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U-Bahn Berlin: Keine baldige UMTS- oder LTE-Versorgung in Sicht

Netzbetreiber argumentieren mit hohen Kosten und großem Aufwand
Von Thorsten Neuhetzki

Vor allem, wenn es voll ist, wird es eng in den Berliner U-Bahn-Netzen Vor allem, wenn es voll ist, wird es eng in den Berliner U-Bahn-Netzen
Foto: dpa
Immer wieder sieht man sie in der Berliner U-Bahn: Genervte Gesichter. Dabei geht der Ärger oft auf die Smartphones zurück, die dem Nutzer in den Tunneln der Millionen-Metropole keine oder nur langsame Datenübertragungen liefern. Egal ob Business- oder Privat-Nutzer: Der Blick ins E-Mail-Postfach oder auf Facebook wird so zu einem ungewünschten Zeitvertreib in der Zeit, die sich der Nutzer im Tunnel aufhält. Änderungen sind hier auch zeitnah nicht in Sicht, wie Recherchen der teltarif.de-Redaktion beim U-Bahn-Betreiber BVG und den deutschen Netzbetreibern ergeben haben. Vor allem, wenn es voll ist, wird es eng in den Berliner U-Bahn-Netzen Vor allem, wenn es voll ist, wird es eng in den Berliner U-Bahn-Netzen
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"Die flächendeckene Ausrüstung der Berliner U-Bahn mit UMTS/LTE erfordert einen erheblichen Investitionsaufwand der Netzbetreiber", ließ und der Sprecher der BVG, Klaus Wazlak wissen. 2006 seien bereits Pilotbetriebe gestartet worden, die aber zurückgestellt wurden. Zudem würden die Wellenausbreitungen im Tunnel und die schnell fahrenden Züge spezielle Antennensysteme, etwa Schlitzkabel und Richtfunkantennen, erfordern. Auf dem für GSM installierten Kabel ließe sich lediglich EDGE realisieren, so die BVG.

Versorgung in der U-Bahn setzt eigene Technik voraus

Eine E-Plus-Sendestation im Berliner U-Bahn-Netz. Von hier geht das Signal zu den Richtfunk-Anlagen. Eine E-Plus-Sendestation im Berliner U-Bahn-Netz. Von hier geht das Signal zu den Richtfunk-Anlagen.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Einem Ausbau mit schnellerem mobilen Internet steht die BVG aber "im Sinne unserer Fahrgäste positiv gegenüber". Dabei müssten natürlich Sicherheitsauflagen und der Strahlenschutz berücksichtigt werden. Genehmigungen der Verkehrsbetriebe sollten also zu bekommen sein. Aktuell habe zudem jeder Anbieter seine eigene Technik installiert. Lediglich das Schlitzkabel teilen sich Telekom, Vodafone und o2. E-Plus setzt als einziger auf Richtfunkanlagen, so Watzlak. "Die Einspeisung erfolgt über eigens dafür installierte Basisstationen", so Jörg Borm von E-Plus. Vereinzelt habe es auch schon Nachfragen von BVG-Kunden gegeben, warum die Netze nicht schneller seien.

Doch wie geht es nun weiter mit der Mobilfunkversorgung in den Schächten der U-Bahn? E-Plus teilte uns auf Nachfrage mit, aktuell arbeite man daran, das komplette Streckennetz mit EDGE zu versorgen. Das wird bis Ende des Jahres erfolgt sein. Eine Planung der Erweiterung der Anlagen auf UMTS gebe es zwar schon, der Ausbau hänge jedoch von diversen Faktoren hab. Zum einen sei das Streckennetz sehr groß, zum anderen könne in den U-Bahn-Schächten nicht zu jeder Zeit gearbeitet werden. Die Telekom bemängelt zudem, dass es nicht nur um die reinen Investitionskosten für die Technik ginge, sondern dass auch die von der BVG geforderten Mieten sehr hoch seien.

Telekom will 2014 die "Kanzlerbahn" U55 mit LTE versorgen

Das Signalkabel von E-Plus Das Signalkabel von E-Plus
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Ganz vernachlässigen will die Telekom das Thema UMTS und LTE in der Berliner U-Bahn aber nicht: "Für die Kanzlerstrecke ist eine Erweiterung mit UMTS und LTE für 2014 geplant", hieß es auf Anfrage unserer Redaktion. Als Kanzler-U-Bahn wird im Volksmund die Stummel-Strecke der U55 zwischen Berlin Hauptbahnhof bis zum Brandenburger Tor (insgesamt drei Stationen) bezeichnet. Diese Pendel-U-Bahn wird vor allem von Touristen verwendet und spielt derzeit im Berliner U-Bahn-Netz eine untergeordnete Rolle. Ebenso gibt es wie schon erwähnt bei E-Plus entsprechende Planungen, die U-Bahn "mittelfristig abschnittsweise" aufzurüsten. o2 ließ uns wissen, bei einem solchen Ausbauprojekt im öffentlichen Stadtverkehr handele es sich um ein Gemeinschaftsprojekt aller Netzbetreiber. "Wir stehen gemeinsamen Gesprächen offen gegenüber." Ähnliches war auch von Vodafone zu hören. Binnen des kommenden Jahres rechnen die Düsseldorfer hier jedoch nicht mit deutlichen Veränderungen.

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