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Welcher Markt?


12.05.2014 11:57 - Gestartet von IMHO
einmal geändert am 12.05.2014 12:02
Super Editorial, auch von mir ein Strauß Blumen :)
Gibt es denn sowas wie einen TK-Markt? Ist nicht gerade der Mobilfunk trotz der vielen Variablen ein abgekartetes Oligopolisten-Spiel?
Angenommen die BNetzA macht überraschend alles anders: Keine Freigabe der 700MHz und keine Freigabe der 1400-1500MHz-Frequenzen, was würde dann geschehen? Die verbliebenen drei PLMNs müßten mehr LTE-Zellen mit 1800MHz, 2600MHz und auch auf 3500MHz aufbauen. Auch dann würde alles flutschen und auch dann würden die Powersurfer wie bisher weiterhin krakelen, es ist zu wenig. Auch 300Mbps werden zu wenig sein.

Es ist doch nur ein politisch-ökonomisches Spiel: Mit drei Netzbetreibern sind höhere Preise und höhere Lizenz-Versteigerungserlöse möglich. Die Politik wird zum Steigbügelhalter der Fusion. Und die E+O-Fusion garantiert höhere Lizenzeinnahmen für die Regierung. Da profitieren alle (außer Herr Rene Schuster)
Zum Netzausbau bleibt genug Geld übrig, notfalls steigen die MB-Preise in allen Netzen, dann gibt es einfach keine 5GB/Monat für 15€ mehr und gut ist. Bei nur noch drei Netzbetreibern hat der Kunde ja keine Möglichkeit mehr auf den vierten Konkurrenten auszuweichen.

Rein technologisch betrachtet bräuchten wir dringend einen neuen vierten PLMN-Betreiber, der nur mit LTE einsteigt und von Anfang an im eigenen Netz VoLTE einführt. Aber alle reden vom Frequenz-Versteigern, keiner redet davon zu welchen Bedingungen ein neuer vierter Teilnehmer nationale Roamingleistung bekommen würde. Nichteinmal das bekommt die BNetzA geregelt:
Die BNetzA erforscht nicht einmal unter welchen Roaminggarantien ein neuer PLMN-Teilnehmer einsteigen könnte. Denn das "nationale Roaming" ist nichts, was der TK-"Markt" freiwillig macht.

Dass zuletzt VIAG Interkom im D1-Mobilnetz roamen durfte, geht darauf zurück, dass hinter der Fassade der Telekom gedroht wurde, auch wenn wir das nie offiziell erfahren werden. Da braucht man nur mal über Marktwirtschaft und Oligopole nachdenken. Es gibt so schöne Theoriebeispiele der Spieltheorie, wie ein Oligopolmarkt sich verändert, wenn statt vier nur drei Anbieter teilnehmen.
Das man dann noch übersetzen muss, dass die drei Mobilfunknetze von TMO, VDF und E+O qualitativ nicht gleich sind und es deshalb zu einer Preisabstufung kommt, ist eine Komplexizität, die in der einfachen Spieltheorie nicht dargestellt werden kann, aber wofür gibt es das Hirn der Beobachter?

Dennoch bleibt die Konsequenz dieselbe: Einen neuen vierten Anbieter bekommen wir nur, wenn die BNetzA es vorbereitet und die Roamingbedingungen für Daten und Voice VORHER festlegt. In dem sie dieses unterlässt, ist sie auch diesbezüglich parteiisch. Es findet sich ohne Roaminggarantien kein vierter Betreiber der sich zur Versteigerung auch nur interessiert zeigt. Keiner kann kalkulieren, wieviel er für die Frequenzen ausgeben kann, wenn er nicht weiß, was ihm der bundesweite Betrieb kosten wird.

Und für uns wird es teurer. Schäuble freut es.

Wollte die BNetzA es besser machen, müsste sie die nächste Versteigerung an Bedingungen koppeln, einem vierten Teilnehmer Roaming in den bestehenden Strukturen anzubieten.
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[1] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf IMHO
13.05.2014 02:12
Benutzer IMHO schrieb:
Rein technologisch betrachtet bräuchten wir dringend einen neuen vierten PLMN-Betreiber, der nur mit LTE einsteigt und von Anfang an im eigenen Netz VoLTE einführt.

Seh' ich anders. Viel zu teuer in der Beschaffung der Technik und auf Grund der nutzerseitig vorhanden Hardware obendrein absolut untragbar. Wir bräuchten wie die Ösis ein zweites "Hutchison Whampoa" - einen Markteintritt eines mächtigen internationalen Players, der schnell ein großflächiges 3G-Netz aus dem Boden stampfen kann. Auch hier ist die Erlaubnis zur Verwendung der bisherigen Niederfrequenzen essentiell.
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[1.1] Kai Petzke antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
14.05.2014 12:18
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Benutzer IMHO schrieb:
Rein technologisch betrachtet bräuchten wir dringend einen neuen vierten PLMN-Betreiber, der nur mit LTE einsteigt und von Anfang an im eigenen Netz VoLTE einführt.

