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Heulsuse


07.08.2011 17:56 - Gestartet von Solon
Die Lamoyanz der Bahn, Telekom und anderer ist dreist. Die Telekom hat das Festnetz vom Steuerzahler und von den an den Monopolisten gebundenen Fernsprechteilnehmern bezahlt bekommen, dazu die Mobilfunklizenzen Anfang der 90-er Jahre für lau erhalten. Die Großunternehmen halten verbal die hehre Fahne der Marktwirtschaft hoch, verhalten sich bei Subventionen aber wie die Schweine am Trog und jammern über die Schlechtigkeit der Welt.
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[1] spezi10 antwortet auf Solon
07.08.2011 18:56
Benutzer Solon schrieb:
Die Lamoyanz der Bahn, Telekom und anderer ist dreist. Die Telekom hat das Festnetz vom Steuerzahler und von den an den Monopolisten gebundenen Fernsprechteilnehmern bezahlt bekommen,

Eine seltsame Sichtweise. Klar hat der Staat damals das Telefonnetz über die Gebühren finanziert. Die Deutsche Bundespost war zumindest bis 1990 hochprofitabel, was mangels Konkurrenz natürlich auch nicht so schwierig war. Die jetzigen Besitzer der Telekom haben allerdings für das Telefonnetz bezahlt, als sie die Aktien gekauft haben. Die Ansicht, die Telekom hätte etwas umsonst bekommen ist seltsam. Die Telekom hat nichts bekommen, sie ist der Name, unter dem der Staat sein Telefonnetz (zu grossen Teilen) verkauft hat.

Mit verkauft hat der Staat übrigens dabei die 100 Mrd DM Schulden, die die Telekom unter anderem zwischen 1990 und 1996 angehäuft hat, um das Telefonnetz in den neuen Bundesländern aufzubauen. Das wurde nämlich nicht mit Steuern bezahlt, und liess sich in der kurzen Zeit auch nicht durch Gebühren finanzieren.

Ansonsten ist es auch ziemlich normal, dass ein Unternehmen seine Investition letztendlich durch seine Kunden bezahlen lassen will. Wenn das nicht klappt geht ein Unternehmen früher oder später pleite.


dazu die Mobilfunklizenzen Anfang der 90-er Jahre für lau erhalten.

Mag sein, das Deutsche Bundespost Telekom und Mannesmann damals die Lizenzen für lau erhalten haben (damals war ja auch nicht absehbar, wie sich das entwickelt). Mittlerweile zahlen sie allerdings, auch für die Nutzung der GSM-Lizenzen (die wären schon längst abgelaufen, und die Verlängerung war nicht kostenlos).

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[1.1] mirdochegal antwortet auf spezi10
07.08.2011 20:24
Benutzer spezi10 schrieb:
Besitzer der Telekom haben allerdings für das Telefonnetz bezahlt, als sie die Aktien gekauft haben. Die Ansicht, die Telekom hätte etwas umsonst bekommen ist seltsam.

Die Privatisierung der Telekom fand 1995 statt. Da hat sie alles geschenkt bekommen. Wie kann es daran einen Zweifel geben?
Was nach 1995 investiert wurde, hat das Unternehmen selbst gezahlt, es sei denn es gab für irgendwas staatliche Zuschüsse.

Mit verkauft hat der Staat übrigens dabei die 100 Mrd DM Schulden, die die Telekom unter anderem zwischen 1990 und 1996 angehäuft hat, um das Telefonnetz in den neuen Bundesländern aufzubauen. Das wurde nämlich nicht mit Steuern bezahlt

Da die Privatisierung erst 1995 statt fand, musst du mir mal erklären, wie zumindest der Großteil davon nicht von Steuergeldern hätte finanziert werden sollen.
Ich bin gespannt.
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[1.1.1] spezi10 antwortet auf mirdochegal
07.08.2011 21:04
Benutzer mirdochegal schrieb:
Benutzer spezi10 schrieb:
Besitzer der Telekom haben allerdings für das Telefonnetz bezahlt, als sie die Aktien gekauft haben. Die Ansicht, die Telekom hätte etwas umsonst bekommen ist seltsam.

