Intel: Trotz Imageschaden neues Rekordergebnis
Noch haben Meltdown und Spectre keine Auswirkugnen auf Intels Bilanzen
Foto/Logo: Intel, Grafik/Montage. teltarif.de
Der Chip-Hersteller Intel hat dank starken Wachstums im Geschäft mit Datenzentren sowohl im Schlussquartal als auch im Gesamtjahr 2017 Rekorderlöse verbucht. In den drei Monaten bis Ende Dezember stieg der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreswert um 4 Prozent auf 17,1 Milliarden US-Dollar (13,8 Mrd Euro). Das teilte der Konzern, der derzeit wegen Sicherheitslücken bei seinen Chips in Erklärungsnot ist, nach US-Börsenschluss mit.
Trotz des Umsatzanstiegs fiel unterm Strich ein Verlust von 687 Millionen US-Dollar an. Der Grund: Die US-Steuerreform verursachte eine einmalige Abschreibung von 5,4 Milliarden US-Dollar, insbesondere weil Abgaben auf im Ausland geparktes Vermögen fällig werden. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Überschuss von 3,6 Milliarden US-Dollar erzielt worden. Intel lobte die neuen Steuergesetze jedoch und betonte, 2018 von den niedrigeren Unternehmenssteuern zu profitieren.
Die Ruhe vor dem Sturm
Noch haben Meltdown und Spectre keine Auswirkugnen auf Intels Bilanzen
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Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Intel die Erlöse um 6 Prozent auf 62,8 Milliarden US-Dollar. "2017 war ein Rekordjahr, angetrieben von starkem Wachstum in unserem Geschäft mit Rechenzentren", sagte Konzernchef Brian Krzanich. Dennoch drückte die hohe Abschreibung wegen der Steuerreform den Jahresgewinn um 7 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar. Das dürfte derzeit aber Krzanichs geringste Sorge sein. Der Manager steht aufgrund der schwerwiegenden Sicherheitslücken Meltdown und Spectre unter Druck.
Bislang hat Intel noch keine umfassende Lösung für das Problem geliefert, durch das Computerchips zu Einfallstoren für Datendiebe werden könnten. "Wir arbeiten dran", sagte Krzanich in einer Schalte mit Analysten und Investoren und kündigte an, die Sicherheitsmängel "später in diesem Jahr" durch neue Hardware beheben zu wollen. Zudem warnte Intel vor rechtlichen Risiken durch Sammelklagen sowie negativen Folgen für Kundenbeziehungen und Reputation.
Zuletzt zeigte sich, dass die ersten verfügbaren Betriebssystem-Patches und Microcode-Updates einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Leistung im Alltag haben. Zumindest sofern man die Top-Modelle der Prozessoren verwendet, wie aus einer Studie von Intel hervorgeht. Nicht berücksichtigt wurden dabei Einsteiger-Chips, was zurecht zu größerer Kritik an den Versuchen Intels führte. Vor allem, da der Konzern zuletzt einige Microcode-Updates wegen unerwarteter Nebeneffekte zurückziehen musste.
Keine Angst vor Meltdown- und Spectre-Auswirkungen
Mit einem zuversichtlichen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr unterstrich der Konzern jedoch, dass er keine schweren finanziellen Folgen durch das Sicherheitsproblem erwartet. Intel stellte einen deutlichen Umsatzanstieg auf 65 Milliarden US-Dollar und ein kräftiges Gewinnplus in Aussicht. Bei Anlegern kam das gut an, die Aktie legte im nachbörslichen Handel um rund 4 Prozent zu. Zusätzliche Freude am Markt bereitete eine Dividendenerhöhung.
Im Kerngeschäft mit klassischen Computerchips tut sich Intel wegen der sinkenden PC-Nachfrage schon länger schwer, konnte im Gesamtjahr 2017 aber immerhin ein Umsatzplus von drei Prozent verbuchen. Im Schlussquartal sanken die Erlöse hier um 2 Prozent auf 9 Milliarden US-Dollar. Zuletzt gelang es aber gut, die Schwäche durch andere Sparten wettzumachen. So legte das Geschäft mit Rechenzentren um überraschend starke 20 Prozent auf 5,6 Milliarden US-Dollar zu.