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Sind die Gewerkschaften wahnsinnig geworden?


10.06.2002 09:59 - Gestartet von CEO
LOL, gerade jetzt in extrem börsenschwachen Zeiten wo selbst finanzstarke Firmen in finanzielle Bedrängnis geraten fordert man mehr Lohn der zusätzlich die Inflation und Endverbraucher-Preistreiberei ankurbelt.

Ich finde die Gewerkschaften überflüssig. Der Markt regelt von allein die Gehälter. Ich war noch nie in einer Firma beschäftigt in der eine Gewerkschaft den Tariflohn regelt und bin bisher auch gut über die Runden gekommen.

Ich kenne hier in dieser Region das Lohngefälle für Arbeiter bei VW und anderen Firmen. Bei VW verdient ein Arbeiter nahezu das Doppelte als bei einer anderen Firma in dieser Region nur wegen den Gewerkschaften.
Ohne die Gewerkschaften hätte VW viel mehr Arbeitsplätze und müsste seine Produktion nicht in fremde Länder verschieben oder Teilbereiche in Deutschland in Nicht-Tariffirmen outsourcen.
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[1] X-ian antwortet auf CEO
10.06.2002 10:08
Benutzer CEO schrieb:
LOL, gerade jetzt in extrem börsenschwachen Zeiten wo selbst finanzstarke Firmen in finanzielle Bedrängnis geraten fordert man mehr Lohn der zusätzlich die Inflation und Endverbraucher-Preistreiberei ankurbelt.

Was noch viel schlimmer ist, ist dass jetzt evtl. die Quam Pakete mit den Handys versendet werden, und wenn dann die Post streikt!? Der Thread in 'Quam-Aktion: Das große Warten' wird nie enden.

Ein nicht ganz ernster,
X-ian,

der aber Verständniss für den Streik hat.
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[2] Mr.SHL antwortet auf CEO
10.06.2002 11:50
Hallo CEO!

Benutzer CEO schrieb:
Ich finde die Gewerkschaften überflüssig. Der Markt regelt von allein die Gehälter. Ich war noch nie in einer Firma beschäftigt in der eine Gewerkschaft den Tariflohn regelt und bin bisher auch gut über die Runden gekommen.
Das sehe ich gerade in Bezug auf die Dt.Telekom grundsätzlich anders.
Ein Vorstandschef, der sich gegenüber dem Vorjahr über 90% an "Gehaltssteigerungen" genehmigt, weil angeblich die "Marktlage" dies rechtfertigt -> vom derzeitigen Aktienkurs mal ganz zu schweigen!! <- der kann meines Erachtens ruhig in Kauf nehmen, daß sein Team Gehaltssteigerungen von 6,5% anstrebt.
Die Dt.Telekom, wie alle anderen Betriebe auch, bestehen nicht nur aus dem Vorstand, sondern auch aus den Mitarbeitern, die die täglichen Arbeiten erledigen müssen. [...]
Dies sei hier ausdrücklich betont, obwohl es jedem klar sein sollte. :-)

Meiner Meinung nach sollten die Gehälter in der Tat der Marktsituation und auch der Situation der Firma angepaßt werden, sowohl für Vorstand als auch für Mitarbeiter.

Ansonsten gewinnt man leicht den Eindruck, daß die oberen 5 eines Unternehmens absahnen, die eigenen Mitarbeiter und Aktionäre aber z.T. hohe Verluste in kauf nehmen müssen und dann auch noch sinngemäß gesagt bekommen: "Nun ist die Aktie der Dt.TElekom wieder ein Schnäppchen!"
Mal ganz davon zu schweigen, daß bei dieser Aktie vor wenigen Monaten noch von einer Volksaktie gesprochen wurde, dies sich nun aber wohl eher als Zockerpapier entpuppt.

Man muß meiner Meinung nach nicht alle Forderungen der Gewerkschaften wortwörtlich nehmen, aber sie haben doch ihren Sinn.
Ein Vorstandschef mit Millionengehalt gibt meiner Meinung nach weniger Geld aus, die die Wirtschaft ankurbelt als eine Vielzahl von "kleinen LEuten", die sich auch mal was leisten wollen.


Grüße, Mr.SHL [der die Welt nicht mehr versteht... :-)]
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[3] orlando antwortet auf CEO
10.06.2002 11:59
Benutzer CEO schrieb:
Ich finde die Gewerkschaften überflüssig. Der Markt regelt von allein die Gehälter. Ich war noch nie in einer Firma beschäftigt in der eine Gewerkschaft den Tariflohn regelt und bin bisher auch gut über die Runden gekommen.
Reichlich blauäugig. Diese Einstellung mag ein paar Jahre für einige Arbeitnehmer funktionieren und für ganz wenige Arbeitnehmer auch länger. Der "Marktmacht" des großen Geldes haben die Arbeitnehmer in dieser Gesellschaftsordnung nur die gemeinsame Kraft der Interessenvertretung entgegenzusetzen. "Der Markt" alleine führt zu indischen Löhnen. Wer der Meinung ist, dies sei Ideologie: Die Arbeitgeber reden immer nur. In Wahrheit werden nur die Arbeitslosen immer mehr.

O.
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[4] papi antwortet auf CEO
10.06.2002 16:43
Ich kenne hier in dieser Region das Lohngefälle für Arbeiter bei VW und anderen Firmen. Bei VW verdient ein Arbeiter nahezu das Doppelte als bei einer anderen Firma in dieser Region nur wegen den Gewerkschaften.
Ohne die Gewerkschaften hätte VW viel mehr Arbeitsplätze und müsste seine Produktion nicht in fremde Länder verschieben oder Teilbereiche in Deutschland in Nicht-Tariffirmen outsourcen.

