Unter der Lupe

Honor 6 im Test: Das 300-Euro-Smartphone, das es mit den Großen aufnimmt

Eine Kampfansage an Samsung, Sony, Huawei und Co. ist das Honor 6. Zum Preis von gerade einmal 300 Euro bietet es ein strahlendes Full-HD-Display, einen schnellen Octa-Core-Prozessor sowie satte 3 GB Arbeits­speicher. Wir haben das Android-Smartphone getestet und waren überrascht vom Ergebnis.
Von Rita Deutschbein

Ursprünglich segelte die Marke Honor unter der Flagge von Huawei. Das erste Gerät kam zu Beginn des Jahres 2012 auf den deutschen Markt. Dann wurde es hierzulande langsam still um die Honors, in China ging der Verkauf aber weiter. Nun meldet sich Honor bei uns zurück - abgekoppelt von Huawei. Mit dem Honor 6 hat das Unternehmen ein Smartphone nach Deutschland gebracht, das vom Datenblatt her eine sehr gute Ausstattung zu einem vergleichsweise günstigen Preis bietet. 299,99 Euro beträgt die unverbindliche Preisempfehlung für das Honor 6. Wir haben uns das Smartphone, das so große Versprechen bezüglich der Leistung zu diesem Preis macht, näher angeschaut. Ob es überzeugen konnte, lesen Sie im Test des Honor 6.

Solide Verarbeitung mit kleinem Makel

Honor 6 im Handy-Test Honor 6 im Handy-Test
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Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Obwohl es den Anschein hat, dass die Vorder- und Rückseite des Honor 6 (H60-L04) aus Glas besteht, setzt der Hersteller hier auf Kunststoff. Das Material wird auch beim Rahmen verwendet. Vom Design erinnert das Smartphone an das Huawei Ascend P7, das allerdings aus Glas und Metall gebaut ist. Trotz der weniger hochwertigen Materialien macht das Honor 6 einen guten und keinesfalls billigen Eindruck. Die Komponenten sitzen zum großen Teil fest aufeinander - nur am oberen Rand der Vorderseite und am unteren Rand der Rückseite des Unibody-Gehäuses fand sich an unserem Testgerät jeweils ein kleiner Spalt, in dem sich Schmutzpartikel ablagern können.

Sowohl die Lautstärkewippe als auch der Power-Button befinden sich auf der rechten Seite. Die Tasten haben ein leicht strukturiertes Profil und lassen sich dadurch gut erfühlen. Direkt unter den beiden Buttons wurden die Einschübe für die microSIM-Karte sowie die microSD-Karte untergebracht. Abgedeckt sind diese durch einen breiten Steg, der verschlossen ein Teil des Gehäuserahmens bildet.

Display des Honor 6 sorgt für Begeisterung

Honor 6: Karteneinschübe sind abgedeckt Karteneinschübe sind abgedeckt
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Eines der Highlights des Honor 6 ist dessen Display. Der Hersteller hat sich für einen 5 Zoll großen Bildschirm entschieden, der genügend Platz für Spiele und das Browsen im Netz bietet, aber dennoch klein genug ist, um das Smartphone vergleichsweise kompakt zu halten. Der IPS-Screen löst in Full-HD, also 1 920 mal 1 080 Pixel, auf, was einer Pixeldichte von hohen 445 ppi entspricht. Zum Schutz des Bildschirms liegt dem Lieferumfang sogar eine Displayfolie bei.

Knackig scharf wirkt die Darstellung, die darüber hinaus auch mit satten und vor allem natürlichen Farben besticht. Die Farbtemperatur kann über das Displaymenü stufenlos von warmen zu kalten Tönen geregelt werden. Allerdings empfanden wir die Standardeinstellung bereits als angenehm und ausgeglichen. Auch der Blickwinkel überzeugt. Farben verzerren bei schräger Sicht auf das Display kaum und Texte lassen sich problemlos lesen.

Honor 6

Einen Wermutstropfen gibt es beim Bildschirm jedoch: Ist die automatische Helligkeit eingestellt, erschien uns das Display zu dunkel. Der Schritt zwischen der mittleren Helligkeitseinstellung und voller Helligkeit ist enorm. Läuft das Display aber ständig auf Maximal-Leuchtkraft, zehrt dies zu sehr am Akku. Hier muss der Nutzer also einen Kompromiss zwischen Laufzeit oder Displayhelligkeit eingehen.