Die Privatisierung der Telekom fand 1995 statt.

Da wurde die Deutsche Bundespost Telekom zur Deutschen Telekom AG. Privatisiert wurde im November 1996, als die ersten Aktien aus Staatsbesitz verkauft wurden.

Da hat sie alles geschenkt bekommen. Wie kann es daran einen Zweifel geben?

Schenken hat für mich etwas mit einem Besitz- und Eigentümerwechsel zu tun.

Der Staat hat ein Unternehmen gegründet und einen Teil seines Besitzes eingebracht (eben das Telefonnetz und zugehörige Infrastruktur). Das war kein Besitzwechsel, denn das Unternehmen (und damit das Telefonnetz) gehörte weiterhin ihm. Einen Besitzwechsel gab es erst beim Börsengang. Die Aktien wurden aber nicht verschenkt, sondern verkauft.

Wenn Du mit 10000 Euro ein Unternehmen gründest, dass dann Dir gehört, würdest Du sagen Du hättest Dir selbst (bzw. Deinem Unternehmen) 10000 Euro geschenkt?

Mit verkauft hat der Staat übrigens dabei die 100 Mrd DM Schulden, die die Telekom unter anderem zwischen 1990 und 1996 angehäuft hat, um das Telefonnetz in den neuen Bundesländern aufzubauen. Das wurde nämlich nicht mit Steuern bezahlt

Da die Privatisierung erst 1995 statt fand, musst du mir mal erklären, wie zumindest der Großteil davon nicht von Steuergeldern hätte finanziert werden sollen.
Ich bin gespannt.

Der Staat hat der Deutschen Bundespost Telekom (nach 1. Januar 1995 Deutsche Telekom AG) kein (oder wenig) Geld für den Aufbau aus dem Steuersack gegeben. Stattdessen musste diese den Aufbau über Kredite finanzieren. Was soll daran spannend sein? Glaubst Du, ein im Staatsbesitz befindliches Unternehmen könne keine Schulden machen, und bekomme alles zwangsläufig durch Steuergelder bezahlt?


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[1.1.1.1] mirdochegal antwortet auf spezi10
07.08.2011 22:01
Benutzer spezi10 schrieb:
Wenn Du mit 10000 Euro ein Unternehmen gründest, dass dann Dir gehört, würdest Du sagen Du hättest Dir selbst (bzw. Deinem Unternehmen) 10000 Euro geschenkt?

Der Unterschied ist, dass das neu gegründete Unternehmen Deutsche Telekom direkt mit den "10000 Euro" loslegen konnte, diese aber nicht selber einbringen musste.

Wenn ich ein vermietetes Haus überschrieben bekomme, habe ich Vorteile gegenüber einem, der das Haus erstmal selber bauen muss.

Der Staat hat der Deutschen Bundespost Telekom (nach 1. Januar 1995 Deutsche Telekom AG) kein (oder wenig) Geld für den Aufbau aus dem Steuersack gegeben.

Es ging um die Modernisierung des Telefonnetzes im Osten oder? Und die war schon fast abgeschlossen, als die Deutsche Telekom anfing, als eigenes Unternehmen zu existieren.
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[1.1.1.1.1] spezi10 antwortet auf mirdochegal
07.08.2011 23:39
Benutzer mirdochegal schrieb:
Benutzer spezi10 schrieb:
Wenn Du mit 10000 Euro ein Unternehmen gründest, dass dann Dir gehört, würdest Du sagen Du hättest Dir selbst (bzw. Deinem Unternehmen) 10000 Euro geschenkt?

Der Unterschied ist, dass das neu gegründete Unternehmen Deutsche Telekom direkt mit den "10000 Euro" loslegen konnte, diese aber nicht selber einbringen musste.

