GEZahlt?

Editorial: Zahlen oder nicht zahlen für Inhalte?

Was Verleger gerne hätten, ist für die GEZ ganz einfach
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Es ist regelmäßig Thema auf Vorstandssitzungen großer Verlage: Wie können wir mehr Geld verdienen? Sorgenkinder gibt es genug: Tageszeitungen und Zeitschriften sind gleichermaßen von sinkenden Auflagenzahlen betroffen. Im Internet steigen zwar die Nutzungszahlen weiter an. Doch mit der aktuellen Krise sinken die Werbeeinnahmen deutlich und so mancher Internet-Business-Plan wird zur Makulatur. Neben den üblichen Kostensenkungen - so stellt die "Netzeitung" gar von Vollredaktion auf ein automatisiertes, von Presseagenturen versorgtes Nachrichtenportal um - werden auch neue Erlösmodelle geprüft: Der Nutzer soll - mal wieder - zahlen.

Dabei waren entsprechende Versuche in der Vergangenheit bei Nachrichtenportalen praktisch immer gescheitert. Der User findet per Suchmaschine im Zweifelsfall schneller eine kostenlose Alternative, als es ihm Zeit kostet, die Seriösität eines Anbieters zu prüfen und sich dann dem Anmeldeprozess zu unterziehen. Und die Zeit zur Prüfung des Anbieters ist durchaus gerechtfertigt: Schließlich will man nicht in einer Abofalle landen, und statt einmalig 30 Cent für einen Artikelvolltext zwei Jahre lang 30 Cent pro Tag bezahlen müssen.

Micropayment als Allheilbringer

Nun soll es neue Technik richten: DuMont Schauberg verlangt, dass die Provider ein System zur transparenten und effizienten Bezahlung kleiner Beträge über die Telefonrechnung einführen. Doch warum soll das "0900-Internet" für seriöse Inhalte funktionieren, während 0900- bzw. 0137-Telefondienste praktisch nur mit Erotik, Horoskopen, Gewinnspielen und anderen fragwürdigen Inhalten nennenswerte Umsätze erzielen?

Vor Jahrzehnten, als die Deutsche Telekom noch "Post" hieß, hatte sie BTX, den ersten Onlinedienst für die Allgemeinheit, vom Start weg mit einem Bezahlsystem ausgerüstet. Nach der BTX-Abschaltung wurde ein vergleichbares System bei T-Online nachgerüstet, das dank schleppender Umsätze aber nur ein Schattendasein fristet.

Alternativ überlegen die Verlage, dass große Webportale wie google das Micropayment für Nachrichtenmeldungen abwickeln. Hier stellt sich aber die sehr, sehr ernsthafte Frage, ob sich die Verleger durch die Kooperation mit der Suchmaschine nicht einen Bärendienst erweisen: Denn gerade dort ist die nächste, möglicherweise billigere oder kostenlose, Nachrichtenquelle besonders nah.

Auch die Lösung, google selber für die Indizierung und Aggregierung der Inhalte auf "google News" bezahlen zu lassen, klingt verlockend, dürfte aber scheitern: google kann leichter auf die Indizierung von ein paar Nachrichtenseiten verzichten als die Nachrichtenseiten auf die Indizierung durch google. So lange nicht verschärfte Copyright-Gesetze die Suchmaschinen zur Teilung ihrer Gewinne mit den gelisteten Sites zwingen, werden die Suchmaschinen das Geld für sich behalten.