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freenet-Verkauf ist vorerst vom Tisch (aktualisiert)

Handy- und Festnetzgeschäft soll weiter zusammenwachsen
Von dpa / Anja Zimmermann

Der Aufsichtsrat des Telekomanbieters freenet AG hat den Verkauf des Unternehmens abgeblasen. Nach einer Überprüfung der Strategie, die einen Komplettverkauf wie auch eine Aufspaltung in einzelne Teile umfasste, entschloss sich freenet eigenständig zu bleiben, teilte das Unternehmen mit. Die im Aktienindex TecDAX notierte Gesellschaft prüft nun die Einrichtung einer Holding- Struktur, die eine Ausgliederung des DSL- und des Portalgeschäfts vorsieht.

Die freenet AG hatte sich im Sommer auf Druck von Großinvestoren selbst zum Verkauf gestellt und nach einigem Zögern auch eine Aufspaltung nicht ausgeschlossen. Allerdings müssten für alle Teile - Festnetz, Mobilfunk, Webhosting - neue Eigentümer gefunden werden, hatte Vorstandschef Eckhard Spoerr gefordert. Als Käufer hatten sich United Internet und Drillisch in Stellung gebracht, die über eine gemeinsame Holding ein Fünftel von freenet kontrollieren.

Während die Gespräche mit United Internet über eine Übernahme des DSL-Geschäfts scheiterten, vereinbarte Spoerr exklusive Verhandlungen mit Drillisch über die Handy-Sparte. Diese wurden nun ebenfalls beendet, teilte freenet mit. Drillisch-Sprecher Oliver Keil lehnte einen Kommentar dazu ab. "Dazu kann ich nichts sagen."

Die freenet AG ist im Frühjahr durch den Zusammenschluss von mobilcom und der alten freenet.de AG entstanden. Vorstandschef Spoerr will mit der Verschmelzung vom Zusammenwachsen des Handy- und Festnetzgeschäfts profitieren. Diese Strategie werde nun "konsequent" verfolgt, hieß es. Ende September kam freenet auf 5,45 Millionen Mobilfunk- und 1,27 Millionen Breitbandkunden.

Eine spätere Übernahme scheint wahrscheinlich

Nach Informationen aus dem Umfeld der Unternehmen ist eine Übernahme und Zerschlagung von freenet indes keineswegs vom Tisch. "United Internet und Drillisch schauen immer noch drauf", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Nachdem der Aktienkurs nun falle, könnte in den kommenden Monaten ein neuer Anlauf unternommen werden. Interesse wird auch dem spanischen Telekomkonzern Telefónica nachgesagt, der mit dem DSL-Geschäft von freenet seine deutsche Tochter stärken könnte. "Für Telefónica ist eine solche Transaktion weiterhin interessant", verlautete aus konzernnahen Kreisen.

Auch bei freenet steige der Handlungsdruck, da das operative Geschäft nicht rund laufe, hieß es. Die Gesellschaft war im dritten Quartal in die Verlustzone gerutscht. Freenet-Chef Eckhard Spoerr spielte die Aussichten für eine Übernahme herunter: "Das Thema ist endgültig durch. Auch wenn United Internet oder Drillisch noch einmal anklopfen werden, sehe ich keinen Grund, warum wir noch einmal reden sollten", sagte er dem Handelsblatt. Auch Experten rechnen fest mit einer Übernahme: Die Ankündigung einer Holding-Struktur deute darauf hin, dass freenet sich für ein Übernahme- oder Konsolidierungsszenario bereit halte, sagte Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Diese Ansicht teilt auch die WestLB. Das Ende der Verhandlungen bedeute nicht, dass eine Aufspaltung vom Tisch sei, meinen die Experten der WestLB. Für Drillisch ist die Absage ein herber Rückschlag, da die Gesellschaft auf eine Konsolidierung der Branche dringt. Der Serviceprovider-Markt wird von debitel und freenet dominiert, Drillisch folgt erst mit weitem Abstand. Die freenet AG ist im Frühjahr durch den Zusammenschluss von mobilcom und der alten freenet.de AG entstanden. Vorstandschef Spoerr will mit der Verschmelzung vom Zusammenwachsen des Handy- und Festnetzgeschäfts profitieren. Diese Strategie werde nun "konsequent" verfolgt, hieß es. Ende September kam freenet auf 5,45 Millionen Mobilfunk- und 1,27 Millionen Breitbandkunden.