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Mobilfunker hoffen auf Handy-TV-Durchbruch zur Fußball-EM

HandyTV-Anbieter machen sich Mut
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Die Mobilfunkkonzerne hoffen auf einen neuen Wachstumsmarkt: Die Übertragung von TV-Bildern auf das Handy. Bereits zur Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr gab es einige spezielle Angebote für das mobile Fernsehen. Seit über einem Jahr ist auch watcha [Link entfernt] am Start, die Nachfrage ist bislang allerdings verhalten. Einen weiteren Schub für eine breitere Vermarktung soll mit der Fußball-Europameisterschaft im nächsten Sommer anlaufen. Die Firmen sehen zu diesem Anlass eine große Nachfrage. So hat Marktführer T-Mobile bei jedem Vierten seiner über 30 Millionen Kunden eine Bereitschaft für bewegte Bilder auf dem Mobiltelefon ausgemacht. Zusammen mit den Wettbewerbern Vodafone D2 und o2 haben die Bonner eine Konsortium gebildet, um Handy-TV zum Durchbruch zu verhelfen.

Die Zeiten, in denen das Mobiltelefon ausschließlich zum Telefonieren diente, sollen damit endgültig vorbei sein. Mit dem Einstieg in die TV-Übertragung wollen die Unternehmen wegbrechende Umsätze im Mobilfunkgeschäft ausgleichen. Zum Start sollen mit dem Standard DVB-H mindestens 16 Programme auf die kleinen Handydisplays übertragen werden. Voraussetzung ist allerdings, dass das Konsortium die von den Landesmedienanstalten ausgeschriebenen Sendelizenzen gewinnt. Um diese bewirbt sich auch eine Allianz, an der die Medienunternehmen Hubert Burda Media und Holtzbrinck beteiligt sind.

In einigen Studien wird dem neuen Geschäftsfeld bis zum Jahr 2010 ein Umsatzpotenzial von 450 bis 500 Millionen Euro bescheinigt. Experten zeigen sich allerdings skeptisch, da aus ihrer Sicht das Geschäft schleppend anlaufen wird. "Wir glauben, dass Handy-TV kommen wird. Allerdings sind viele Annahmen zu hoch", sagt Nikolaus Mohr von der Unternehmensberatung Accenture. Erst ab 2011 oder 2012 würden die Nutzerzahlen steigen.

In Europa bislang noch nicht erfolgreich

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus gibt ihm Recht. So boomt Handy-TV zwar in Südkorea - in Italien und Großbritannien bleibt das junge Geschäft mit Penetrationsraten von rund einem Prozent hinter den Erwartung zurück. Auch in Deutschland floppte mobiles Fernsehen bisher. Mit dem aus Korea stammenden Format DMB, das nur die Übertragung weniger Programme erlaubt, wagten debitel und mobilcom (heute freenet) erste Gehversuche. Mit wenigen tausend Kunden blieb DMB aber hinter den selbstgesteckten Prognosen zurück.

Trotz der gebremsten Erwartung halten Experten den Einstieg ins Handy-TV für richtig. "In Summe geht es darum, den Kunden in der digitalen Welt ein gesamtheitliches Buket von verschiedenen Diensten zu bieten", sagt Accenture-Experte Mohr. Mobiles Fernsehen bezeichnet er als Zusatzgeschäft. Die Marktforschungsgesellschaft Solon sieht einen Bedarf bei der Kundenschaft. "Es ist naheliegend, das populärste Medium TV auch unterwegs nutzen zu wollen", sagt Solon- Experte Henning Röper. Dazu müsse aber das Angebot verständlich und leicht bedienbar sein. Zudem müssten bekannte TV-Marken mitziehen.

Auf die TV-Sender wartet zusätzliche Arbeit. So ist das bestehende Programm nur bedingt für mobiles Fernsehen verwendbar. "Es ist illusorisch zu glauben, dass jemand auf dem kleinen Bildschirm einen zweistündigen Film anschauen wird", sagt Mohr. Den größten Schub versprechen sich die Experten von Sport-Übertragungen. "Bei Fußball oder Olympiade sind Kunden sicher bereit, für eine auf das Handy angepasste Übertragungsform zu zahlen", sagt Mohr.

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