Ein Unternehmen bringt nichts "selber ein" zu seiner Gründung, woher soll das denn kommen? Ein Unternehmen wird gegründet mit dem Startkapital der Gründer und Besitzer, sei es Deiner 10000 Euro, oder, im Fall der DTAG, dem Vermögen der Vorläuferorganisation Deutsche Bundespost Telekom.

Klar, die Deutsche Telekom AG wurde direkt als sehr grosses Unternehmen gegründet, und war deswegen von vornherein sehr viel Wert. Deswegen
(a) wird sie reguliert (wegen ihrer althergebrachten Marktmacht)
und
(b) war die Deutsche Telekom AG von vorne herein Milliarden wert.

Aber was hat das mit dem "verschenken" zu tun?


Der Staat hat der Deutschen Bundespost Telekom (nach 1. Januar 1995 Deutsche Telekom AG) kein (oder wenig) Geld für den Aufbau aus dem Steuersack gegeben.

Es ging um die Modernisierung des Telefonnetzes im Osten oder? Und die war schon fast abgeschlossen, als die Deutsche Telekom anfing, als eigenes Unternehmen zu existieren.

Das ist richtig. Aber die Deutsche Telekom wurde eben am 1.1.1995 aus dem Vermögen der Deutschen Bundespost Telekom gegründet, und der Staat hat nicht nur das positive Vermögen dieser Vorgängerorganisation eingebracht, sondern eben auch deren Schulden. Das führte dazu, dass die Telekom hoch verschuldet gegründet und letztlich (teil)privatisiert wurde. Siehe z.B. Spiegel 44/1996:

"Das Problem: Die Telekom paßt in keine der verschiedenen Analysemethoden, mit denen die Bankexperten Firmen bewerten. Einerseits sind hohe Dividenden und wachsende Gewinne zu erwarten, andererseits ist die Telekom mit 100 Milliarden Mark höher verschuldet als jedes andere Unternehmen in Europa."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9109294.html
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[1.2] Solon antwortet auf spezi10
07.08.2011 20:46
Benutzer spezi10 schrieb:
>Die Telekom
hat nichts bekommen, sie ist der Name, unter dem der Staat sein Telefonnetz (zu grossen Teilen) verkauft hat.

Du vergisst den gewaltigen Immobilienbesitz, um dessen Bewertung noch heute Prozesse anhängig sind. Darüber hinaus gehört die Telekom zu den "bedeutenden "Rundfunkverteilern". Fast alle Sendeanlagen in der Ex-DDR gehören der Telekom.

Mittlerweile zahlen sie
allerdings, auch für die Nutzung der GSM-Lizenzen (die wären schon längst abgelaufen, und die Verlängerung war nicht kostenlos).

Auch hier übersiehst du, dass die Telekom aus den "geschenkten" Lizenzen immer noch Kapital schlägt, nachdem sie sie jahrelang als Gelddruckmaschinen genutzt hat, und zwar durch die geringeren Infrastrukturkosten der attraktiven Frequenzen. Nicht umsonst fordert E-Plus die Neuversteigerung.

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[1.2.1] spezi10 antwortet auf Solon
07.08.2011 21:11
Benutzer Solon schrieb:
Benutzer spezi10 schrieb:
>Die Telekom
hat nichts bekommen, sie ist der Name, unter dem der Staat sein Telefonnetz (zu grossen Teilen) verkauft hat.

Du vergisst den gewaltigen Immobilienbesitz, um dessen Bewertung noch heute Prozesse anhängig sind.

Das mag sein. Ändert aber nichts daran dass der Staat seinen Besitz unter dem Namen "Deutsche Telekom AG" an die Neu-Aktionäre verkauft hat. Die Deutsche Telekom war nicht der Käufer (oder der Beschenkte), sondern der Gegenstand des Verkaufs. Das schliesst nicht aus dass der Staat zu viel oder zuwenig Geld von den Aktionären dafür verlangt/bekommen hat.

