Praxis

Der feine Unterschied: Das HTC S710 im Test

Unterwegs mit dem Windows-Mobile-6-Smartphone alias Vodafone VDA V
Von Björn Brodersen

Trotz seiner Form und der ausziehbaren QWERTZ-Tastatur: Das S710 des taiwanesischen Herstellers HTC ist ein Smartphone. Das ist ein feiner Unterschied, denn das jetzt im Handel erhältliche Gerät kann zum Beispiel nicht per Stylus über einen Touchscreen gesteuert werden. Aus diesem Grund finden die Kunden das S710 jetzt auch als neues VDA-Modell (Vodafone Digital Assistant) im Vodafone-Shop vor und nicht als VPA (Vodafone Personal Assistant). Das ungebrandete HTC-Modell - ohne SIM- oder Net-Lock - kann für einen Preis ab 350 Euro im Handel erworben werden. Der VDA V kostet dagegen bei Vodafone je nach gewähltem Laufzeitvertrag ab 209,50 Euro. Ob das Geld gut angelegt ist, haben wir in einem Praxistest untersucht.

Word-Dokumente lesen und bearbeiten

HTC S710

Das HTC S710 Die Anbindungsmöglichkeit an den Exchange Server 2007 inklusive Flag-Support, Suchfunktion, Abwesenheitsassistenten und Unterstützung für HTML-Mails unterstreichen die Business-Funktionalität des Smartphones, Besitzer des unter dem Betriebssystem Windows Mobile 6 laufenden Geräts müssen jedoch gegenüber den von einem PDA gewohnten Funktionen gewisse Einschränkungen hinnehmen: Nicht nur fehlt die Möglichkeit, das Gerät über den Touchscreen zu steuern, sondern es lassen sich auch nicht ohne Weiteres neue Office-Dokumente erstellen. Dafür müssen die Besitzer des S710 empfangene Word-, Dokumente als Vorlagen abspeichern und können diese dann als Ausgangspunkt für neue Dokumente verwenden. Die Frage ist, warum Microsoft hier dem Nutzer nicht gleich die Möglichkeit bietet, auf direktem Weg neue Dokumente zu öffnen. Dateien im PDF-Format können dagegen auf dem 240 mal 320 Pixel großen TFT-Display wie bei anderen Mobiltelefonen auch nur gelesen und nicht bearbeitet werden, außerdem stehen die Handheld-Office-Versionen von Excel und Powerpoint bereit. Neues Feature der Windows-Mobile-6-Standard-Version: Es können auch HTML-Mails angezeigt werden.

Was dem Business-Anwender auch fehlen wird, ist eine Unterstützung des schnelleren Datenübertragungsstandards UMTS bzw. HSDPA. Zwar kann per WLAN (IEEE 802.11g) eine Internetverbindung aufgebaut werden, jedoch ist der Bewegungsspielraum dabei an Hotspots gebunden und die Nutzung des Internets mit höherer Bandbreite damit sehr begrenzt. Immerhin können mit dem Quadband-Smartphone (GSM-Netze um 850, 900, 1 800 und 1 900 MHz) Daten dank EDGE unterwegs mit bis zu 200 kBit/s empfangen und mit bis zu 100 kBit/s versendet werden. WLAN-Verbindungen können erfreulicherweise dem sichereren WPA2-Standard verschlüsselt werden.

Arbeiten mit Windows Mobile 6

Dafür bietet das S710 umfangreiche Messaging-Dienste: In Verbindung mit einem Microsoft Exchange Server werden Firmen-E-Mails, Kontakte und Kalenderdaten direkt auf das Handy übermittelt und synchronisiert. Private Anwender können auch auf Push-ähnliche Weise E-Mails von einem persönlichen Konto bei dem Microsoft-Dienst Windows Live Hotmail in bestimmten Zeitabständen erhalten. Die Einrichtung ist dank des E-Mail-Wizard unkompliziert, der Nutzer muss lediglich E-Mail-Adresse und Kennwort angeben, die restlichen Einstellungen werden automatisch vorgenommen. Per Hand lassen sich auch E-Mail-Konten (POP3 und IMAP4) anderer Dienste wie etwa Yahoo! Mail oder Googles GMail einbinden. Für den schnelleren Zugriff auf E-Mail-, SMS- und MMS-Postfächer kann man eine entsprechende Verknüpfung auf der Menü-Startseite hinterlegen.

Für das mobile Surfen im Internet steht erwartungsgemäß der Internet Explorer von Microsoft bereit. Die Webseiten werden in Desktop-Qualität angezeigt, entweder im Quer- oder Hochformat. Schiebt der Nutzer die QWERTZ-Tastatur des Smartphones auf, schaltet die Display-Darstellung nämlich automatisch ins Querformat um. Auf der Startseite des Mobil-Browsers finden die Nutzer ein Eingabefenster für die Suchfunktion MSN Search sowie Ordner für Favoriten und den vorangegangenen Surfverlauf. Für das schnellere Laden der Webseiten kann man die Darstellung von Bildern ausschalten. Bereits an Bord ist der Live-Messenger von Microsoft, der inzwischen als Mobile-Version dem PC-Client in kaum etwas nachsteht.

Gerade für das Surfen im Internet würde man sich einen Touchscreen wünschen, denn das Navigieren mit Enter- und Pfeiltasten ist deutlich mühsamer. Auch das von anderen Windows-Mobile-Geräten bekannte Fehlen der Escape-Taste auf der Tastatur hat merkliche Nachteile, denn so ist zum Beispiel kein Arbeiten in dem freien SSH- und Telnet-Client putty möglich, mit dem man eine verschlüsselte Verbindung von einem Rechner zu einem Server aufbauen kann.

Datenabgleich per ActiveSync oder das Windows Mobile Device Center

Während viele andere Smartphones über eingebaute SyncML-Clients für den Datenaustausch mit anderen Endgeräten verfügen, findet der Anwender des S710 das Microsoft-eigene Protokoll ActiveSync vor. Das spielt keine Rolle, so lange die Synchronisation von Daten wie Kontakte, Termine, Aufgaben und E-Mails mit dem heimischen PC oder Laptop erfolgt. Schwierig kann es jedoch werden, sobald man unterwegs ist und die Daten direkt mit einem anderen PC abgleichen möchte. Wer möchte, kann sich allerdings auch bei Drittherstellern einen SyncML-Client für sein Windows-Mobile-Handy besorgen.

Ob ActiveSync verwendet werden muss, hängt vom jeweiligen Windows-Betriebssystem ab. Bei Rechnern mit Windows XP werden die Synchronisation über das ActiveSync-Protokoll vorgenommen, bei Vista-PCs erfolgt dies über das so genannte Windows Mobile Device Center. Dieses auch auf der im Lieferumfang enthaltenen Software-CD vorhandene Programm ist kompatibel mit Windows-Mobile-2003- und neueren Geräten und kann nicht nur für den Austausch von Office-Daten sondern auch von anderen Dateien wie Musiktiteln und Bildern eingesetzt werden. Die Installation der Software auf dem PC und der Verbindungsaufbau mit dem Gerät per USB-Kabel und alternativ per Bluetooth war unkompliziert, für den Download der Synchronisations-Software muss auf dem Rechner allerdings ein neuerer Flash-Player vorhanden sein.