Seh' ich anders. Viel zu teuer in der Beschaffung der Technik und auf Grund der nutzerseitig vorhanden Hardware obendrein absolut untragbar. Wir bräuchten wie die Ösis ein zweites "Hutchison Whampoa" - einen Markteintritt eines mächtigen internationalen Players, der schnell ein großflächiges 3G-Netz aus dem Boden stampfen kann. Auch hier ist die Erlaubnis zur Verwendung der bisherigen Niederfrequenzen essentiell.

Hutchison Whampoa (alias "3") war mit 3G eingestiegen, als die Technologie neu war. Das dazu korrespondierende Vorgehen wäre, jetzt direkt mit 4G und VoLTE einzusteigen. Diesbezüglich gebe ich IMHO recht. Das Problem ist nur, dass es für einen solchen Quereinsteiger keine geeigneten "tiefen" Frequenzen gibt: 800 MHz ist zu gleichen Teilen an DTAG/VDF/o2 versteigert worden. Der 900-MHz-Bereich ist vor Urzeiten vergeben worden, und bis heute haben DTAG und VDF dort jeweils alleine mehr, als o2 und E-Plus zusammen hätten. Selbst, wenn die Fusion durchgeht, wird man der Telefónica dort nichts wegnehmen können. 700 MHz ist in der Planung, da wird vor 2016 nichts versteigert werden. Und nach der Versteigerung wird man dann feststellen, dass die Mehrzahl der hierzulande bis dahin verkauften LTE-Endgeräte nicht kompatibel mit LTE-700 ist.

Im 1800er-Bereich wird im Fall der Fusion einiges frei - E-Plus und o2 haben dort zusammen 45 MHz gepaart. Allzuviel kann man aber auch dort nicht "rausschneiden": Ursprünglich hatte E-Plus 17,4 MHz zugeteilt bekommen und sich legal 10 MHz nachgekauft, so dass sie jetzt 27,4 MHz haben. Die wird man auch dem fusionierten Unternehmen belassen müssen, so dass allerhöchstens 17,4 MHz zurückzugeben wären, was einer der beiden Originalzuteilungen an E-Plus bzw. o2 entspricht. Wenn man einem LTE-Neueinsteiger aber eine echte Chance geben möchte, dann müsste man diesem schon einen 20-MHz-Block um 1800 MHz anbieten.

Fazit: Ohne monetären Anreiz wird man keinen Neueinsteiger locken können. Ein Anreiz könnte zum Beispiel darin bestehen, dass man einem Neueinsteiger 10 MHz gepaart oder gar 20 MHz gepaart (falls letzteres überhaupt möglich ist) im 700-MHz-Bereich kostenlos zuteilt, während die weiteren Frequenzblöcke in diesem Bereich an die etablierten Unternehmen kostenpflichtig versteigert werden.


Kai
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[1.1.1] IMHO antwortet auf Kai Petzke
14.05.2014 15:14
Benutzer Kai Petzke schrieb:

Fazit: Ohne monetären Anreiz wird man keinen Neueinsteiger locken können. Ein Anreiz könnte zum Beispiel darin bestehen, dass man einem Neueinsteiger 10 MHz gepaart oder gar 20 MHz gepaart (falls letzteres überhaupt möglich ist) im 700-MHz-Bereich kostenlos zuteilt, während die weiteren Frequenzblöcke in diesem Bereich an die etablierten Unternehmen kostenpflichtig versteigert werden.


Kai

Jein.
Ich möchte auf das ursprüngliche Editorial verweisen, das sich auf die BNetzA eingeschossen hatte. Geld zum Aufbau müsste die Politik bereitstellen.

ABER die BNetzA muss die "National Roaming"-Bedingungen vorab festlegen.
Auch da schnarcht die BNetzA!
Man könnte meinen, die BNetzA glaubt inoffiziell die Anweisung bekommen zu haben, die Mobilfunkkunden optimal zu melken. Drei PLMN-Betreiber ergeben höhere Mobilfunkkosten für die Kunden, ergo hohe Einnahmen für die PLMNs und gute Kriegskassen, um viel viel Geld für die Funklizenzen zu geben.
Der Mobilfunkkunde zahlt, Schäuble verdient und es heißt nicht Steuer sondern Lizenzeinnahme. Ergo hat sich die Staatquote gar nicht erhöht.

