F-Secure will deutschen Staatstrojaner ausschalten
F-Secure zum geplanten deutschen Staatstrojaner
Logo: F-Secure
Der finnische Sicherheits-Spezialist F-Secure wird mit
seiner Anti-Schadpogramm-Software aktiv nach dem deutschen
Staatstrojaner suchen und ihn deaktivieren. "Wir sind da nicht zur
Kooperation mit dem Staat verpflichtet und werden das daher auch
nicht tun", sagte F-Secure-Manager Rüdiger Trost. Damit würde
F-Secure die Pläne der Bundesregierung durchkreuzen, die
Geheimdienste künftig in die Lage zu versetzen, Kommunikation über
WhatsApp und andere verschlüsselte Messenger-Dienste mitzulesen.
"Staatstrojaner bekommen von uns keinen Freifahrtschein", sagte Trost heute der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Trojaner sei aus Sicht seines Unternehmens eine Schadsoftware, die es zu bekämpfen gelte. "Daher schalten wir sie aus, wenn wir sie entdecken."
Staat könnte Programmierung von Hintertüren verlangen
F-Secure zum geplanten deutschen Staatstrojaner
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Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch entschieden, dass der
Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst und der Militärische
Abschirmdienst (MAD) künftig nicht nur laufende Gespräche via
Messenger überwachen dürfen sollen, sondern auch Botschaften, die per
Messenger verschickt werden. Eine entsprechende Gesetzesänderung zur
sogenannte Quellen-TKÜ muss noch vom Bundestag verabschiedet werden.
Trost sagte, die Geheimdienste würden zunächst versuchen Sicherheitslücken in den Geräten und Programmen auszunutzen. Außerdem würden die staatlichen Stellen wahrscheinlich auch auf einzelne Anbieter dieser Geräte und Betriebssysteme zugehen und die Programmierung von Hintertüren verlangen. Dabei würden sich die Dienste auf die mobilen Plattformen fokussieren.
Hier sei aber nicht nur die Kommunikation mit WhatsApp oder einem anderen Messenger betroffen, betonte Trost. "Das Smartphone ist inzwischen mit Diensten wie Apple Pay oder Google Pay auch eine Geldbörse und ermöglicht das Nachverfolgen von Bezahlungen". Außerdem sei das Smartphone für manche Anwender durch Funktionen wie Carkey auch ein Autoschlüssel, auf den der Trojaner im Zweifel ebenfalls Zugriff habe.
FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae warnte heute, der Staatstrojaner stelle einen massiven Eingriff in die Bürgerrechte dar. Dagegen gebe es erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken. Sein Nutzen sei zweifelhaft. Gut organisierte und finanzierte Verbrechens- und Terrororganisationen würden ihn leicht austricksen, sagte Thomae. Dass die SPD ihren Widerstand aufgegeben habe, sei ein Armutszeugnis. Sollte der Staatstrojaner für die Nachrichtendienste wirklich kommen, sei der Gang vor das Bundesverfassungsgericht "wohl unausweichlich".