Von Emui, Themes und App-Sortiererei

Honor 6: Lockscreen-Einstellungen bekannt vom Huawei Ascend P7 Lockscreen-Einstellungen bekannt vom Huawei Ascend P7
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Das Honor 6 wird mit Android 4.4.2 sowie Emui 2.3 ausgeliefert. Gerade bei der Oberfläche zeigt sich wieder die enge Verbundenheit zu Huawei, denn Emotion UI stammt aus der Feder der Chinesen. Emui gibt den Smartphones von Huawei und nun auch dem Honor 6 ihren unverwechselbaren Charakter - ähnlich wie bei iOS werden Apps nicht im App-Drawer gesammelt, sondern direkt auf dem Homescreen abgelegt. Für mehr Übersichtlichkeit lassen sie sich in Ordner sortieren.

Die Nutzeroberfläche des Honor 6 bietet viele Funktionen, die bereits vom Huawei Ascend P7 bekannt sind. Dazu gehört unter anderem das Schnellzugriffs-Panel, das aus dem Lockscreen mit einem Wisch nach oben aufgerufen werden kann. Aber auch weitere praktische Helferlein finden sich: So kann unter Einstellungen -> Vernetzte Apps beispielsweise festgelegt werden, ob Apps via Mobilfunk, nur über WLAN oder über beide Datenverbindungen auf das Internet zugreifen können. NFC bringt das Honor 6 nicht mit. Dafür sind Glonass und GPS an Bord.

Starker Prozessor und rasantes LTE

Auf dem Honor 6 vorinstalliert ist eine überschaubare Anzahl an Apps, die sich zum großen Teil bei Bedarf komplett vom Handy löschen lassen. Zu den Programmen gehören neben diversen Demoversionen von Spielen vor allem Verwaltungs-Apps wie der Dateimanager, ein Telefon-Manager und die Support-Software HiCare von Huawei. Android sowie die bereits installierten Programme belegen einen Teil des Speicherplatzes: Von 16 GB internem Speicher stehen Nutzern noch etwa 12 GB zur Verfügung. Nachgerüstet werden kann mittels microSD-Karte, wobei Speicherkarten mit bis zu 64 GB Kapazität unterstützt werden.

Emui-Prinzip: Apps auf dem Homescreen, nicht im App-Drawer Emui-Prinzip: Apps auf dem Homescreen, nicht im App-Drawer
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Die Emui-Oberfläche kommt nicht ohne ihre verschiedenen Themes aus. Mit diesen lässt sich die Optik des Systems auf unterschiedlichste Art anpassen. Gesammelt werden die Themes in der App Design, wobei in regelmäßigen Abständen neue Themes hinzukommen. Vom dunklen und cleanen Business-Stil bis hin zu bunten, kindlichen Designs finden sich die unterschiedlichsten Oberflächen. Auch speziell auf Feiertage wie Valentinstag oder Weihnachten ausgerichtete Themes werden angeboten.

Prozessor und RAM machen den High-End-Smartphones Konkurrenz

Kernstück des Honor 6 ist der HiSilicon Kirin 920. Bei diesem Prozessor handelt es sich um ein Modell mit acht Kernen und die CPU wird von der Mali-T628-Grafik begleitet. Der Octa-Core setzt sich aus vier stromsparenden, aber leistungsmäßig schwächeren Cortex-A7-Kernen mit 1,3 GHz sowie weiteren vier Kernen vom Typ Cortex A15 mit 1,7 GHz zusammen. Letztere bieten bei Bedarf den nötigen Leistungsschub. Die Kerne werden nach dem big.LITTLE-Prinzip geschaltet, sind also nicht gleichzeitig aktiv. Während der Prozessor noch recht unspektakulär ist, kann der Arbeitsspeicher des Honor 6 begeistern. Denn integriert wurden satte 3 GB RAM, eine Kapazität, die wir sonst nur von deutlich teureren Oberklasse-Smartphones kennen.

