offener Brief

Zwischen PR und Kritik: simyo mit offenem Brief an Konkurrenz

Anbieter sieht Discounter-Grundwerte in Gefahr
Von Ralf Trautmann

Verrät die Discounter-Branche zunehmend ihre Grundwerte? So oder ähnlich könnte eine Zusammenfassung des jetzt veröffentlichen offenen Briefs des simyo-Geschäftsführers Rolf Hansen lauten, der angesichts der wie "Pilze aus dem Boden" schießenden neuen Mobilfunk-Discounter die Ideale "Einfachheit, Fairness und Transparenz" von der Konkurrenz einfordert.

So schlüssig dieses Anliegen auch scheint, der PR-Charakter der Aktion ist nicht zu übersehen: Sicher nicht zufällig setzt simyo bisher konsequent auf einen einzigen Discount-Tarif, mit dem für 15 Cent pro Minute in alle Netze telefoniert werden kann. Da der Tarif auf Prepaid-Basis realisiert wird, kommt er ohne Mindestvertragslaufzeit und Grundentgelte aus. Mit diesen Konditionen ist simyo zwar günstig, aber eben nicht der günstigste Anbieter. Der Discounter begründet dies mit der Transparenz und dem Kundenservice.

Genau dies wird jetzt auch von der Konkurrenz gefordert: So sei der "Leistungs-Mix" der Anbieter besonders wichtig. Ein Discount-Angebot müsse zwar günstig sein, aber "ohne Haken und Ösen" auskommen. Zudem solle "Fairness" gelten, so dass zum Beispiel Preissenkungen Neu- wie auch Bestandskunden zu Gute kommen. Auch dürfe vor allem am Service nicht gespart werden. Ein Beachten der Grundsätze käme der ganzen Branche zu Gute, um weiterhin Kunden für die "neue Generation des Mobilfunks" zu gewinnen, die auf zunehmende Intransparanz und leere Versprechungen vor allem mit einem zögerlichen Kaufverhalten reagiere.

Somit seien zwar neue Discounter mit günstigen Preisen prinzipiell "gut und wichtig", wenn allerdings zu viele Fehler des klassischen Mobilfunks wiederholt würden, lande man wieder in der Vor-simyo-Ära. Das Unternehmen sieht sich als erster Discounter auf dem deutschen Markt als Vorbild, denn es habe als erstes ein Produkt geschaffen, "das den Namen Mobilfiunk-Discount auch verdient".

Große Anbieter drängen auf den Markt

Indes dürfte wohl auch die Angst vor der Konkurrenz eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Neben kleinen Unternehmen mit Mobilfunk-Discount-Angeboten drängen zunehmend auch die Großen der Branche mit eigenen Offerten auf den Markt: So hat die Deutsche Telekom vor kurzem ihr Congstar-Angebot eingeführt, o2 wird in wenigen Tagen mit Fonic starten. Auch bei den kleineren Anbietern tut sich einiges. Interessant ist das Beispiel Blau: Das Unternehmen hat angekündigt, ein Flatrate-Angebot auf Prepaid-Basis einführen zu wollen, wobei hier die Besonderheit besteht, dass dieser Discounter in der Regel fast immer die gleichen Tarife wie simyo anbot. Ob simyo in diesem Fall wirklich nicht mitzieht, bleibt also abzuwarten. Die Pressestelle hält sich zumindest bedeckt. Dass es auch bei simyo nicht immer transparent zugeht, zeigen zudem die vor einiger Zeit noch widersprüchlichen Regelungen zum Guthabenverfall.

Somit bleibt ein Mix aus berechtigter Kritik und Eigenwerbung zurück: Dass sich bei durchaus interessanten Produkten wie Flatrates auf Discount-Basis die Konditionen nicht ganz so einfach gestalten lassen wie bei reinen Minuten-Tarifen, liegt auf der Hand. Für ein attraktives Angebot können zudem auch die von simyo kritisierten "langen vertraglichen Bindungen" in Kauf genommen werden: Diese müssen dem Discount-Gedanken nicht widersprechen, nur weil simyo kein entsprechendes Produkt anbietet. Dass Fallstricke für den Kunden und mangelnder Service nicht gewünscht sind, gilt sowieso für jedes Angebot, auch außerhalb des Mobilfunks. Hierauf einmal hinzuweisen, ist aber natürlich nicht verwerflich.

simyo unterstreicht sein Anliegen zumindest auch noch humoristisch: Der Anbieter stellt auf einer separaten Homepage den discount-o-mat [Link entfernt] bereit, mit dem sich jeder potenzielle Discount-Anbieter per Zufall ein passendes Tarifmodell zusammenstellen lassen kann.