Angriff

Konkurrenz zum Fire TV: Google arbeitet an Android TV

Berichten zu folge arbeitet Google an Android TV, einer speziellen Android-Version für Settop-Boxen und Smart-TVs. Wir zeigen Ihnen, welche Funktionen das neue Betriebssystem bieten soll und welche nicht. Außerdem werfen wir einen Blick darauf, wie Googles Chromecast-Stick in die Strategie passen könnte.
Von Kaj-Sören Mossdorf

Screenshots der Oberfläche von Android TV. Screenshots von Android TV
Screenshots: The Verge
Der amerikanische Blog The Verge will erfahren haben, dass Google an einem Projekt mit dem Namen Android TV arbeitet. Hierbei handelt es sich nicht um eine Settop-Box, sondern viel eher um eine abgewandelte Variante des Android-Betriebssystems. Während im Hintergrund zwar Android arbeiten soll, wurde die Oberfläche komplett neu gestaltet und soll sehr viel einfacher zu bedienen sein. Passend dazu hat Google anscheinend auch einige Funktionen entfernt. So unterstützt das System keine Telefonie, Touchscreens oder NFC.

Screenshots der Oberfläche von Android TV. Screenshots von Android TV
Screenshots: The Verge
Wie der Blog passend schreibt, sei Android TV nicht mehr der Versuch den Fernseher in ein gigantisches Smartphone zu verwandeln, es handele sich um eine Entertainment-Oberfläche. Den Google-Dokumenten zufolge soll es darum gehen, Inhalte auf dem einfachsten Weg zu finden und zu genießen.

Oberfläche mit Kacheln, Verzeihung Karten

Die Oberfläche erinnert dabei ein wenig an die moderne Kacheloberfläche von Windows Phone, auch wenn Google diese wohl bewusst als Karten beschreibt. Eingeteilt sind die Kartenreihen nach verschiedenen Kategorien, genauer: Filme, Serien, Apps, Spiele und - zumindest den Screenshots nach - Einstellungen. Navigiert wird mithilfe einer Fernsteuerung, die eine Vier-Wege-Steuerung besitzt. Steuert der Nutzer nach links beziehungsweise rechts bewegt er sich durch die verschiedenen Inhalte, in vertikaler Richtung würde er die Kategorie wechseln. Als alternative Steuerung soll dem Nutzer zudem die Spracheingabe zur Verfügung stehen.

So wie es scheint arbeitet Google momentan mit einem ausgewählten Kreis von Entwicklern zusammen, die neue Applikationen für die Plattform schaffen sollen. Auf den Screenshots die der Blog veröffentlicht hat, sind neben den Google-eigenen Apps zudem Anwendungen von Hulu, Pandora, Netflix, Vevo oder beispielsweise das recht bekannte Spiel "Temple Run" zu erkennen. Während das System Benachrichtigungen unterstützt, weist der Suchmaschinengigant Entwickler aber darauf hin, diese nur selten einzusetzen. Wer will schon ständig von Benachrichtigungen genervt werden, wenn die neue Staffel "Games of Thrones" gerade angelaufen ist.

Android TV wäre kein Google-Produkt, wenn es nicht versuchen würde, dem hilflosen Nutzer unter die Arme zu greifen. In den Dokumenten findet sich dann auch der Satz: "Zugang zu Inhalten soll einfach und magisch sein". Der Konzern hat es sich als Ziel gesetzt, dass der Daumen eines Nutzers nie mehr als dreimal klicken muss, um von dem Homescreen aus einen Film oder eine Serie zu starten. Hierzu soll das System dem Nutzer automatisch Vorschläge anzeigen. Zudem soll das System eine Suche beinhalten, die sich beispielsweise über den Such-Knopf der Fernbedienung erreichen lassen soll.

Android TV als Konkurrenz zu Chromecast und Amazons Fire TV

Was an der Nachricht etwas überrascht ist, dass es nicht wirklich klar ist, wie der recht erfolgreiche Chromecast-HDMI-Stick in das Konzept passt. Der Stick ist momentan für rund 35 Euro bei Amazon zu erhalten und damit auch deutlich günstiger als beispielsweise der Fire TV von Amazon. Schon jetzt ist es bei vielen Android-Apps möglich, sie mithilfe des Sticks auf dem Fernseher anzeigen zu lassen.

Anderseits könnte es sich bei dem System auf einen Angriff auf den Fire TV von Amazon handeln, also die Settop-Box mit einem abgewandelten Android des Online-Giganten. Ähnlich wie bei dieser soll es auch für Android TV beispielsweise einen optionalen Controller für Spiele geben. Hier dürfte der entscheidende Unterschied zum Chromecast liegen. Dieser ist, wie oben erwähnt, nur zum Streamen, nicht aber für Spiele gedacht.

Die Zukunft wird zeigen, was die Hersteller von Googles neuem System halten. LG beispielsweise, Produzent des Nexus 5, setzt bei seinen neuen Smart-TVs auf ein neu angepasstes webOS. Ein Fernseher ist aber deutlich teurer als eine einfache Settop-Box. Vielleicht will Google ja so Settop-Boxen-Abenteuer seiner treuen Hersteller unterbinden.

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