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[1.2.1.1] marius1977 antwortet auf spezi10
08.08.2011 08:53
Und denkt erstmal an die Millionen Kundenbeziehungen die die neue DTAG einfach so erhalten hat. Das ist doch auch mal nicht schlecht, wenn man gleichmal mit einem hohen zweistelligen Kundenstamm in die Zukunft startet :-)

Das mussten die Privaten sich erst langsam bei Null aufbauen.
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[1.2.1.2] DenSch antwortet auf spezi10
08.08.2011 09:09
Benutzer spezi10 schrieb:
Benutzer Solon schrieb:

Das mag sein. Ändert aber nichts daran dass der Staat seinen Besitz unter dem Namen "Deutsche Telekom AG" an die Neu-Aktionäre verkauft hat. Die Deutsche Telekom war nicht der Käufer (oder der Beschenkte), sondern der Gegenstand des Verkaufs. Das schliesst nicht aus dass der Staat zu viel oder zuwenig Geld von den Aktionären dafür verlangt/bekommen hat.



Du hast völlig Recht mit deiner Aussage, versteifst dich aber zu sehr darauf.

Um das Unternehmen mit diesem Besitan Infrastruktur und Immobilien (!) so aufzubauen, sprang der Staat in die Bresche. Die rund 50Milliarden € schulden entstanden fast ausschließlich durch Aufbau Ost. Der gesamte Rest, das Westliche Telefonnetz, sämtliche Vermittlungsstellenimmobilien (welche zusammen einige Euros wert sind, meist nicht mal mehr gebraucht werden und verkauft/vermietet werden) stammen quasi aus Staatsfinanzierung (welche dann durch die Gebühren refinanziert worden sind).

Ein richtiger Schritt wäre, das GESAMTE quasi(!) Telefonnetz, sei es Kupfer, Glasfaser oder sonst was für eine Leitung in eine Betreibergesellschaft zu übergeben, worauf ALLE Anbieter Zugriff haben zu einem Festen Preis.
Das schafft dann auch endlich den erhofften Wettbewerb.

Der Ausbau wird dann finanziert durch die Gesellschaft finanziert mithilfe der TAL Entgelte.


Was man dann selbst Aufbaut, ist jedem das seine....
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[1.2.1.2.1] spezi10 antwortet auf DenSch
08.08.2011 12:08
Benutzer DenSch schrieb:

Du hast völlig Recht mit deiner Aussage, versteifst dich aber zu sehr darauf.

Mag sein, dass wir zunehmend aneinander vorbeireden. :)

Ich wollte ursprünglich einfach nur darauf hinweisen dass das Telefonnetz schon seit Jahrzehnten nicht mehr mit Steuergeldern finanziert wurde (da die "grause" Post meines Wissens schon in den 50ern profitabel war und Geld an den Staat abgeführt hat; und weil, als Anfang der 90er die Aufbau Ost und die Digitalisierung im Westen anstand, die DBP eben Kredite aufnehmen musste, die dann mit privatisiert wurden). Und ich wollte darauf hinweisen, dass die dabei geschaffenen Werte vom Besitzer an die Neu-Besitzer verkauft wurden (ich hatte den OP so verstanden, dass die Telekom etwas geschenkt bekommen hätte).

Dass durch die Ausgründung der ehemaligen Behörde als Unternehmen ein mächtiger Platzhirsch geschaffen wurde, der einen gewaltigen Startvorteil gegenüber Konkurrenten hat, ist klar. Deswegen unterliegt die DTAG ja auch der Regulierung. Mag sein, dass andere Wege der Privatisierung besser gewesen wären. Ich hoffe ja immer noch, dass zumindest bei einer Privatisierung der Deutschen Bahn (wann immer diese stattfindet) das Schienennetz in einer bundeseigenen Netzagentur verbleibt, da ich das auch für sinnvoller halte. Bei der Telekom ist dieser Zug wohl abgefahren...