Messenger-Dienste

WhatsApp, Signal & Co.: Nachrichten ermitteln den Standort

Wie Sicher­heits­for­scher bei einigen Messenger-Diensten heraus­fanden, können Absender den Standort ihrer Chat­partner durch das Versenden von Nach­richten ermit­teln. Wie die Täter vorgehen, und wie Sie sich vor den soge­nannten Timing-Angriffen schützen können, erfahren Sie hier.
Von Claudia Krüger

Ein Forscher­team hat heraus­gefunden, dass die Stand­orte der Nutzer von Messenger-Diensten wie WhatsApp, Signal oder Threema mit einer Genau­igkeit von über 80 Prozent ermit­telt werden können, indem ein speziell entwi­ckelter Timing-Angriff gestartet wird.

Durch Messa­ging den Standort ermit­teln

Wie die Inter­essen­ver­tre­tung für digi­talen Daten­schutz, RestorePrivacy, berichtet, misst der Angreifer hierzu die Zeit, die seine heraus­geschickte Nach­richt benö­tigt, um beim Empfänger anzu­kommen. Wann die Nach­richt zuge­stellt wurde, lässt sich bekannt­lich leicht über die Häkchen-Symbole an der Message nach­ver­folgen.

Inter­net­netz­werke und IM-App-Server­infra­struk­turen weisen spezi­fische physi­kali­sche Eigen­schaften auf, die wiederum zu Stan­dard­signal­pfaden führen. Je nach Posi­tion des Nutzers treten bei der Zustel­lung von Benach­rich­tigungen vorher­sag­bare Verzö­gerungen auf.

Voraus­set­zungen für einen Timing-Angriff

Voraus­set­zung für eine möglichst genaue Messung dieser Verzö­gerungen ist ein gewisser Refe­renz­punkt: Der Angreifer sollte unge­fähr wissen, wo auf der Welt sich der Empfänger gerade aufhält. Damit der Timing-Angriff funk­tio­niert, verwendet der Angreifer ein Smart­phone sowie eine Pake­ter­fas­sungs-App wie Wireshark, die seine eigenen Kommu­nika­tions­pro­tokolle analy­siert und Timing-Infor­mationen extra­hiert.

Zudem müssen Angreifer und Opfer zuvor über den entspre­chenden Messenger getextet oder gespro­chen haben. Eine Analyse des Netz­werk­ver­kehrs hilft dem Angreifer dabei, fest­zustellen, bei welchen Paketen es sich um die zuge­stellten Status­benach­rich­tigungen handelt, da diese entweder eine vorge­gebene Größe oder erkenn­bare Struk­tur­muster haben.

Hat der Angreifer die Stand­orte klas­sifi­ziert, kann er sie mit den gemes­senen Zustell­zeiten abglei­chen und diese wiederum mithilfe des bekannten Daten­satzes mit einem Ziel­standort in Verbin­dung bringen.

Genaue Stand­ortermitt­lung durch Nutzer-Profil

Wie Forscher heraus­fanden, ist es möglich, durch Timing-Angriffe das Land, die Stadt und den Bezirk des Empfän­gers zu loka­lisieren und sogar zu bestimmen, ob sein Handy durch Mobil­funk oder WLAN mit dem Internet verbunden ist. Nach ausgie­bigen Tests legt der Angreifer ein Profil des Nutzers an, mit dem er bestimmen kann, ob sich das Opfer des Timing-Angriffs gerade bei sich zu Hause, im Fitness­studio oder am Arbeits­platz befindet.

Wie sich das Problem beheben lässt

Zur Behe­bung des Problems könnten Entwickler von Messenger-Diensten ein System einführen, das die Zustell­bestä­tigungs­zeiten für den Absender rando­misieren. Eine Zeit­spanne zwischen einer oder zwanzig Sekunden würde ausrei­chen, um einen Timing-Angriff unmög­lich zu machen, ohne die Nütz­lich­keit der Status­benach­rich­tigungen zu beein­träch­tigen.

Sofern die Messenger-App es zulässt, können auch wir als Nutzer tätig werden und die Benach­rich­tigungs­funk­tion deak­tivieren. Der Empfänger sieht dann nicht mehr, ob und wann die Nach­richt zuge­stellt oder gelesen wurde.

Zum Verschleiern der Stand­ort­daten auf Mobil­funk­geräten eignet sich außerdem die Erstel­lung eines VPN, also eines virtu­ellen privaten Netz­werks. Die Verbin­dung mit einem VPN-Server, der sich nicht in der Nähe des physi­schen Stand­orts des Empfän­gers befindet, beein­träch­tigt das Timing von Status­benach­rich­tigungen. Aller­dings sollte man den VPN-Server zeit­weise wech­seln, um das Nach­richten-Timing weiter zu vari­ieren.

Laut eigener Aussage hat RestorePrivacy bereits die drei im Bericht genannten Messenger-Dienste kontak­tiert und die Rück­mel­dung erhalten, dass sich diese dem Problem annehmen und daran arbeiten würden.

Haben Sie es mitbe­kommen? WhatsApp funk­tio­nierte heute einige Stunden lang nicht. Was es mit der Störung auf sich hatte, erfahren Sie in einer weiteren Meldung.

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