Kostenloses IPTV wird den Karren nicht aus dem Dreck ziehen

Gründe:
a) Alice Home TV ist keineswegs kostenlos, denn für die Set-Top-Box wird entweder eine Einmalzahlung in Höhe von 70 Euro oder eine Monatsmiete von 2,90 Euro fällig und ab 1.7.2009 kostet der Empfang der Privatsender 4,90 Euro pro Monat. Zumindest das TV-Angebot gibt es per DVB-T billiger, wobei bei DVB-T auch die Qualität nicht schlechter ist als bei Alice HomeTV.
b) IPTV ist im Prinzip eine feine Sache, krankt aber an einigen technisch bedingten Nachteilen. So ist es z. B. nicht möglich, mehrere unterschiedliche Programme gleichzeitig zu empfangen, weil die DSL-Bandbreite für mehrere gleichzeitige Übertragungen in der Regel nicht ausreicht und weil die von Hansenet gelieferte Hardware nur den Anschluss einer Set-Top-Box zulässt. Weiterhin müssen IPTV-Kunden dafür sorgen, dass die Set-Top-Box (die ja in der Nähe des Fernsehers steht) einen Internetzugang bekommt. Der TV-Kabelanschluss befindet sich in den meisten Wohnungen dort, wo die Leute ihren Fernseher aufstellen, ein kurzes (Koaxial)Kabel genügt zum Anschluss. Für den Telefonanschluss bzw. Standort des Modems trifft das dagegen häufig nicht zu, so dass Strippenziehen quer durch die Wohnung angesagt ist oder die Box per WLAN angebunden werden muss.

M. E. hält nicht der Preis, sondern die genannten Nachteile viele davon ab, IPTV zu bestellen. Die Nutzerzahlen von IPTV (auch von dem der Telekom und von Arcor) bleiben m. E. nicht deswegen hinter den Erwartungen zurück, weil es zu teuer ist, sondern weil es nicht so simpel in der Nutzung und so flexibel ist wie Kabel-TV. Diese Nachteile verschwinden auch nicht plötzlich, nur weil man die Grundgebühr auf 0 senkt.

Die Mobilfunkoption war dagegen ein Feature, das die Kunden wirklich gut angenommen haben und das auch viele Bestandskunden dazu bewegt haben dürfte, bei Alice zu bleiben. Es ist aber vermutlich schwer, jetzt wieder etwas neues mit einer ähnlichen Attraktivität aus dem Ärmel zu zaubern. Alice Home TV kostenlos anzubieten, erscheint mir wie eine eher hilflose Maßnahme zur Kundengewinnung bzw. -bindung. Auch ich halte die Mobilfunkoption für eine deutliche Aufwertung meines Anschlusses, während mich Home TV wegen der genannten Nachteile eher wenig interessiert.

Naja, die Telekom hat im gleichen Zeitraum fast die 32-fache Menge an Festnetzkunden verloren. Prozentual an der Gesamt-Kundenzahl gemessen ist das ein wesentlich höherer Verlust als bei Hansenet, wobei man allerdings berücksichtigen muss, dass die meisten Kunden, die zur Konkurrenz wechseln, über die "letzte Meile" indirekt immer noch Telekom-Kunden bleiben. Bei T-DSL gab es zwar einen Zuwachs von 344.000 Kunden, aber nur 50.000 davon kamen von der Konkurrenz. Die restlichen 294.000 waren schon Telekom-Kunden und haben sich nur DSL dazubestellt. Allerdings ist die Telekom am erfolgreichsten bei der Vermarktung von IPTV, was wohl auch damit zusammenhängen dürfte, dass die Telekom bisher der einzige VDSL-Anbieter ist und dank der damit möglichen hohen Bandbreiten eine bessere Qualität liefern kann.

Gruß

niknuk