Bilanz

Rechnungsumstellung bringt freenet Ergebnissprung

Mehrere Interessenten für Übernahme des Unternehmens
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa und ddp

Der Internet- und Mobilfunkanbieter freenet hat im ersten vollen Quartal nach seiner Fusion mit mobilcom operativ mehr verdient als erwartet. Wie das Hamburger TecDAX-Unternehmen heute mitteilte, stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahresquartal um 70 Prozent auf knapp 71 Millionen Euro. Analysten hatten im Mittel mit 66 Millionen Euro gerechnet.

Grund für den hohen Ergebnisanstieg ist vor allem eine Umstellung in der Rechnungslegung: Die Kundenbindungs- und -gewinnungskosten laufen teilweise nicht mehr gewinnmindernd durch die Erfolgsrechnung, sondern werden als Aktivposten in die Bilanz eingestellt und nach und nach abgeschrieben werden. Auf der Umsatzseite wirkt sich der veränderte Ansatz negativ aus. Entsprechend ging der Erlös im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast sechs Prozent auf 467 Millionen Euro zurück.

Starker Zuwachs bei Mobilfunkkunden

Im zweiten Quartal legte freenet besonders stark bei den Mobilfunkkunden zu. Hier kamen 120 000 Nutzer hinzu, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres nur 24 000 gewesen waren. Die Zahl der DSL-Kunden baute das Unternehmen um 50 000 aus. Anfang 2007 waren allerdings noch 170 000 DSL-Nutzer hinzugekommen, von denen allerdings ein Teil aus dem übernommenen Bestand des Wettbewerbers Tiscali stammte.

Die Zahl der Kundenkontakte, mit denen ein Vertragsverhältnis besteht, erhöhte sich im Frühjahr um 80 000 auf 6,21 Millionen. Insgesamt verzeichnete freenet im zweiten Quartal jedoch einen Kundenkontakt-Rückgang um 820 000 auf 11,86 Millionen. Das ist vor allem auf Abgänge bei Call-by-Call und Pre-Selection zurückzuführen.

freenet erklärte, die nach langer Blockade im März vollzogene Fusion zeige erste Erfolge. freenet sei bei immer schärferem Wettbewerb in allen wichtigen Geschäftsfeldern weiter gewachsen. Die Ergebnisziele für ganz 2007 bekräftigte die Gesellschaft. Demnach wird unter anderem weiter mit einem Anstieg beim Ebitda auf mindestens 250 Millionen Euro gerechnet.

freenet-Übernahme: Mehrere Interessenten

Für eine Übernahme des Unternehmens haben sich indes mehrere Interessenten gefunden. "Die Gespräche laufen", sagte Vorstandschef Eckhard Spoerr. Das Unternehmen hat die Investmentbank Morgan Stanley mit der Suche nach einem möglichen Käufer beauftragt. Namen der Interessenten nannte Spoerr nicht. Als ein möglicher Bieter gilt Telecom Italia, die mit einer Übernahme ihre Tochter HanseNet stärken könnte.

Eine Zerschlagung von freenet, wie von Großaktionär und Wettbewerber Drillisch gefordert, lehnte Spoerr ab. Für die zweite Jahreshälfte rechnet er mit einer stärken Neukundengewinnung im Breitbandgeschäft. "Im Juli haben wir im Bruttogeschäft bereits einen Rekordzuwachs", sagte er.