Jubiläum

Ein Jahr Handy-TV in Deutschland

watcha wartet aber nach wie vor auf Kunden
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Handy-TV startete in Deutschland zunächst über UMTS. Das funktioniert allerdings nur dann reibungslos, wenn verhältnismäßig wenige Nutzer auf die Streams zugreifen. Ansonsten stoßen die Netze schnell an ihre Kapazitätsgrenzen. Außerdem war die Bildqualität zumindest bisher eher eingeschränkt. Die Konturen sind oft verwaschen, bei schnellen Bewegungen gibt es Aussetzer und Bild und Ton sind oft nicht synchron. Es ist daher schon lange erklärtes Ziel der Mobilfunk-Anbieter, das mobile Fernsehen über andere Verbreitungswege als das bestehende UMTS-Netz abzuwickeln.

Zur Auswahl stehen zwei verschiedene Übertragungsstandards: einerseits das mit dem terrestrischen Digitalfernsehen DVB-T verwandte DVB-H-Verfahren und zum anderen der auf DAB-Digitalradio aufsetzende DMB-Standard, der in Korea bereits erfolgreich für Handy-TV eingesetzt wird. Für DMB standen schon im vergangenen Jahr Frequenzen zur Verfügung, während sich die DVB-H-Frequenzvergabe langwieriger gestaltet. Das Samsung SGH-P900

DVB-H-Pilotprojekt der Mobilfunk-Netzbetreiber startete Ende Mai 2006

Dennoch starteten T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 Ende Mai 2006 in Berlin, Hamburg, Hannover und München ein gemeinsames DVB-H-Pilotprojekt, um vor allem während der Fußball-Weltmeisterschaft die Leistungsfähigkeit des Systems zu demonstrieren. Allerdings hatten nur ausgewählte Testpersonen die Möglichkeit, das Programmangebot zu nutzen. Mehr als 20 TV- und Radioprogramme wurden ausgestrahlt und konnten bei Tests der teltarif.de-Redaktion auch im fahrenden Auto gut empfangen werden.

Ende August wurde das Pilotprojekt zunächst wieder eingestellt. E-Plus hat das Konsortium, das sich um eine längerfristige und bundesweite DVB-H-Lizenz bewirbt, inzwischen verlassen. Die drei anderen Netzbetreiber, die ursprünglich noch zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft auf Sendung gehen wollen, peilen inzwischen einen Start in 2008 an. Die Frequenz- und Lizenzvergabeverfahren laufen mittlerweile, lediglich das Bundeskartellamt könnte noch einen Strich durch die Rechnung machen. Das könnte dann passieren, wenn die Kartellwächter von einer Monopolstellung des Drei-Netzbetreiber-Konsortiums ausgehen.

watcha seit einem Jahr im Regelbetrieb

Derartige Probleme gibt es bei watcha nicht. Dieses mobile Fernsehangebot ist seit genau einem Jahr auf Basis des DMB-Standards auf Sendung. Die Betreibergesellschaft MFD hatte noch rechtzeitig vor der Fußball-Weltmeisterschaft die nötigen Sendelizenzen erhalten und ging zunächst in Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München auf Sendung. Wenige Tage später startete watcha auch in Nürnberg, während das Paket in Hamburg, Hannover und Gelsenkirchen zunächst nur im Testbetrieb lief. Ab September wurde das Sendegebiet auf Leipzig und Dortmund ausgedehnt. Mittlerweile wird in insgesamt 16 Städten gesendet. Ein Ausbau des Verbreitungsgebiets ist geplant. Zuletzt wurde im Rhein-Main-Gebiet ein Sender auf dem 880 Meter hohen Großen Feldberg in Betrieb genommen, so dass neben der Stadt Frankfurt auch die gesamte Region mit dem Handy-TV-Paket versorgt wird.

Im Vergleich zum DVB-H-Pilotprojekt noch recht klein ist das gebotene Programmpaket. Zum Start waren das ZDF und N24, ein Comedykanal von ProSiebenSat.1 und MTV Music an Bord. Angereichert wurde die Palette mit dem Visual-Radio-Sender bigFM2see. Im Oktober wurde der Comedykanal durch das speziell auf die Nutzung am Handy-Display zugeschnittene Programm ProSiebenSat.1 Mobile ersetzt. Anfang Mai kam mit dem ARD-Hauptprogramm ein weiterer Sender hinzu.

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