Und die BNetzA macht durch ihre Phantasielosigkeit mit.
Warum müssen wir demnächst auch noch die 700MHz-Frequenzen für PLMN räumen? Damit die Mobilfunker nicht kleinzellig ausbauen brauchen! Langfristig werden sie es aber müssen, denn mit 700er-Frequenzen bekommt man auch keine Versorgung der Bevölkerung hin, ist genau wegen der Zellengröße einfach zu wenig Bandbreite pro Kunde.
Aber bis die Bevölkerung das merkt ist Rundfunk und TV via Staats-Broadcast weg verkauft und wir müssen auch noch unser TV-Signal beim Mobilfunker kaufen. Schäuble freut es, macht weniger Kosten für die Unterstützung des Rundfunks, weniger Stress mit der GEZ und die Mobilfunker zahlen für die Frequenzen.
Mit welchem Geld? Genau, mit dem Geld dass uns dann die Mobilfunker für "TV-Flat inklusive" abknöpfen werden.

Einmal ein 700er Block für einen vierten Mobilfunkbetreiber und Roamingbedingungen vor der Frequenzversteigerung bekannt geben, das wäre eine Maßnahme zur preisgünstigen Versorgung der Bevölkerung. Das könnte den Einstieg eines vierten Mobilfunkbetreibers so attraktiv machen, dass es evtl. passiert.
Aber so, inklusive allmählicher Umnutzung der Fernseh- und Radiofrequenzen, werden wir alle es mehrfach bezahlen. Bei der Umrüstung unserer Fernsehempfänger und Radioempfänger auch noch. Und dann auch noch weil es, da wo keine Sat-Schüssel möglich ist, TV nur noch gegen Cash geben wird.

[Ironie]
Ich will alles was neu und hipp ist: Simlock, T-TIP, NSA, und TV-over PLMN
Hauptsache neu und teuer.
Ein neuer PLMN-Anbieter, der anfangs in den Städten mit LTE1800-Zellen VoLTE anbietet und auf dem Land GSM900 roamt wäre mir da viel zu popelig.
[Ironie off]
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[1.1.2] 1/2 OT
IMHO antwortet auf Kai Petzke
14.05.2014 15:26
Benutzer Kai Petzke schrieb:
dass man einem Neueinsteiger 10 MHz gepaart oder gar 20 MHz gepaart (falls letzteres überhaupt möglich ist) im 700-MHz-Bereich kostenlos zuteilt, während die weiteren

Dazu gibt es ein interessantes Papier:
http://www.bmwi.de/DE/Mediathek/publikationen,did=548924.html
Ich weiß nicht wie es vom BMWi bewertet wurde. Aber die Vorschläge reichen von 2*25MHz (Seite 62 unten) bis 2*35Mhz (Seite 62 oben). Unter Aufgabe der terrestischen TV-Verteilung reichen die Vorschläge bis zu 2*110MHz!! (Seite 64 oben)
Läuft dann aber doch immer darauf hinaus, dass die TV-Verteilung privatisiert wird.
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[1.1.3] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf Kai Petzke
04.06.2014 16:12
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Benutzer IMHO schrieb:
Rein technologisch betrachtet bräuchten wir dringend einen neuen vierten PLMN-Betreiber, der nur mit LTE einsteigt und von Anfang an im eigenen Netz VoLTE einführt.

Seh' ich anders. Viel zu teuer in der Beschaffung der Technik und auf Grund der nutzerseitig vorhanden Hardware obendrein absolut untragbar. Wir bräuchten wie die Ösis ein zweites "Hutchison Whampoa" - einen Markteintritt eines mächtigen internationalen Players, der schnell ein großflächiges 3G-Netz aus dem Boden stampfen kann. Auch hier ist die Erlaubnis zur Verwendung der bisherigen Niederfrequenzen essentiell.

Hutchison Whampoa (alias "3") war mit 3G eingestiegen, als die Technologie neu war. Das dazu korrespondierende Vorgehen wäre, jetzt direkt mit 4G und VoLTE einzusteigen. Diesbezüglich gebe ich IMHO recht.

Ja, die sind tatsächlich eingestiegen als die Technologie neu war und hatten deshalb unverhältnismäßig hohe Einstiegskosten. Und es haperte auch massiv am Netz. Deswegen schrieb ich ja, dass hier in der deutschen Flächenversorgung (die muss nämlich im Verhältnis deutlich besser und Engmaschiger sein als bei HutWha in Österreich um ein ordentliches Standing zu bekommen, ansonsten fusioniert uns der neue Vierte nämlich auch gleich wieder mit 'nem anderen Provider zusammen) tatsächlich nur der Aufbau eines 3G-Netzes in Frage kommt. Mit noch sehr teurer 4G-Technik und de facto hochexperimentellem VoLTE ist der Zielkundenkreis zudem viel zu beschränkt. Dabei wäre es überlebenswichtig für einen Neueinsteiger, sehr rasch recht große Marktanteile zu Gewinnen und eine solide Kundenbasis zu gewinnen. Mit 4G-Technik ist das absolut UNMÖGLICH. Es fehlen schlicht die 4G-Endgeräte in der Masse. 3G findet sich hingegen inzwischen in zahlreichen Einfachstgeräten für wenige Euro. Insofern, sorry - ihr beide liegt hier einfach daneben.