-Verbindungsleistungen regelt bis ins Kleinste auf insgesamt 20 Seiten auch andere Preise für übergebene Gesprächsminuten, beispielsweise für Verbindungen zu 0180-Nummern, Anrufe zu 0137-Nummern, Telefonauskünften oder 116-Diensten. Sogar die Verbindungen zu den Notrufabfragestellen, die im Netz der Telekom geschaltet sind, sind hier unter dem Punkt Telekom-Z.1 geregelt. Auch hier soll der Preis steigen, in der Tarifzone I von 0,36 bzw. 0,25 Cent pro Minute netto auf 0,53 bzw 0,37 Cent pro Minute netto. Notrufe in Deutschland würden aber trotz dieser Erhöhung kostenlos bleiben. Käme die Erhöhung der ürbigen Kosten jedoch durch, könnte das Preisniveau für Verbindungen und Flatrates wieder steigen. Gültig würden die Terminierungsentgelte ab Dezember, im Juni findet eine Anhörung bei der Bundesnetzagentur statt.

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