Zusammenschaltung

Alternative Netzbetreiber wollen weiterhin erhöhte Interconnection

Genaue Details des Telekom-Interconnection-Antrags bekannt
Von Thorsten Neuhetzki

Wie bereits berichtet, hat die Deutsche Telekom aufgrund der zum 30. November auslaufenden genehmigten Interconnection-Kosten bei der Bundesnetzagentur ein neues Interconnection-Tarifgefüge beantragt. Die Kosten liegen dabei gerade in den relevanten Tarifzonen über den bisherigen Kosten, was eine Preissteigerung für die anderen Anbieter sowie in der Folge für die Kunden bedeuten würde. Doch die alternativen Vollanschluss-Anbieter, die ebenfalls Interconnection-Kosten für Gespräche, die in ihre Netze geführt werden, beantragen können, wollen noch mehr Geld als die Telekom.

Bislang bekamen fast alle alternativen Vollanschlussanbieter wie HanseNet (Alice), Versatel oder zahlreiche lokale Anbieter einen Zuschlag von 0,21 Cent pro Minute brutto auf die genehmigten Interconnetion-Kosten. Begründet wurde dies mit dem Wettbewerbsnachteil und den hohen Kosten zum Start der jeweiligen Netze, während die Infrastruktur der Telekom schon bestand. Auch sollte der Nachteil des späten Starts und die damit verbundenen geringen Kundenzahlen ausgeglichen werden. Dieser Zuschlag ist ebenfalls befristet bis Ende November.

Neue Telekom-Interconnection: Auf lokaler Ebene teurer

Statt wie bislang 0,52 bzw. 0,36 Cent pro Minute netto zur Haupt- bzw. Nebenzeit möchte die Telekom ab Dezember 0,57 bzw. 0,4 Cent pro Minute berechnen, wird ein Gespräch im lokalen Einzugsgebiet eines Interconnection-Punktes übergeben. Um dieses flächendeckend zu realisieren, muss ein Anbieter 474 Übergabepunkte mit der Telekom haben. In der nächsten Stufe, für die ein Anbieter 23 Übergabepunkte genötigt, will die Telekom künftig 0,97 bzw. 0,65 Cent pro Minute berechnet statt 0,88 bzw. 0,59 Cent pro Minute. Lediglich in der dritten Tarifzone soll es nach Telekom-Willen günstiger werden: Hier sollen die gleichen Kosten wie bei Tarifzone II berechnet werden statt wie bislang 1,36 bzw. 0,89 Cent pro Minute.

Was zunächst nach einer Vergünstigung aussieht, betrifft jedoch kaum einen Anbieter: Tarifzone III kommt nur zum Tragen, hat der Call-by-Call-Anbieter nur einen Übergabepunkt. Das ist jedoch aufgrund der hohen Kosten nur bei den wenigsten Anbietern der Fall. Bei der Interconnection-Festlegung 2006 hat die Bundesnetzagentur zudem eine Senkung in dieser Tarifzone auf das von der Telekom beantragte Niveau abgelehnt. Zur Begründung hieß es, die beantragten Tarife lägen deutlich unter den Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung.

Nur wenige Anbieter beantragen Zuschlag

Einige alternative Anbieter haben jedoch deutlich mehr beantragt. So möchte wilhelm.tel von Anbietern, die Gespräche zu wilhelm.tel-Kunden übergeben, künftig zusätzlich zu den alten, genehmigten Interconnection-Kosten einen Zuschlag von 0,24 Cent pro Minute netto. MDCC, Colt, Ventelo, BiTel, M-net, NetCologne und DOKOM beantragten basierend auf die alten Kosten einen Zuschlag von 0,17 Cent pro Minute und somit annähernd so viel wie bislang. Immerhin: Mit den genannten sechs Anbietern hat nach aktuellem Stand nur ein Bruchteil der Anbieter entsprechende Anträge gestellt. Allerdings haben die Anbieter noch ein wenig Zeit bis zum Ablauf der Frist, so dass noch weitere Anträge folgen könnten.

Nun bleibt abzuwarten, wie die Bundesnetzagentur über die Anträge entscheidet. Die genehmigten Kosten sind ausschlaggebend für die Festnetzpreise der nächsten Jahre. Beantragt sind sie nämlich für einen Zeitraum bis Ende Mai 2011. Erfahrungsgemäß erfolgt die Entscheidung über die Anträge erst kurz vor Inkrafttreten.

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