Honor 6 im Messaging-Modus Honor 6 im Messaging-Modus
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Der Arbeitsspeicher ist ein Grund für die flotte Leistung und die schnelle Reaktionszeit des Honor 6. Es werden nicht nur Apps schnell und ohne Wartezeiten geladen, auch die Kamera ist sofort betriebsbereit. Vor allem aber entfaltet der Arbeitsspeicher bei schnellen Spielen seine Wirkung: Games wie Asphalt 8 lassen sich wie geschmiert spielen - ohne Ruckler oder Aussetzer. Ebenfalls fehlerfrei funktionierte die Wiedergabe von HD-Videos.

Die in den Benchmark-Tests von 3DMark und AnTuTu erzielten Punkte bestätigen unseren Eindruck. Im Unlimited Test von 3DMark übertrifft das Honor 6 sogar das Huawei Ascend Mate 7 (13 633; hier im Test) mit einem Score von 14 090, obwohl dieses mit dem Kirin 925 einen besseren Prozessor besitzt. Allerdings zeigten sich im Mate-7-Test auch ein paar Schwächen bei der 3D-Wiedergabe und das Smartphone bringt nur 2 GB RAM mit. Im Test von AnTuTu kam das Honor 6 auf 41 473 Zähler und reiht sich somit dicht hinter dem Mate 7 (42 220) ein.

Schnelles LTE Cat.6

Honor 6: Browsen im Internet nicht ohne Scrollen Browsen im Internet nicht ohne Scrollen
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
LTE Cat.6 ist der aktuelle Hit, wenn es um schnelles Internet via Mobilfunk geht. Denn mit diesem Standard können Downstreamgeschwindigkeiten von bis zu 300 MBit/s erreicht werden, vorausgesetzt der Tarif unterstützt dies. Das Honor 6 verfügt alternativ zu WLAN-n, GPRS/EDGE und UMTS/HSPA auch über LTE Cat.6 und bietet somit die beste Grundlage, um auch mobil durchs Netz zu sprinten.

Netzwerke erkennt das Smartphone schnell und stellt unter Angabe der Nutzerdaten zuverlässig und stabil die Verbindung her. Auch das Umschalten von UMTS auf LTE verlief im Test zügig. Beim Surfen mit dem Standardbrowser fiel jedoch auf, das wir trotz der Displaygröße von 5 Zoll nicht umhin kamen, öfter zu scrollen. Anderenfalls war die Schrift mancher Webseiten zu klein, um diese bequem zu lesen und auch Links konnten nicht präzise geklickt werden.

Die Telefoniequalität bewegt sich im grünen Bereich. Das Honor 6 leistet sich hier keine groben Schnitzer. Beide Gesprächsparteien konnten sich gut verstehen und auch die Filter gegen allzu laute Umgebungsgeräusche arbeiten wie sie sollen. Das gleiche gilt für den Lautsprecher. Dieser ist rückseitig angebracht und wird durch die gerade und plane Bauweise verdeckt, wenn das Smartphone auf dem Tisch liegt. Die Tonqualität ist nicht herausragend, geht für ein Smartphone aber in Ordnung. Insgesamt kann sich der Sound weder durch eine besonders gute noch eine bemerkenswert schlechte Qualität hervorheben - es fehlt vereinzelt an Detail beim Klang und hohe Töne neigen dazu, zu überdrehen oder den Lautsprecher scheppern zu lassen.

Kamera, Akku und Test-Fazit

13-Megapixel-Kamera für erstaunlich gute Fotos

Die Haupkamera des Honor 6 löst maximal 13 Megapixel (4:3-Modus) auf, bietet einen BSI-Sensor von Sony sowie einen Doppel-LED-Blitz und einige Finessen, die wir vom Ascend P7 von Huawei kennen. Zu diesen gehört beispielsweise die Möglichkeit, Gruppen-Aufnahmen im Panorama-Modus - sogenannte Groufies - zu machen sowie der Schnellstart der Kamera aus dem Standby via Doppelklick auf die Leisetaste der Lautstärkewippe. Mit der Schnellstartfunktion lassen sich innerhalb einer Sekunde Fotos aufnehmen.

