Mobilfunk-Discounter

Die Emanzipation der Mobilfunk-Discounter

Fonic-Geschäftsführer Kai Czeschlik im Gespräch mit teltarif.de
Von Marie-Anne Winter

Fonic-Chef Kai Czeschlik spricht mit teltarif.de über den Mobilfunkmarkt. Fonic-Chef Kai Czeschlik spricht mit teltarif.de über den Mobilfunkmarkt.
Bild: Fonic
Nachdem im Jahr 2005 erste Mobilfunk-Discounter gegen die etablierten Netzbetreiber angetreten sind, um den deutschen Mobilfunk-Markt aufzumischen, kann man längst feststellen, dass sie es geschafft haben: Sie haben mit ihren No-Frills-Angeboten nicht nur für ein deutlich niedriges Preisniveau sowohl bei Sprach- als auch bei Datentarifen gesorgt, sondern durch ihre Einfach-Einfach-Einfach-Strategie auch mehr Transparenz in den bis dahin wuchernden Tarifdschungel gebracht. Doch mittlerweile gibt es jede Menge Einheits- und Einfach-Tarife im Markt. Und auch der einfachste aller Einfachtarife, die Allnet-Flat, die gleichzeitig auch noch einen günstigen Zugang zum mobilen Internet bietet, ist mittlerweile weit verbreitet. Inzwischen kann es sich eigentlich kein Anbieter mehr leisten, keine Allnet-Flat in seinem Angebot zu haben.

Fonic-Chef Kai Czeschlik spricht mit teltarif.de über den Mobilfunkmarkt. Fonic-Chef Kai Czeschlik spricht mit teltarif.de über den Mobilfunkmarkt.
Bild: Fonic
Der Münchner Mobilfunk-Discounter Fonic hatte sich nach dem Motto "Es muss nicht alles flat sein - nimm doch lieber das, was du wirklich brauchst" noch eine ganze Weile gegen die Einführung einer Allnet-Flat gewehrt - seit Mai bietet Fonic aber ebenfalls eine Allnet-Flat an - für die im Discountermarkt üblichen knapp 20 Euro pro Monat. Bis morgen, Sonntag den 14.7., ist die Fonic-Allnet-Flat übrigens noch inklusive SMS-Flat zu bekommen. Ab Montag kostet die SMS-Flat dann 5 Euro extra.

Wie geht es jetzt weiter im Mobilfunkmarkt? Darüber haben wir mit dem Fonic-Geschäftsführer Kai Czeschlik gesprochen. Czeschlik ist für die Discount-Angebote in Netz von o2 Telefónica verantwortlich. Seiner Ansicht nach ist die Allnet-Flat eine Falle - und zwar sowohl für Kunden, als auch die Anbieter: Die Kunden, die zuvor teurere Tarife, etwa mit großen Minutenpaketen, gebucht hatten, wechseln nun zur für sie günstigeren Allnet-Flat. Damit verliert der jeweilige Anbieter natürlich Umsätze. Andererseits gibt ein durchschnittlicher Prepaid-Kunde meist nicht einmal 10 Euro monatlich aus - wenn man den in eine Allnet-Flat zum doppelten Preis bekommt, kann das also doch noch ein interessantes Geschäft sein, sofern die Kunden ihr Verhalten nicht völlig verändern.

Auch Mobilfunknutzer sind Gewohnheitstiere

Es gibt aber viele Kunden, die ihren Gewohnheiten treu bleiben, das sieht man laut Czeschlik auch an der SMS-Nutzung: Auch wenn SMS vergleichsweise teuer sind und gerade junge Leute inzwischen auf WhatsApp und ähnliche Dienste setzen, bleiben viele Älteren bei der SMS: Da wissen sie, wie das geht, und wenn man ein paar SMS pro Monat zum Einheitspreis von 9 Cent versendet, tut das finanziell auch nicht weh. SMS seien für viele Fonic-Kunden weiterhin sehr wichtig, gerade für jene, die noch kein Smartphone besitzen.

Klar ist, dass es immer schwieriger wird, Neukunden zu gewinnen - der deutsche Mobilfunk-Markt ist gesättigt. Es geht also vor allem darum, die Kunden anzusprechen, die mit ihrem bisherigen Tarif nicht mehr glücklich sind. Dabei müssten die Anbieter laut Czeschlik noch stärker als bisher auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen: Im Postpaid-Segment werden Daten immer wichtiger - hier werden sich die Angebote künftig nicht nur über den Preis, sondern zunehmend auch über die angebotene Geschwindigkeiten für den mobilen Internetzugang differenzieren.

Gleichzeitig muss es aber auch günstige Datentarife für eine junge, aber weniger zahlungskräftige Zielgruppe geben. Auch Roaming-Angebote würden zunehmend wichtiger - hier musste Czeschlik einräumen, dass Fonic in dieser Beziehung noch nicht viel zu bieten hat - insbesondere günstige Datenpakete für die kurzzeitige Nutzung der Fonic-SIM im Urlaub sucht man derzeit noch vergebens. Hier sind die E-Plus-Discounter schon einen Schritt weiter.

Auf die Frage, ob sich das Einheitsmodell der Discounter im Mobilfunk inzwischen überlebt habe, antwortete Czeschlik: "Ich würde es eher so formulieren: Der Discountmarkt hat sich emanzipiert." Discount-Themen wie Einfachheit und Transparenz seien inzwischen salonfähig und würden von den Netzbetreibern übernommen. Alle wichtige Tarif-Innovationen der vergangenen Jahre seien aus dem Discountermarkt gekommen und von den Netzbetreibern aufgenommen worden, vom Einheitspreis in alle Netze bis hin zur günstigen Allnet-Flat.

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