Kann man ja wohl auch andersrum sehen, nicht?
Die Angestellten in den anderen Firmen werden deshalb so armselig bezahlt, weil sie eben nicht organisiert sind - und jeder sein eigenes Süppchen kocht...

Ich würde ja fast vermuten, daß Du Zwickau meinst, an den VW-West-Standorten kann ich mir solch ein extremes Lohngefälle nicht so recht vorstellen.

Aber bei 15...20% Arbeitslosigkeit kann man seine Arbeitnehmer natürlich leicht gegeneinander ausspielen, insbesondere, wenn diese nicht organisiert sind...

Papi
(der nicht in der Gewerkschaft ist und beileibe nicht jede Gewerkschaftsforderung mitträgt...)
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[4.1] MichiJG antwortet auf papi
10.06.2002 18:18
Also ich finde es eine gute Organisation, dass es Arbeitgeberverbände und gut funktionierende Arbeitnehmerverbände gibt. Ich hatte schon ein paar Mal Unterhaltungen darüber mit Leuten aus dem asiatischen Raum, die mir sagten, die Löhne in ihrem Land sind deshalb meist so niedrig, weil die Gewerkschaften keine oder kaum Macht besitzen und die Arbeitgeber die Löhne drücken. Ich vermute, Unternehmen, die nicht hier organisiert sind, zahlen deshalb noch relativ gut, damit sie mit den großen organisierten Unternehmen einigermaßen mithalten können.

Gruß,
Michi
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[5] witonski antwortet auf CEO
10.06.2002 19:22
Wenn sich die Herren Sommer und co so um die 85% mehr Kohle gönnen,dann sin die 6% für die Mitarbeiter ein Pfliegenschiss!S T R E I K !!!
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[5.1] rumgucker antwortet auf witonski
10.06.2002 19:39
Benutzer witonski schrieb:
Wenn sich die Herren Sommer und co so um die 85% mehr Kohle gönnen,dann sin die 6% für die Mitarbeiter ein Pfliegenschiss!

Genau da liegt der Denkfehler! Wenn 120 000 Menschen 6 % mehr Lohn bekommen, kostet das erheblich mehr, als wenn ein einziger, oder meinetwegen auch sagen wir ein bis zwei Dutzend, 90 % mehr bekommen. Wie das moralisch zu bewerten ist, ist eine ganz andere Frage, ich finde die Erhöhung der Bezüge von Sommer und Co. in Anbetracht ihrer Leistungen auch nicht gerechtfertigt, der dadurch (durch die Bezugserhöhungen, nicht durch die Leute überhaupt) entstehende wirtschaftliche Schaden ist jedoch kaum meßbar, der Schaden, der durch die geforderten enormen Gehaltserhöhungen bei den normalen Mitarbeitern entstehen würde, ist jedoch gigantisch.
Wenn ein Telekom-Mitarbeiter findet, er verdiene zu wenig Geld, dann kann er oder sie ohne jede Einschränkung darüber verhandeln, wie viel mehr er haben will. Wenn die Verhandlungen scheitern, kann er schaun, ob er woanders mehr bekommt. Alles logisch und fair. Was daran aber gerecht und angemessen sein soll, wenn immer alle gleich viel bekommen, völlig unabhängig davon, was sie leisten, und daß immer alle danach bezahlt werden, ob sie eine bestimmte Anzahl von Stunden an einem bestimmten Ort verbringen und nicht danach, was sie tun, das konnte mir noch niemand erklären. Ob das von Euch jemand kann?
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[5.1.1] Mr.SHL antwortet auf rumgucker
11.06.2002 08:14
Hallo Rumgucker!


Benutzer rumgucker schrieb:
Genau da liegt der Denkfehler! Wenn 120 000 Menschen 6 % mehr Lohn bekommen, kostet das erheblich mehr, als wenn ein einziger, oder meinetwegen auch sagen wir ein bis zwei Dutzend, 90 % mehr bekommen.

Da liegt in meinen Augen ein weiterer Denkfehler.

Motivierte Arbeitnehmer bringen mehr Leistung als solche, die sich über den Tisch gezogen fühlen.
Und Motivation wird nicht dadurch erreicht, indem der Vorstand sich selber >85% Gehaltserhöhung trotz mieser wirtschaftl. Lage/Entwicklung des Unternehmens genehmigt, gleichzeitig aber nicht bereit ist, Zugeständnisse seinem Team zu machen.

Der Vorstand allein macht nicht den Erfolg eines Unternehmens aus. Es sind auch die Arbeitnehmer, die Alltagsaufgaben übernehmen. [...]
Gäbe es keine guten und motiviert arbeitenden Arbeitnehmer, so braucht sich in aller Regel auch kein Vorstand zu bilden...

Grüße, Mr.SHL
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[5.2] NOCHMAL: Aufstockung der Managergehälter
Telefonexperte antwortet auf witonski
11.06.2002 17:10
Benutzer witonski schrieb:
Wenn sich die Herren Sommer und co so um die 85% mehr Kohle gönnen,dann sin die 6% für die Mitarbeiter ein Pfliegenschiss!S T R E I K !!!

NOCHMAL:

Das stimmt gar nicht, dass die Managergehälter üppig erhöht worden seien, vielmehr weil zwei bisherige Vorstandsmitglieder ausgeschieden sind und die Abfindung so hoch war.