Honor 6: Kamera lässt sich durch Lautstärketaste schnell starten Kamera lässt sich durch Lautstärketaste schnell starten
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Das Einstellungsmenü der Kamera lässt sich über einen Klick auf das entsprechende Symbol ausklappen. Der Nutzer kann dort den ISO-Wert regeln oder einen Weißabgleich vornehmen. Zudem gibt es die Möglichkeit, verschiedene Filter anzuwenden. Begleitet wird die Hauptkamera von einer 5 Megapixel auflösenden Frontkamera.

Die Qualität der Aufnahmen überzeugt vor allem bei guten Lichtverhältnissen. Konturen und Details sind klar abgegrenzt, die Farben leuchten und verschwimmen zu den Rändern hin nicht. Gut erkennbar ist dies auf unserem in Originalgröße angehängten Beispielfoto. Schade ist jedoch, dass der Blitz einen leichten Gelbschleier über die gesamte Aufnahme legt.

Deutlich weniger detailreich sind die Aufnahmen bei schlechtem Licht. Dennoch lassen sich auch hier die einzelnen Farben noch klar voneinander unterscheiden. Obwohl ein Grundrauschen im Bild erkennbar ist, sind die einzelnen Farbfelder nicht ausgefranst, was positiv ist. Andere Kameras teurerer Smartphones zeigen hier deutlich schlechtere Resultate.

Akku hält nicht ganz, was er verspricht

Honor 6: Kamera mit Dual-Blitz im Kunststoff-Gehäuse Kamera mit Dual-Blitz im Kunststoff-Gehäuse
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Der fest eingebaute Akku hat eine Kapazität von 3 100 mAh. Dies klingt erst einmal nach einer langen Laufzeit, die für das Honor 6 auch versprochen wird. Doch in der Realität hält die Batterie nicht länger durch als die anderer Handys dieser Art. Nach einem Tag bei durchschnittlicher Nutzung aus Surfen im Internet, einem oder zwei kurzen Videos und dem gelegentlichen Spiel ist Schluss.

Neigt sich die Ladung der Batterie dem Ende entgegen und ist die Steckdose fern, gibt es verschiedene Energiesparmodi, die die Laufzeit verlängern sollen. Zum einen bietet das Honor 6 eine Stromspareinstellung an, bei der die Displaydarstellung von Full-HD auf HD-Qualität heruntergeschaltet wird. Da diese Reduktion aber vor allem softwareseitig von der Grafikeinheit geregelt wird, ist das Sparpotenzial hierbei gering. Im Schnitt hielt der Akku nur rund zwei Stunden länger als ohne diese Einstellung.

Besser durchdacht ist der Ultrasparmodus. Bei diesem werden nur noch die essenziellen Smartphone-Funktionen wie das Telefon und SMS mit Strom befeuert. Das schränkt die Nutzung des Gerätes zwar enorm ein, hilft aber, auch bei nur etwa 8 Prozent Akkuladung noch mehrere Stunden durchhalten zu können.

Fazit: Honor 6 bietet viel Smartphone für wenig Geld

Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 1
  • Bedienung, Handling, Software: 1,2
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 1,9
  • Basis-Feature des Handys: 1,3
  • Einschätzung des Redakteurs: 1,3
  • Gesamtnote: 1,3
Das Honor 6 überrascht in vielerlei Hinsicht: Zum einen begeistert die Leistung des Prozessors, die zum Teil sogar deutlich teurere Geräte blass werden lässt. Vor allem kommt hier der 3 GB große Arbeitsspeicher zum Tragen, der in der Geräte-Kategorie des Honor 6 ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist. Spaß macht zudem die gute Kamera mit ihren Groufie- und Selfie-Funktionen sowie die individuelle Gestaltungsmöglichkeit der Emui-Oberfläche. Auf spezielle Features wie einen Fingerabdrucksensor oder Schrittzähler muss jedoch verzichtet werden.

Abstriche müssen Nutzer zudem beim Gehäusematerial machen. Statt Metall und Glas findet sich beim Honor 6 lediglich Kunststoff. Trotz der zwei Spalten am Testgerät wirkt das Honor 6 keineswegs minderwertig. Vielmehr bekommen Nutzer für vergleichsweise wenig Geld ein Smartphone, das von der Grundausstattung her kaum einen Wunsch offen lässt.