Kaufentscheidung

Warum Einfachhandys weiterhin ihre Berechtigung haben

Die häufig als Feature-Phones bezeichneten Einfachhandys haben trotz der schieren Übermacht von Smartphones ihre Daseinsberechtigung. Vor allem preislich können die Geräte punkten.
Von dpa / Daniel Rottinger

Feature-Phones erlauben häufig den Zugang zu Standard-Apps wie Facebook Feature-Phones erlauben häufig den Zugang zu Standard-Apps wie Facebook
Bild: Microsoft
Nicht jeder will oder braucht den Minicomputer namens Smartphone in der Hosentasche. Vielen reicht das klassische, heute oft als "Dumbphone" geschmähte Handy oder auch ein etwas vielseitigeres sogenanntes Feature-Phone. Und sie haben gute Gründe dafür.

Feature-Phones erlauben häufig den Zugang zu Standard-Apps wie Facebook Feature-Phones erlauben häufig den Zugang zu Standard-Apps wie Facebook
Bild: Microsoft
Im Laden von Cem Caliskan reihen sich die Smartphones aneinander. Um ein klassisches Gerät zu finden, muss man den Handyshop-Besitzer gezielt darauf ansprechen. "Ich verkaufe nicht viele von diesen Geräten", sagt der Unternehmer aus Erkrath. "Aber wenn, dann ausschließlich an Senioren." Die Modelle, die Caliskan im Angebot hat, haben große Tasten und sind zum Beispiel mit SOS-Buttons ausgestattet. Damit kann der Besitzer mit nur einem Knopfdruck Hilfe rufen.

Ladestation für komfortables Aufladen ist meist inklusive

"Auch werden diese Geräte meist mit Ladestationen geliefert", erklärt Caliskan. Damit entfalle das für ältere Menschen doch eher umständliche Anschließen des Ladekabels. Dass die Zielgruppe bei seinen Geräten ziemlich eindeutig ist, zeigen auch weitere Funktionen. So sind die angebotenen Geräte kompatibel mit Hörgeräten, und der Klingelton kann sehr laut gestellt werden. Das war es dann aber auch schon mit den Funktionen: "Viel mehr als Telefonieren und SMS-Schreiben ist mit diesen Geräten für rund 50 bis 80 Euro nicht möglich", sagt der Experte.

Feature-Phones bieten etwas mehr Spielraum

Zwischen dem klassischen Handy und dem modernen Smartphone gibt es noch die Klasse der sogenannten Feature-Phones, die etwas mehr können als nur Telefonieren und SMS versenden, aber eben auch nicht frei durch Apps erweitert werden können. Die Geräte verfügen dabei auch über einen Touchscreen, operieren aber ohne weit verbreitete Betriebssysteme wie Android oder Apples iOS. Doch wer glaubt, dass diese Geräte nur ein Nischenprodukt kleiner Hersteller sind, der irrt.

Für Feature-Phones ist der weltweite Markt relativ groß, auch Smartphone-Hersteller wie Samsung oder LG bedienen diese Sparte. Sogar Nokia-Telefone werden noch produziert - allerdings mittlerweile von Microsoft. Doch die Neuerscheinungen unter den Feature-Phones finden neben den gefeierten Smartphones meist keine große Beachtung. Selbst die Hersteller verzichten in diesem Bereich in der Regel auf große Ankündigungen oder Vorstellungen.

Einfachgeräte punkten in Sachen Akkulaufzeit

Die Zielgruppe bei einfacheren Mobiltelefonen beschränkt sich bei weitem nicht auf Senioren. Nutzer, die lange reisen und deshalb auf hohe Akkulaufzeiten angewiesen sind, oder Handynutzer, die eben nicht ständig ihr teures Smartphone mit sich führen wollen, könnten sich ebenfalls für den Kauf solcher Telefone interessieren. Und manche Eltern kaufen Feature-Phones auch als Einsteigergeräte für ihre Kinder.

Davon rät Markus Merkle allerdings ab. Der Mitarbeiter des von der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen mitgetragenen Jugendportals Handysektor.de empfiehlt für die ganz Kleinen spezielle Kinderhandys und danach lieber ein günstiges Smartphone. Schließlich nutzen die Jugendlichen das Gerät eher für Messenger-Apps und soziale Netzwerke. Feature-Phones unterstützen diese Funktionen nicht unbedingt oder nur eingeschränkt.

Günstiger Kaufpreis als Pro-Argument für Feature-Phones

Allerdings sind auch bei Feature-Phones die vergleichsweise niedrigen Anschaffungspreise um die 50 Euro durchaus ein Kaufargument. Es gibt auch solche Geräte mit Kameras, E-Mail-Programmen und Browsern zum Surfen im Internet. Aber: "Das Surfen ist ziemlich nutzerunfreundlich und erinnert an die gedrosselte Geschwindigkeit, wenn beim Smartphone das Datenvolumen aufgebraucht ist", gibt Merkle zu bedenken. Auch die Leistung der Kamera kann mit den meisten Smartphones nicht mithalten. Einige Geräte eignen sich aber durchaus als Musikplayer.

"Feature-Phones sind etwas für Leute, die mit einem großen Touchscreen nicht gut zurechtkommen und die keinen Wert auf Schnickschnack legen", fasst Markus Merkle zusammen. Und vor allem eignen sie sich für Nutzer, denen eine lange Akkulaufzeit wichtig ist. Der Hauptabsatzmarkt für Feature-Phones seien aber nicht Deutschland, Europa oder die anderen westlichen Industrienationen: "Gerade in Schwellenländern, in denen die finanziellen Möglichkeiten der Nutzer begrenzt sind und der Internetausbau nicht so fortgeschritten wie hier zu Lande, dominieren diese Feature-Phones."

Sind Sie auf den Geschmack gekommen? teltarif.de berichtet in einer eigenen Rubrik über Neuigkeiten rund um Feature-Phones.

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