Bundestags-Hack: Alles noch viel schlimmer
Bundestags-Hack: Alles noch viel schlimmer
Bild: dpa
Die Cyber-Attacke auf den Bundestag hat Medienberichten
zufolge deutlich mehr Schaden angerichtet als bisher bekannt. Nach
Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung muss das
Parlament sein gesamtes Computer-Netzwerk neu aufbauen. Das Bundesamt
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei zu dem Ergebnis
gekommen, dass das Netz nicht mehr gegen den Angriff verteidigt
werden könne und aufgegeben werden müsse. Einem Bericht von
Spiegel Online zufolge fließen noch immer Daten in unbekannter Richtung ab.
Bundestags-Hack: Alles noch viel schlimmer
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Der Bundestag wollte sich bisher nicht zu den Berichten äußern. Das geschehe auch aus Respekt vor den zuständigen parlamentarischen Gremien, sagte Bundestagssprecher Ernst Hebeker. Seinen Angaben zufolge wird sich der Ältestenrat des Parlaments an diesem Donnerstag mit dem Hackerangriff beschäftigen.
Vor vier Wochen war bekanntgeworden, dass Bundestags-Computer das Ziel einer beispiellosen Cyberattacke geworden waren. Unbekannte hatten einen Trojaner ins Netzwerk eingeschleust und Daten abgezweigt. Wer hinter dem Angriff steckt, ist bislang unklar. Wiederholt war aber darüber spekuliert worden, dass ein ausländischer Geheimdienst dahinterstecken könnte, möglicherweise der russische.
Kritik an Informationspolitik
Laut Spiegel Online wird in Parlamentskreisen bereits ein "Totalschaden" befürchtet. Womöglich müsse nicht nur die Software der Rechner neu installiert, sondern auch die komplette Hardware ausgetauscht werden. Dies würde Monate dauern und Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe verursachen. NDR, WDR und SZ berichten, die Angreifer hätten mittlerweile sogar Administratoren-Rechte an sich gebracht. Sie hätten somit Zugriff auf beliebige Systeme des Bundestags sowie auf alle Zugangsdaten der Fraktionen, Abgeordneten und Mitarbeiter.
Der SPD-Netzexperte Lars Klingbeil kritisierte die Informationspolitik der Bundestagsverwaltung. "Gegenüber den Abgeordneten gibt es kaum Kommunikation und große Verunsicherung. Keiner weiß hier so richtig, was los ist", sagte der Obmann der SPD-Bundestagsfraktion im Ausschuss Digitale Agenda der Mitteldeutschen Zeitung. "Wir haben das im Ausschuss zweimal auf die Tagesordnung gesetzt. Und es ist niemand von der Bundestagsverwaltung gekommen, der uns da einen Bericht gegeben hat." Auch sein CDU-Kollege Tankred Schipanski, sagte: "Das ist von Seiten der Bundestagsverwaltung eine merkwürdige Informationspolitik."